Der Umsatz der verladenden Wirtschaft, also der Auftraggeber und die eigenen Fähigkeiten, ein adäquates Angebotsspektrum zu gestalten.
Was wäre die wichtigste Maßnahme aus ihrer Sicht, um die Branchenkonjunktur anzuschieben?
Die Konjunkutur der Transport- und Dienstleistungswirtschaft hängt vom Umsatz von Industrie und Handel ab. Desweiteren soll sich die Branche nicht als Branche, sondern als Teil der Disziplin Logistik sehen und mit innovativen Lösungen zur Supply-Chain-Exzellenz von Industrie und Handel beitragen.
dispo: Wo behindert die Politik die Branche – etwa mit gesetzlichen Regelungen?
Rainer Will: Ein großer Hemmschuh für die Branche ist die überbordende Bürokratie. Eines von zahlreichen Beispielen: Der überregulierte Arbeitnehmerschutz. Selbstverständlich hat der Schutz der Arbeitnehmer eine sehr hohe Priorität – immerhin ist der Handel mit 22% der unselbständig Beschäftigten der zweitgrößte österreichische Arbeitgeber, seine Mitarbeiter machen ihn aus. Dass jedoch zum Beispiel für die Evaluierung der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ein 5-7-seitiger Bericht pro Filiale erstellt werden muss, steht in keinem Verhältnis: Bei einem filialisierten Unternehmen mit 150 Filialen wird die Redaktion eines über 1.000-seitigen Dokuments verlangt, bei Unternehmen aus dem LEH über 10.000 Seiten. Auch vorgeschriebene bauliche Maßnahmen wie etwa eigens belüftete Toiletten-VOR-Räume machen es dem Handel schwer. Wir fordern hier schon lange den Einbezug von Praktikern, um zukünftig zu zielführenden und zugleich praxisnahen Lösungen zu kommen.
Was müsste aus Sicht des Handelsverbandes unbedingt in ein neues Regierungsprogramm – natürlich nur branchenbezogen?
An oberster Stelle müssten die großen strategischen Themen stehen, das große Ganze, eine Vision für 2022, dem voraussichtlichen Ende der neuen Legislaturperiode. Große gemeinsame Ziele müssen auf kleine verbindliche Maßnahmen heruntergebrochen werden, mit verbindlichen Umsetzungsfristigkeiten – bevor die Koalition entsteht, um Stillstand aus machtpolitischen Gründen zu verhindern.
Wir brauchen das Bekenntnis, dass die Wirtschaft der Motor für die Volkswirtschaft ist. Dazu gehört, unternehmerische Freiheit wieder real werden zu lassen – durch Deregulierung. Ganz konkret: Eine umfassende Strukturreform und Förderalismusreform. Regulative müssen vereinfacht werden, für ein neues Gesetz sind zwei zu streichen (one in – two out). In allen Bereichen, wo Qualität, Soziales und Systemisches nicht gefährdet ist, darf kein Golden Plating betrieben werden: EU-Gesetze sind anzuwenden, aber hierzulande nicht weiter zu verschärfen, damit wir innerhalb der EU konkurrenzfähig bleiben. Darüber hinaus sollten konkrete operativ umsetzbare Themen mit verbindlichen Umsetzungsfristen ins Programm: Im Bereich Arbeitszeitflexibilisierung braucht es Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseitig in manchen Bereichen noch Anpassungen.
Wie bewerten Sie die jeweilige Wirtschaftspolitik der derzeitigen Regierung?
Wir sehen große Bemühungen und zahlreiche kleine Erfolge. So wurde zuletzt unser Anliegen berücksichtigt, eine eCommerce-Lehre zu schaffen. Auch Überlegungen zur Deregulierung etwa im Arbeitnehmerschutz werden getätigt. Leider gehen diese Dinge nur sehr langsam voran. Grundsätzlich freuen wir uns aber über das hohe Maß an Gehör, das dem Handel als umsatzstärkstem Wirtschaftssektor in Österreich geschenkt wird.