Case Study : Eiskalt, aber automatisiert

Intralogistik Lager
© Knud Dobberke

Das stetige Wachstum der beiden Unternehmen Hochreiter Fleischwaren und Condeli führte die Lagerkapazitäten zuletzt an ihre Grenzen. Der neue Produktionsstandort im Reichenthal benötigte daher ein neues Hochregallager für die selbst produzierten, tiefgekühlten Zwischen- und Fertigprodukte. Der Betrieb investierte zunächst in den Bau einer rund 7.500 m² großen Lagerhalle, deren Innenleben SSI Schäfer konzipieren und umsetzen sollte.

Bereits bei der ersten, wichtigen Entscheidung, nämlich ob das Tiefkühl-Hochregallager automatisiert oder per Schmalgangstapler geführt werden sollte, war Thomas Kemmer, Project Manager von SSI Schäfer Salomon Automation, involviert. Die Gründe, die für die Automatisierung gesprochen haben, waren die hohe Umschlagsleistung und das Ziel, möglichst viel Volumen auf engem Raum zu lagern. Das schließlich realisierte zweigassige Kanallager bietet diese Vorteile: bis zu 60 Einlagerungen und gleichzeitig 60 Auslagerungen pro Stunde und eine Lagerkapazität von 4.743 Europaletten auf neun Lagerebenen. Zudem sprach auch für diese Entscheidung, dass man die eigenen Mitarbeiter möglichst wenig Temperaturen von minus 20 °C im Tiefkühllager aussetzen wollte. Ein automatisiertes Lager muss lediglich zu Wartungsarbeiten betreten werden.

Kompaktlager mit kurzen Lagerkanälen und Palettenshuttle

Als Lagerverwaltungssystem und Materialflussrechner ist das System „WAMAS“ inklusive Steuerungstechnik – beides von SSI Schäfer – im neuen Lager installiert. Zur Visualisierung dient WAMAS-Lighthouse. Zwei Regalbediengeräte vom Typ Exyz mit Orbiter als Lastaufnahmemittel dienen zur Versorgung des Lagers. Zudem wurde eine Palettenfördertechnik installiert, ein Hochregal sowie Schnelllauftore. Zum Service von SSI Schäfer gehören außerdem die Installation, Verkabelung, Tests, die Inbetriebnahme, Schulungen, das Projektmanagement und die regelmäßige Wartung inklusive Remote-Zugang für die Fehlerbehebung im Störfall.

Die Paletten können nun an beiden Lagerenden ein- oder ausgelagert werden. Dazu werden die Paletten mit einem Stapler auf einen Kettenförderer aufgesetzt und der Barcode mit einem Handscanner gescannt. Damit ist die Ware im Lagerverwaltungssystem WAMAS erfasst. Zum Start des Einlagerungsvorgangs zieht der Staplerfahrer an einer Schnur und die Palette durchläuft einen Profilcheck und eine Gewichtsprüfung. Defekte Paletten werden zur Fehlerbehebung einem „No read“-Platz zugeführt, hier von einem Mitarbeiter überprüft und nach der Fehlerbehebung erneut zur Einlagerung gegeben. Die Wahl des optimalen Lagerplatzes wird von WAMAS bestimmt.

Umfangreiche Sicherheitsausstattung

Am Übergabeplatz übernimmt das Orbiter-System die Palette. Vom Regalbediengerät wird sie an den vorgesehenen Lagerkanal befördert und fährt anschließend mit den bis zu 1.200 kg schweren Paletten über Regalschienen zum Lagerplatz im Kanal und setzt sie dort ab. Für die Auslagerung wird die Palette aus der Regalschiene gehoben und vom Orbiter wieder zum Regalbediengerät gefahren. Das kabellose Orbiter-Fahrzeug hat eine umfangreiche Sicherheitsausstattung. Außerdem wird es über Power Caps, die an der Docking Station auf dem Regalbediengerät immer wieder zwischengeladen werden, in Sekunden mit Energie versorgt. Die ausgelagerten Paletten gelangen schließlich über eine Förderstrecke auf eine Pufferbahn und werden dort zur Abholung durch den Stapler bereitgestellt.

Bei der Konzeption des automatischen Hochregallagers musste im Lösungskonzept außerdem berücksichtigt werden, dass in der Lebensmittelindustrie oft mit unterschiedlichen Paletten gearbeitet wird. So kommen bei Hochreiter Euro-, Hygiene- und Industriepaletten zum Einsatz, letztere auch in Übergrößen. „Dennoch konnten wir die optimale Raumausnutzung des Lagers gewährleisten“, ist Hofstätter überzeugt. Wir haben inzwischen einiges an Erfahrung sammeln können“, resümiert Geschäftsführer Gottfried Hochreiter die erste Zeit mit dem neuen Lager: „Das Tiefkühllager fügt sich mit seiner Automatik optimal in unseren Betrieb ein und hat dazu beigetragen, wichtige Prozesse effektiver und wirtschaftlicher zu gestalten.“

Auftraggeber

Die 1958 gegründete Hochreiter Fleischwaren GmbH mit Firmensitz im oberösterreichischen Bad Leonfelden verarbeitet und vermarktet Lebensmittel. In der zweiten Generation führen Wolfgang und Gottfried Hochreiter das Familienunternehmen mit über 310 Mitarbeitern und einem Umsatz von 110 Mio. Euro. Die Herstellung von Wurst- und Fleischwaren für zahlreiche Lebensmittelkonzerne bildet das Kerngeschäft, das in den vergangenen Jahren konstant gewachsen ist. Zur Hochreiter-Gruppe gehört seit 2012 auch das Tochterunternehmen Condeli mit Sitz im benachbarten Reichenthal. Mit 110 Mitarbeitern und einem Umsatz von 40 Mio. Euro (2014) hat es sich erfolgreich auf Convenience-Food spezialisiert.

Auftragnehmer

Die SSI Schäfer Gruppe ist ein weltweit führender Lösungsanbieter von modularen Lager- und Logistiksystemen. Das Unternehmen beschäftigt am Hauptsitz in Neunkirchen, in 60 Auslandsgesellschaften sowie an Produktionsstätten im In- und Ausland über 8.500 Mitarbeiter.

Das Unternehmen plant, konzeptioniert und produziert Systeme zur Einrichtung von Lagern, Betrieben, Werkstätten und Büros, manuelle und automatische Lager-, Förder-, Kommissionier- und Sortiersysteme sowie Lösungen für Abfalltechnik und Recycling. SSI Schäfer hat sich daneben zu einem der größten Anbieter für Software für den innerbetrieblichen Materialfluss entwickelt. Mehr als 900 IT-Experten entwickeln hoch leistungsfähige Anwendungen und stehen den Kunden für Lösungen zur intelligenten Verknüpfung von Software- und Hardwarekomponenten beratend zur Seite. Das umfassende Software Portfolio mit „WAMAS“ und SAP deckt alle Vorgänge von Lagerverwaltung bis Materialflussverwaltung ab. Gleichzeitig optimiert SSI Schäfer mit eigenen Lösungen die Produktivität und Arbeitsleistung der Kunden und schafft die Möglichkeit, durch Messung und Bewertung mit Hilfe von KPIs das Lager aktiv zu bewirtschaften.

SSI Schäfer realisiert außerdem als global tätiger Generalunternehmer komplexe Logistiksysteme, ausgehend von der Systemplanung und -beratung bis hin zur schlüsselfertigen Anlage und maßgeschneiderten Service- und Wartungsangeboten.