Digitalisierung : Ertrinken das Internet und damit die Digitalisierung?

Die Digitalisierung in der Logistik schreitet mit großen Schritten voran und IoT flüstert es aus jeder zweiten Ecke. Viel Hoffnung wird in 5G gesteckt, das vollautonom fahrende Autos erst ermöglichen und damit das Transportwesen revolutionieren würde. „Die Digitalisierung wird auf Lieferketten den Einfluss haben, den Dampf und Elektrizität auf die Produktion hatten“, sagt Joe Terino, Leiter der Sparte Supply Chain Management beim Strategieberater Bain and Company.

Doch was bringen alle Fortschritte, was nützen alle Bemühungen, Logistiker und Lagerhäuser auf den digitalen Pfad zu führen, wenn das Internet nicht mehr funktioniert?

Tatsächlich ist die weltweite Internetverbindung durch den steigenden Meeresspiegel und damit durch die Klimakrise gefährdet.

Eine Studie von Ramakrishnan Duraiajan Professor an der University of Oregon und Paul Barford, Computerspezialist an der University of Wisconsin, zeigt, dass die Gefahr nicht nur real ist – sie ist auch imminent.

Die gigantische Infrastruktur, die hinter dem Internet steckt und heute praktisch die ganze Welt miteinander verbindet, wurde innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten verlegt. Teilweise passierte das fast schon in Hast, als in den 1980ern regelrecht ein technischer Boom einsetzte und in den darauffolgenden Jahren die Nachfrage nach Konnektivität rapide anstieg. Dementsprechend unüberlegt und opportunistisch scheint ein großer Teil der Infrastruktur verlegt worden zu sein.

Das liegt unter anderem auch daran, dass nicht einfach nur ein paar wenige Anbieter an der Infrastruktur beteiligt waren, sondern sehr plötzlich sehr viele Unternehmen mitmischen wollten.

Das Resultat sind Millionen Kilometer an Kabeln, die parallel zu Küstenlinien verlaufen. Es schien damals, vor 25 Jahren, sinnvoll, sie nächst Elektrizitätsinfrastruktur und wichtigen Straßen verlaufen zu lassen.

Weite Teile der Glasfaserkabeln sind nun aber vom steigenden Wasser bedroht. Denn auch wenn Teile der Infrastruktur relativ wasserbeständig sind, wurden sie noch lange nicht dafür designt, für immer unter Wasser zu liegen.

Die Studie hat erstmals gezeigt, wie groß und nah die Gefahr wirklich ist. „Der Meeresspiegel muss gerade einmal ein paar Zentimeter steigen“, sagt Barford. Innerhalb von 15 Jahren könnte es bereits so weit sein. In den USA sind besonders Kabeln in New York City, Seattle und Miami gefährdet. Die Studienautoren waren selbst überrascht: „Die Vermutung war, dass wir 50 Jahre Zeit hätten, dafür zu planen.“ Doch jetzt sieht es danach aus, dass rund 6.500 Kilometer Glasfaserkabeln und über 1.100 Knotenpunkte für das Internet bis 2033 komplett von Wasser umgeben sein werden.

Gleichzeitig verlaufen massivere Kabel durch die Ozeane – diese sind komplett wasserresistent, wurden sie schließlich auch für einen solchen Einsatz designt. „Der erste Instinkt ist, die Infrastruktur stärker zu machen“, sagt Barford. Eine Möglichkeit wäre der Bau großer Walle, die die Wassermassen abhalten sollen. „Wir können wahrscheinlich ein bisschen Zeit erkaufen, doch über kurz oder lang ist das nicht effektiv.“

Auch geht die Wassergefahr nicht ausschließlich vom permanent steigenden Meeresspiegel aus. Studienautor Duraiajan verweist auf Tsunamis, Hurrikans und Verschiebungen durch Erdbeben – „sie alle könnten weitere Belastungen bedeuten, die für eine ohnedies schon gefährdete Infrastruktur katastrophal wären.“

https://youtu.be/KDcdgcRtvBQ

Vergangene temporäre Zusammenbrüche des Internets nach Umweltkatastrophen haben die Fragilität bewiesen – wie etwa durch den Zyklon Idai in Mosambik im März dieses Jahres. Und auch in Großbritannien werden schon Studien durchgeführt, wie gefährdet Internetverbindungen durch stärkeren Regenfall im Winter, höhere Luftfeuchtigkeit und stärkere Winde sein könnten.

Klar ist, wenn die Kabel auch nur in den USA gefährdet wären, würde das schon massive Probleme für die ganze Welt bedeuten. 97 Prozent aller interkontinentalen Daten werden laut dem Asia-Pacific Economic Corporation Forum über die Kabel übertragen.

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