dispo: Herr Herz, es gibt eine schöne Anekdote über Sie. 1955 haben Sie als Werbeleiter von Gloriette den Vatertag in Österreich begründet, um den sommerlichen Konsum zu fördern. Promotet haben sie das aber mit der Ankündigung, man müsse den Vatertag „endlich wieder stärker feiern“.
Helmut Herz: Natürlich! Wenn Sie ankündigen, etwas Neues zu machen, dann werden Sie gefragt: Warum eigentlich? Wenn Sie aber sagen: Ich will das jetzt endlich einmal besser machen, dann hören Sie: Sehr gut, das wird auch Zeit! Denselben Spaß habe ich schon bei der ersten Gloriette-Werbung gemacht. Wir schrieben nicht „Gloriette – jetzt neu“, sondern „Endlich wieder da: das Wiener Hemd!“
Diese Marketing-Getriebenheit war auch der Hintergrund der Gründung von dispo?
Herz: Ja, ich habe damals die Ifabo gegründet. Jetzt hatte ich zwar eine Messe, aber kein Medium, um die Menschen auch anzusprechen. Ich habe ganz einfach ein Medium für die Ifabo gebraucht.
Sie müssen bedenken, von welcher Zeit wir hier sprechen. Die Menschen in der Werbung waren damals ganz anders als heute. Heute gibt es Spezialisten für alles, für Text, für Layout, für Kreation. Und zum Schluss kommt meist trotzdem völliger Schwachsinn heraus. Ich war damals mit vielen Werbeleitern befreundet, und alle waren echte Allrounder. Damals musste man fit sein in den Druckverfahren, man musste mit den Händlern umgehen können, Texte schreiben, layouten, einfach alles. Ich denke, dass man auf diese Weise auch viel tiefer in das Thema Werbung eintauchen konnte. Und in diesem Sinne war auch dispo in ein Gesamtkonzept eingebunden.
https://www.youtube.com/watch?v=8N7o4yvQWKw]
Sie haben also ein Magazin für eine Zielgruppe erfunden, die davor kein Medium hatte?
Herz: Genau. Das Konzept war eigentlich ganz einfach. Es gab ja Zeitschriften für viele Handels-Branchen, für Textilhändler, Papierhändler, Farbenhändler und so weiter. All diese Zeitschriften haben den Primärbedarf der jeweiligen Branche abgedeckt. Wenn aber jemand einen Stapler gebraucht hat, dann gab es da nichts. Also wollte ich ein Magazin für den Sekundärbedarf, für die Dinge, die jeder braucht. Also alles zum Thema Büro, Lager, Transport, Werbegeschenke et cetera. Die Zielgruppe waren die Entscheider in den Unternehmen, die oberste Ebene. Das war das Konzept. Und ich bin davon überzeugt: Je einfacher ein Konzept ist, desto besser funktioniert es auch.