Robotik : So will Waku Robotics FTS pushen

Waku Robotics
© Waku Robotics/Tommy Halfter

Victor Splittgerber hat die Szene schon mehrmals erlebt. Mitarbeiter versammeln sich um den neuen mobilen Roboter, stellen sich ihm in den Weg, installieren „Fallen“ und bauen ganze Parcours auf, um zu sehen, wie das Gerät reagiert. Bremst es ab? Fährt es einen Umweg? Bleibt es einfach stehen? Der spielerische Zugang ist ganz im Sinne des jungen Firmengründers: „Das ist erst einmal lustig, aber es ist auch wichtig. Die Mitarbeiter lernen so zu verstehen, wie der Roboter agiert. Es macht die gemeinsame Arbeit vorhersehbar.“

Gemeinsam mit vier Kollegen hat Splittgerber vor rund einem Jahr Waku Robotics gegründet. Alle kommen aus der IT, alle haben bereits Startup-Erfahrung. Victor Splittgerber bringt dank Zalando-Vergangenheit Logistik-Knowhow in das Unternehmen ein. Das gemeinsame Ziel klingt fast poetisch. „Uns schweißt der Glaube zusammen, dass diese Technologie Menschen ein besseres Leben ermöglichen kann. Wenn anstrengende, gefährliche, enervierende und monotone Arbeiten entfallen, entsteht Raum, in dem sich kreatives und soziales Potenzial entfalten kann.“

144 Modelle, fast 100 Hersteller

Waku Robotics baut keine FTS. Das Unternehmen berät herstellerunabhängig zu mobilen Robotern, und es verkauft beziehungsweise vermietet sie. Vor allem Beratung, sagt Victor Splittgerber, tue not. „Viele Unternehmen tun sich schwer damit zu sehen, in welchen Bereichen es bereits automatisierte Anwendungen gibt. Sowohl technisch als auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Darstellbarkeit. Wenn diese beiden Punkte einmal geklärt sind, bleibt meist immer noch die Frage nach dem richtigen Anbieter.“

Mobile Robotik in Logistik und Produktion steht im Grunde immer noch am Beginn. Dass FTS noch nicht alltäglich sind, hat laut Splittgerber nicht nur damit zu tun, dass vor allem im Mittelstand die Sorge herrsche, ihren Einsatz wirtschaftlich nicht darstellen zu können. „Viele wissen ganz einfach nicht, wo sie starten sollen. Man muss für die einzelne Anwendung ja wirklich die Nadel im Heuhaufen finden.“ Und der Heuhaufen ist mittlerweile groß: Die Vielfalt der denkbaren Einsatzgebiete spiegelt sich längst in der Vielzahl der existierenden Geräte, Hunderte sind bereits auf dem Markt.

Die Waku-Gründer gehen daher in die Unternehmen und beraten auf Basis der jeweils individuellen Anforderungen. Auf Wunsch erstellen sie auch Automatisierungsstrategien, Analysieren die Prozesse und führen gemeinsame Testprojekte durch. Die Beratung hinsichtlich FTS erfolgt dabei strikt unabhängig vom Hersteller.

Und von beiden gibt es mittlerweile reichlich. Auf der Website lotsofbots.com hat Waku Robotics aktuell 144 Modelle von mehr als 90 Herstellern versammelt. Sortierbar nach Anwendungsfall, Hersteller, Zertifikaten, Betriebsumgebung und weiteren Kriterien, führt die Seite zu kurzen Abrissen der einzelnen Modelle, die auch direkt miteinander verglichen werden können.

Dass man über Waku Robotics FTS nicht nur kaufen, sondern auch mieten kann, schließt eine Lücke, die die Investment-Schwelle im Mittelstand senken könnte.

Die Menschen freispielen

Eine Schwelle, die in den Augen von Victor Splittgerber allerdings sukzessive sinkt: „Ich erwarte, dass mobile Robotik bald in vielen Bereichen sichtbar sein wird. Und zwar nicht nur in der Industrie, auch in der Dienstleistung.“ Er nennt das Beispiel Pflegenotstand: „Dass das Pflegepersonal immer noch Essen und Medikamente durch die Gegend fährt, ist sinnlos. Das könnten längst FTS übernehmen und damit die Menschen dafür freispielen, sich mehr um Patienten zu kümmern.“ In ein paar Jahren, meint er, werde dies völlig alltäglich sein.

Operativer Leitstand

Ein nächster Schritt der Gründer wird „Waku Sense“ sein: ein Realtime-Dashboard, das FTS verschiedener Klassen und verschiedener Hersteller gemeinsam abbildet – auch über mehrere Standorte hinweg. Ein operationales Tool also, das die KPIs der Roboterflotte zur Verfügung stellt. Die Hersteller, erzählt Splittgerber, unterstützen diese Entwicklung, da sie ihre eigenen Systeme damit nicht gefährdet, sondern eher unterstützt sehen. „Einen solchen operativen Leitstand gibt es bisher nicht, daher haben wir ihn eben entwickelt.“