Wir decken jetzt mit regionalen Verteilzentren die wichtigsten Handelsplätze der Nordhalbkugel mit eigenen Betrieben ab. Solche Größensprünge bedürfen simultaner Entwicklungen bei der eigenen oder gemieteten Immobilie, des geeigneten Personals und Managements, der Geräte und bei der Automatisierung, der Integration mit den Systemen von mittleren und größeren Kunden. Für manche Marktsegmente braucht man auch eine Anpassung der eigenen Software. Als breit aufgestellter Info-Logistik-Komplettanbieter mit einem umfangreichen Portfolio an Luft-, See-, Landtransport- und Logistik-Services ist es natürlich auch ein Vorteil für den Kunden, wenn wir neben Lagerdienstleistungen auch weitere Dienstleistungen anbieten können.
Wir prüfen und evaluieren laufend unsere aktuelle Situation. Generell hat die ASPAC-Region bei uns einen hohen Stellenwert und ist ein Geschäftsbereich, den wir als Zukunftsmarkt ansehen.
Angesichts E-Commerce, kleinerer Losgrößen und steigender Erwartungen der Empfänger an die Lieferzeit: Steigen die Anforderungen an Ihre IT-Landschaft?
Krauter: Ich denke, wir können mit der Lösung vieler Anforderungen an die IT-Landschaft zufrieden sein, vor allem mit unserem Kundeninterface, unserer Visibility and collaboration platform „SPOT“ und individuellen Kundenlösungen. Diese Entwicklung wird aber nie zu ganz abgeschlossen sein, und wir sehen gigantische Herausforderungen bei der Integration von Kunden.
Das ist aber bei weitem nicht alles, denn die Anforderungen an die Produktivität unseres internen Transport-Management-Systems sind ebenso riesig. Genauso fordernd ist der Datenaustausch mit der für alle Spediteure gleichen Welt von Frachtführern, Luftlinien, Seefrachtlinien, Zollbehörden etc. Da sind wir lange den Weg des Einzelkämpfers gegangen, werden uns aber in Zukunft eines der führenden Software-Lieferanten bedienen, genauso wie DHL, DSV oder andere Speditionsriesen.
Eine Frage noch zur Neuen Seidenstraße: Ich habe den Eindruck, dass es um dieses Thema zuletzt wieder ein bisschen ruhiger wurde. Wie stehen Sie denn zu dieser Initiative?
Krauter: Die neue Seidenstraße ist doch schon Realität! Und sie wird in Zukunft hoffentlich noch weiter an Bedeutung gewinnen, und das nicht nur in Richtung Westen, sondern auch in Richtung Osten.
Die Bahnverbindung hat auf jeden Fall eine Berechtigung im Verkehrsmix zwischen Asien – vor allem China – und Europa. Es gibt natürlich auch noch einige Schwierigkeiten, vor allem im Umschlag zwischen der russischen Breitspur und dem bestens ausgebauten europäischen 1440-mm-Schienennetz. Da gab es im vergangenen Jahr zeitweise einen tagelangen Rückstau. Es wäre vielleicht eine Überlegung wert, die Breitspur nach Polen um einige Kilometer zu verlängern und dort einen weiteren Umschlagsbahnhof zu bauen.
Und eine Verlängerung der Breitspur bis Wien?
Krauter: Ich kann persönlich bisher nicht nachvollziehen, warum man parallel zur europäischen Spurbreite in Europa noch die russische dazu bauen sollte. Das bedeutet zusätzliche Investitionen, über die sich nur die Baufirmen freuen, und erhebliche jährliche Betriebskosten. Wir bauen ja auch keinen Binnenschifffahrtskanal neben die Donau, um die Donauschifffahrt zu fördern, sondern nützen die Donau, die wir schon haben – maximal baggern wir sie dort aus, wo wir Engpässe sehen. Deshalb frage ich mich, warum man denn eine Verlängerung der Breitspur bis nach Wien braucht.