E-Commerce : Albtraum Prime Day

Gestern, Montag, startete der jährliche Amazon Prime Day. Heute um Mitternacht endet er wieder. Wenn die Marathon-Online-Shopper wieder zu Luft kommen, ist der Spuk für etliche im Hintergrund noch nicht vorbei. Für die Logistiker nämlich.

Beim Prime Day werden 36 Stunden lang laufend Schnäppchen angeboten. Ein Super-Einfall von Amazon, den es der Welt zu seinem eigenen 20. Geburtstag erstmals vor drei Jahren präsentierte. Gedacht als Konkurrenz zum Black Friday richtet sich der Schnäppchen-Tag nur an Prime-Kunden. Sicherlich wird der Online-Riese auf diese Weise noch einige bisher Resistente umgestimmt haben, sich doch Prime zuzulegen.

Dass der Prime Day länger dauert als ein eigentlicher Tag, unterstreicht den offensichtlichen Erfolg des Unterfangens. Letztes Jahr machte Amazon durch die Aktion an nur einem Tag eine Milliarde Dollar Umsatz weltweit, laut dem Online-Portal Tamebay ist auch heuer mit einer Million Bestellungen zu rechnen. Das sind viele Pakete, die natürlich in Prime-Zeiten zugestellt werden müssen. Das eine Herausforderung zu nennen, wäre schon fast zynisch.

In Deutschland ist DHL der wichtigster Partner von Amazon in der Zustellung der Bestellungen. Der Prime Day wird hier lange im Voraus schon geplant, die Kapazitäten aufgestockt. Würde es hier für ein paar Tage zu Verzögerungen kommen, wäre das zwar verständlich – doch für Amazon nicht entschuldbar. DHL ist sich darüber bewusst, auch in einer solchen Ausnahmesituation gut performen zu müssen. „Ziel ist es, unsere Qualität in der Zustellung auch bei erhöhten Sendungsmengen gleichbleibend hoch zu halten und negative Auswirkungen auf die Lieferzeiten zu vermeiden“, sagt ein Sprecher des Paketdienstes. Das klingt fromm – ist aber für viele Arbeiter eine zusätzliche Belastung. Während die Kunden sich weiterhin daran gewöhnen, etliche Bestellungen innerhalb von zwei Tagen Maximum zu erhalten. Die Aufträge von Amazon an DHL wuchsen 2017 etwa um 17 Prozent.

Diese Zahl wirkt gleich ungemein interessanter, wenn bedacht wird, dass im gleichen Jahr das von Amazon ausgeschickte Paketvolumen um 30 Prozent stieg. Wer lieferte also die restlichen Pakete aus? Obwohl DHL bereits spezielle Vergünstigungen für seinen Riesen-Kunden anbietet, sieht sich Amazon stets nach billigen Alternativen um. So wuchsen die Aufträge an Hermes im Jahr 2017 um unglaubliche 45 Prozent. Und noch billiger wird sich Amazon es wohl machen wollen, wenn sie schließlich nur mehr auf ihre eigene Zustellung vertrauen – in den USA hat der Online-Riese bereits eine eigene Lkw- und eine Flugzeugflotte. Wobei nicht alles Amazon ist, wo das Amazon-Logo draufprangt. Der Online-Händler heuert auch gerne kleine Lieferdienste an, gibt ihnen eine finanzkräftige Starthilfe und lässt sie als Amazon-eigener Kurier fahren.

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