Bilanz : Hafen Wien steigert Umsatz und Gewinn deutlich

Hafen Wien Freudenau
© LBS Redl

Schon 2018 war ein starkes Jahr für den Hafen Wien gewesen – 2019 wurde nochmal besser: Die Hafen Wien-Gruppe konnte im Berichtsjahr 2019 einen Umsatz in Höhe von 36,5 Millionen Euro (+7 %) und ein Betriebsergebnis in Höhe von 3,6 Millionen Euro (+12 %) erwirtschaften. Die Steigerungen verteilen sich auf nahezu alle Bereiche. Das Herzstück des Hafen Wien, der trimodale Containerterminal, wickelte im Jahr 2019 rund 376.000 Containerumschläge ab – eine Steigerung um rund 7,4 %.

Jahr der Neustrukturierung

2019 unterzog sich der Hafen einer massiven Neustrukturierung. Die Hafengesellschaften wurden neu geordnet und fusioniert, mit dem Ziel, eine einzige Gesellschaft zu schaffen und damit einerseits alte – teilweise historisch gewachsene – Strukturen aufzubrechen und andererseits die Bündelung der Kräfte auf die klassische Güterlogistik in all ihren Facetten samt dazugehörigen Immobilien zu ermöglichen.

So wurden die Wiener Hafen und Lager Ausbau- und Vermögensverwaltung, GmbH & Co KG (WHV) und die Wiener Hafen, GmbH & Co KG (WHG) in die Wiener Hafen Management GmbH (WHM) verschmolzen und diese in Hafen Wien GmbH umfirmiert. Die neue Hafen Wien GmbH führt, managt und betreibt nun als schlanke, mittelgroße Kapitalgesellschaft den Hafen Wien und konzentriert sich auf das logistische Kerngeschäft.

Als zweite Maßnahme wurden die Gesellschaften im Personenschifffahrtsbereich nicht zuletzt aufgrund seiner großen touristischen Bedeutung und Fokussierung neu geordnet und vom Hafen Wien an die Wien Holding abgegeben.

Die Hafen Wien-Gruppe besteht somit im Wesentlichen aus den Unternehmen Hafen Wien GmbH, TerminalSped Speditionsgesellschaft m.b.H., WienCont Containerterminal GmbH sowie Fehringer´s Technical Service Consulting GmbH.

Massive Investitionen

Die starke Bilanz ist nicht zuletzt die Folge massiver Investitionen in den vergangenen Jahren. „Alleine für das Projekt Hafentor Albern, welches gemeinsam vom Land Wien, Bund und Hafen finanziert wird, wurden insgesamt rund 22 Millionen Euro veranschlagt“, sagt Fritz Lehr, der kaufmännische Geschäftsführer des Hafen Wien.

Investiert wurde unter anderem in neue Umschlagseinrichtungen, in eine neue Straßen- und Schieneninfrastruktur, in den Containerterminal, in die Landgewinnung, in hafenspezifische Ausrüstungen und in Sanierungsmaßnahmen insbesondere für Gebäude und neue Immobilienprojekte, wie zum Beispiel auf dem Areal HQ7. Für das Jahr 2020 sind Investitionen von über sieben Millionen Euro vorgesehen.

100 Containerzüge pro Woche

Pro Woche können 100 Containerzüge, die zwischen dem Hafen Wien und den europäischen Güterverkehrszentren pendeln, verzeichnet werden. Und es wurden neue zusätzliche Verbindungen geschaffen: Seit Anfang Mai 2019 verkehrt das neue Shuttle Rotterdam-Wien und retour mit vier Zügen pro Woche über den Terminal der WienCont.

Seit September gibt es weitere neue Verbindungen von Ludwigshafen und Rotterdam. Durch diese zusätzlichen Züge kann die WienCont eine Erhöhung der Umschlagszahlen im mittleren einstelligen Prozentbereich verzeichnen.

Starker Betriebsstandort

Dass der Hafen Wien immer mehr als attraktiver Betriebsstandort punktet, zeigen die Erlöse aus Vermietung und Verpachtung, welche im Jahr 2019 bei rund 13 Millionen Euro (+4 % zum Vorjahr) lagen. Auch in den kommenden Jahren liegt ein starker Fokus auf dem Immobiliensektor. Das in den vergangenen zwei Jahren entwickelte Areal HQ7 hat gezeigt, dass Logistik keine Einbahnstraße ist und Logistikflächen auch in atypischen Branchen heiß begehrt sind. Die Auslastung im HQ7 beträgt für das Jahr 2019 rund 82,5 % (2018: 80 %).

Steigerungen in der klassischen Logistik

Die Auslastung in der Business-Unit Lagerlogistik liegt bei rund 80 % und konnte im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden (2018 rund 76 %). Alle Lagerflächen zusammen genommen entsprechen einer Fläche von insgesamt 270.000 m². Erfreulich ist auch die Entwicklung in der Business-Unit Autoterminal. Im Jahr 2019 wurden über 64.000 Fahrzeuge manipuliert – das entspricht einer Steigerung von rund 8 % im Vergleich zum Jahr 2018.

Die Menge der am Hafen Wien umgeschlagenen Fahrzeuge beträgt etwa ein Fünftel der in Österreich registrierten Pkw-Neuzulassungen. Die Autoflächenauslastung liegt im Jahr 2019 bei 95 % und damit über dem Vorjahr (90 %). Im Februar und März 2019 wurde ein Rekordwert von über 98 % erzielt.

Im Bereich Hafenbetrieb der Business-Unit Massen- & Schwergut liegt die im Jahr 2019 umgeschlagene Menge in den drei Frachthäfen Freudenau, Albern und Lobau bei 1.135.933 Tonnen. Damit haben sich die Umschlagsmengen von 2018 um rund 168.000 Tonnen oder rund 17 % gesteigert.

In der klassischen Logistik hat der Hafen Wien im Jahr 2019 erfolgreich auf Nischen gesetzt. So konnte die Dienstleistung Containerstauung etabliert werden. Weiters wurden im Jahr 2019 von einem großen Industriebetrieb Fahrzeugteile und diverse Ausstattung für U-Bahngarnituren der saudischen Hauptstadt Riad im Lager des Hafen Freudenau eingelagert. Wegen des hohen Bedarfs an Streusalz aufgrund der Witterung in der Saison 2018/2019 wurden viele Straßenerhalter aus den Salzlagerhallen des Hafen Wien versorgt. Das hatte den positiven Effekt von stark gestiegener Umschlagstätigkeit zu Lande (plus 5 % gegenüber 2018).

thinkport VIENNA floriert

Auch der thinkport VIENNA machte im Jahr 2019 von sich reden. Der thinkport VIENNA ist ein Mobilitätslabor, das sich in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien den Herausforderungen der Logistik in urbanen Ballungsräumen stellt. Die Mission des thinkport VIENNA ist, Katalysator und Multiplikator für neue Technologien, Dienstleistungen, Prozesse und Wissen zu sein, um güterlogistische Innovationen in Wien zu entwickeln, zu testen und umzusetzen.

Der Wissenstransfer spielt im thinkport VIENNA eine relevante Rolle: So finden regelmäßig Stakeholder-Workshops in den Räumlichkeiten des thinkport statt. Insgesamt wurden in den letzten Jahren rund 8.000 Personen mit Aktionen erreicht. So organisierte thinkport VIENNA im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Hafen Wien und der Botschaft des Königreichs der Niederlande in Wien den ersten durchgehend elektrischen temperaturgeführten Transport aus den Niederlanden nach Wien.

Das vielleicht zukunftsweisendste Projekt des thinkport VIENNA aus dem Jahr 2019 ist das Zustell-Service „Hubert“. Es wurde im März 2019 gestartet und steht für eine nachhaltige und effiziente Nahversorgung von Geschäfts- und Gewerbebetrieben der Stadt Wien. Der Hafen Wien lässt hier erproben, wie eine Last Mile-Alternative in der Praxis aussehen kann. Güter werden am Hafen Wien gebündelt und mittels umweltfreundlicher Rundläufe zugestellt.

Das bringt den Vorteil einer besseren Planbarkeit der Zustellung mit sich. Durch die gebündelte Lieferung wird auch ein wertvoller Beitrag zur Reduktion von Abgasen in der Stadt geleistet.