Jungheinrich : „Eine Stapler-Flotte, die atmet“

Jungheinrich
© Thomas Topf

dispo: Herr Prenner, in letzter Zeit wird viel über Asset Light gesprochen. Ist dieser Ansatz in Ihren Augen im Vormarsch?

Sebastian Prenner: Ja, definitiv. Der Wettbewerbs- und der Preisdruck steigen für alle Unternehmen, und damit auch der Zeitdruck. Wer immer schneller auf neue Marktgegebenheiten reagieren muss, benötigt eine möglichst flexible Intralogistik – und der stehen die Staplerflotten oft im Wege. Weil zum Beispiel der Restbuchwert noch zu hoch ist, oder weil man vertraglich noch gebunden ist. Wir bieten mit dem Rental Fleet Management flexible Modelle, bei denen einige Fahrzeuge fix im Unternehmen bleiben und andere zum Beispiel saisonale Spitzen abdecken. Eine Flotte, die atmet, die mitlebt.

Die Kunden reichen die geforderte Flexibilität also an Sie weiter?

Prenner: Wenn Sie so wollen: Ja, das ist unser Angebot.

Ist Österreich hinsichtlich Asset Light konservativer als andere Länder? „Was man hat, hat man“?

Prenner: In Ländern wie Italien, Frankreich oder UK ist Asset Light tatsächlich viel eher gang und gäbe. Es ist kein Zufall, dass in vielen kleinen österreichischen Unternehmen die Stapler sogar Namen haben und fast wie Mitarbeiter empfunden werden. Das ist zwar liebenswert, aber Unternehmen können sich das immer weniger leisten. Der Stapler, der 15 Jahre lang repariert wird, ist eine ineffiziente Form von Anlagevermögen.

Aber es gibt eine Untergrenze für Ihr Flottenmanagement?

Prenner: Im ersten Schritt ist es eine Investition, und die muss sich natürlich irgendwann amortisieren. Bei einem Unternehmen mit zwei oder drei Staplern wird das wohl eher nicht der Fall sein. Aber es gibt definitiv Cases ab zehn oder 20 Geräten, bei denen es sich lohnt.

Wie laufen solche Projekte ab?

Prenner: Wenn wir ein Unternehmen noch nicht kennen, beginnt es mit klassischer Recherche: Geschäftsmodell, Kundenstruktur, Jahresabschluss, formulierte Ziele, Nachhaltigkeitsstrategie. Dann besuchen wir das Unternehmen, reden mit den Verantwortlichen für Logistik, Einkauf, Finanzen und natürlich auch mit den Anwendern. Schließlich sehen wir uns natürlich den Einsatzort der Flotte an: Welche Struktur haben Lager oder Produktion, welche Assets? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Stimmt die Dimensionierung der eingesetzten Stapler? Unterdimensionierten Geräten droht Überlastung, überdimensionierte verursachen zu hohe Kosten. Und nicht zuletzt: Benötigt man für gewisse Einsätze überhaupt einen Stapler? Wir versuchen also, möglichst viel Transparenz zu schaffen.

Aus den Informationen destillieren wir dann die Standortanalyse – das ist ein veritables Buch, in dem detailliert beschrieben ist, was man ändern könnte und was positiv ist. Diese Analyse zeigt schon einiges auf, aber die großen Einsparungspotenziale entstehen erst später.

Wieso das?

Prenner: Rental Fleet Management ist unser Produkt mit den meisten Leistungsbestandteilen. Wir stellen nicht einfach nur Stapler zum Kunden, sondern bleiben über die Vertragslaufzeit aktiv beratend tätig. Wenn man mindestens alle paar Wochen vor Ort ist, versteht man die Prozesse des Kunden natürlich viel tiefer. Standardisierung etwa ist ein wichtiger Aspekt – aber damit muss man sich schon sehr eingehend beschäftigen. Manchmal sehen wir in Unternehmen 20 verschiedene Staplermodelle, die für ihren jeweiligen Zweck zwar optimal passen, die aber dennoch auf fünf Modelle reduziert werden könnten. Das erhöht natürlich die Flexibilität im Unternehmen deutlich. Zusätzlich erhöht es auch die Sicherheit, weil man Ausfälle in einer standardisierten Flotte leichter kompensieren kann.

Apropos Modelle: Wie gehen Sie eigentlich mit Mischflotten um?

Prenner: Mit ein paar Fahrzeugen anderer Hersteller haben wir kein Problem. Bei kompletten Fremdflotten müssen wir abwinken. Nicht, weil wir beleidigt sind, sondern weil wir den Kunden in diesem Fall nicht so unterstützen können, wie es unseren Möglichkeiten entspricht. Vor allem, wenn es in Richtung anderer Energieträger geht: Jungheinrich setzt stark auf die Lithium-Ionen-Technologie. Diese Fahrzeuge mit anderen zu mischen, hat nur in wenigen Anwendungen Sinn.

Sie setzen ausschließlich auf die Li-Ionen-Technologie?

Prenner: Nahezu. Diese Technologie ist in der Intralogistik ganz einfach zu 95 Prozent die richtige. Wasserstoffantrieb bedeutet sehr hohe Investitionskosten und hohe Kosten in der Erzeugung des Wasserstoffs selbst – das rechnet sich aktuell einfach nicht. Nur in sehr seltenen Fällen, in denen sich ein Unternehmen wirklich keine Minute Zeitverlust durch die Strombetankung leisten kann, ist Li-Ion nicht passend.

Wie messen Sie eigentlich den Erfolg des Rental Fleet Management? Gehen Sie konkrete Commitments ein?

Prenner: Unser Commitment ist „Einsparung“. Durch die Standortanalyse und unseren Business Case können wir Einsparungspotenziale sehr gut abschätzen. Die praktische Umsetzung und Realisierung der Einsparungen liegen immer beim Kunden selbst. Aber wir haben unsere Erfahrungswerte aus zahllosen Projekten. Vor allem in Kombination mit unserer Software ISM Online machen wir die Flotte so transparent, dass wir auch die Effekte von Veränderungen sehr gut abbilden können. Im Bereich der Gewaltschäden erreichen wir so Reduktionen um bis zu 60 Prozent. Die Lithium-Ionen-Technologie kann bis zu 30 Prozent Energiekosten und CO2-Emissionen reduzieren, und selbst bei der administrativen Arbeit schaffen wir bis zu 40 Prozent Einsparung. Unter dem Strich rechnen wir mit einer Senkung der Logistikkosten um 15 bis 20 Prozent – doch wie gesagt: Es ist eine Partnerschaft, aber die Umsetzung liegt letztlich in der Hand unserer Kunden.

Das heißt aber vice versa, dass da draußen immer noch sehr viel ineffiziente Intralogistik betrieben wird.

Prenner: Dem kann ich nicht widersprechen. Die Auslastung eines Staplers über 50 Prozent ist eine echte Seltenheit. Intralogistik wird immer noch sehr häufig aus dem Bauch heraus betrieben. Natürlich ist die jahrelange Erfahrung der Logistikleiter extrem wertvoll, aber oft entstehen auch blinde Flecken: Ich habe Unternehmen gesehen, in denen umgerechnet eine Vollzeitkraft mit dem Nachfüllen von Batteriewasser ausgelastet war. Da es für den Einzelnen nur ein paar Minuten sind, fällt so etwas im Alltag gar nicht auf. Deshalb sind die Standortanalysen ja auch so wichtig.

Gibt es eigentlich auch Unternehmen, denen allzu eingehende Beschäftigung mit dem Status Quo unnötig erscheint?

Prenner: Natürlich gibt es die, wir bekommen durchaus Ausschreibungen, die nur die technischen Anforderungen des Fahrzeugs beinhalten. Dann müssen wir sagen: Sorry, aber wenn wir uns das nicht ansehen dürfen, haben wir leider kein Angebot, das Ihnen weiterhelfen würde.

Täuscht der Eindruck, dass sich die klassischen Staplerhersteller immer mehr durch Serviceangebote zu unterscheiden versuchen?

Prenner: Die Bedeutung des Servicebereichs ist definitiv größer geworden. Was auch daran liegt, dass Hersteller schlechter Technologie ganz einfach nicht mehr im Markt sind – kein Unternehmen kann sich heute leisten, einen Stapler mehrere Tage lang ausfallen zu lassen. Wir sind im Schnitt innerhalb von zwei Stunden beim Kunden, und wir haben eine Ersatzteilverfügbarkeit von annähernd 100 Prozent. Dass die Kunden das heute durchaus erwarten, liegt wohl auch daran, dass Jungheinrich in dieser Beziehung einiges vorgelegt hat.

Jungheinrich Rental Fleet Management

Betreiber von Staplerflotten sind mit sich immer schneller verändernden technologischen, prozessualen und ökonomischen Bedingungen konfrontiert. Die Antwort von Jungheinrich ist das Rental Fleet Management: Eine optimierte Kernflotte wird dabei durch Maschinen ergänzt, die ausschließlich Bedarfsspitzen abdecken.

Die Lösung ist auf die Bedürfnisse des Unternehmens individuell abgestimmt: Im Rahmen einer eingehenden Standortanalyse werden Umfang, Art und Alter der Flotte ermittelt, die Prozesse und die Auslastung jedes einzelnen Fahrzeugs geprüft und die Daten grafisch aufbereitet.

Während der Vertragslaufzeit sorgen die Spezialisten für eine kontinuierliche Flottenoptimierung. Sie überprüfen die Flotte regelmäßig vor Ort hinsichtlich Auslastung und Spezifikation. Nicht mehr passende Fahrzeuge werden ausgewechselt, ihre Anzahl dem Umschlagsvolumen angepasst. Wird ein Standort geschlossen oder umgebaut, nimmt Jungheinrich die nicht mehr benötigten Stapler und Hubwagen zurück oder liefert andere, die den neuen technischen Anforderungen besser entsprechen.

Ergänzend bietet Jungheinrich die webbasierte Telemetrielösung ISM Online, ein System zur analytischen Sammlung, Beobachtung und Auswertung von Flottendaten – standortübergreifend, international und herstellerunabhängig. ISM Online erfasst kaufmännische, Einsatz- und Schockdaten jedes einzelnen Fahrzeugs, diese werden auf einem intuitiv zu bedienenden Dashboard ausgewiesen. Der Zugriff auf die Daten ist weltweit auch über Smartphones und Tablets möglich. Das System ist in verschiedenen Modulen verfügbar, die individuell kombiniert werden können.