dispo: Herr Hoyer, ist Brandschutzplanung ein kreativer Beruf, oder ist ohnehin vorgegeben, was Sie tun müssen?
Werner Hoyer-Weber: Brandschutz ist ein umfangreicher und stark reglementierter Bereich der Bauordnung. Hier sind gewisse Schutzziele definiert, die natürlich auch nicht verhandelbar sind. Dafür, wie Sie diese Ziele erreichen, gibt es ebenfalls Vorgaben – aber man kann vom Regelwerk abweichen, wenn man nachweist, dass man mit anderen Maßnahmen die gleichen Ziele erreicht. Wir verfügen also über ein Portfolio aus baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen, aber wir lassen uns für jedes Projekt einen spezifischen Mix einfallen.
dispo: Wie kreativ mussten Sie denn beim Ikea-Logistikzentrum sein?
Hoyer-Weber: Eine Herausforderung war, dass hier zwei Hochregallager übereinander platziert sind. Normalerweise nützt man ja Öffnungen im Dach, um Rauchabzug zu gewährleisten. Wenn das – wie hier in der unteren Ebene – nicht möglich ist, muss man mit Hilfe von Ventilatoren für Brandrauchverdünnung sorgen. Vorgesehen ist, dass man damit zwölf Mal pro Stunde den kompletten Rauminhalt an Luft austauschen kann. Bei einer Brandabschnittsfläche von 10.000 m2 hätten wir eine riesige Anzahl an Ventilatoren gebraucht. Mit Hilfe weiterer Maßnahmen konnten wir aber die Rauchmenge reduzieren, womit auch eine geringere Absaugleistung ausreicht. Und davon konnten wir auch die Behörde überzeugen.
dispo: Sie sind also auch davon abhängig, an welchen Beamten Sie geraten?
Hoyer-Weber: Wir treffen auf Menschen, nicht auf Apparate. Und Menschen sind unterschiedlich.
dispo: Wird mit einer solchen Entscheidung eine Präzedenz geschaffen?
Hoyer-Weber: Nein, es ist immer eine Einzelfallbetrachtung. Präzedenzen sind bei Behörden prinzipiell unbeliebt, was unsere Arbeit nicht immer einfach macht. Ich habe auch schon gehört: ‚Ihr Vorschlag ist gut, aber wenn ich Ihnen das jetzt genehmige, dann wollen das morgen alle anderen auch.
Ikea hat rund 70 Millionen Euro in das Logistikzentrum gesteckt. Von hier aus werden ausschließlich die Endkunden beliefert, nicht die Möbelhäuser. In der 25 Meter hohen Halle lagert das komplette online verfügbare Sortiment von Ikea, also um die 12.000 unterschiedlichste Artikel – von Möbeln bis hin zu den berühmten Ikea-Teelichtern.