Technologie : Wie wichtig ist 5G für Logistik und Transport?

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In Echtzeit und fast in Echtzeit. Ist da wirklich so ein großer Unterschied?

Es ist nicht nur ein großer, es ist der entscheidende Unterschied. Es ist der Vergleich zwischen 4G und 5G. Das erste ist Standard, das zweite das, was Industrie, Logistik und Transport fulminant verändern könnte.

Um sich 5G besser vorstellen zu können, braucht man einfach nur zu blinzeln. Das dauert etwa 300 Millisekunden – also 300 Mal so lange wie im 5G-Netz Daten hin und zurück geschickt werden können. Das ist Echtzeit.

Ohne diese Garantie auf Echtzeit, meint das Logistik- und IT-Beratungsunternehmen Vallée und Partner, wird hochautomatisiertes Fahren nie wirklich möglich sein.

Selbstfahrende Autos sind denn auch einer der meistgenannten Punkte, wenn es um Argumentationen pro 5G geht. Zwar müssen sie sich dank eines Failsafe-Mechanismus auch ohne Netzverbindung bewegen können, doch nur die ungebrochene und eben in Echtzeit stattfindende Verbindung zum Netzwerk kann sie so sicher und intelligent machen, wie Menschen es derzeit von ihnen erwarten. Nicht unbegründet sind etwa Volkswagen, BMW und Daimler so vehement an einem entsprechenden Ausbau interessiert.

Too big for Failsafe

Die für hochautomatisiertes Fahren notwendigen Rechenleistungen können nach derzeitigem Wissensstand nicht von Autos übernommen werden. Doch für die in zwei Richtungen extrem schnell laufende Datenübertragung zwischen einem Gefährt und einem externen Rechenzentrum braucht es die Geschwindigkeit von 5G und für die permanente Zuverlässigkeit dieser Geschwindigkeit braucht es eine flächendeckende Netzinfrastruktur. Anders gesagt: Für wirklich autonomes Fahren braucht es hohe Verfügbarkeit und niedrige Latenzzeiten.

Für die Transportlogistik könnte das die Lösung für mehrere Probleme gleichzeitig sein – für den chronischen Fahrermangel; für die steigenden Kundenerwartungen bei Liefergeschwindigkeiten, die gepaart mit immer höheren Liefermengen für immer größeres Kopfzerbrechen sorgen; und auch für den Anspruch, den Verkehr zügiger und kontrollierter zu gestalten, was Straßen und Umwelt entlasten würde.

Während der Mobilfunkstandard 4G Daten mit einer Maximalgeschwindigkeit von 300 Mbit/S zulässt, wäre es bei 5G ein Gigabit pro Sekunde oder sogar mehr. Aber es sind nicht nur die hohen Datenraten, die 5G ausmacht, sondern eben auch die geringen Latenzzeiten, die schnelles Reagieren möglich machen.

80 Millionen Geräte in Österreich

Davon profitieren könnten laut Schätzungen zwischen zehn und 20 Milliarden per Mobilfunk vernetzte Endgeräte, verschiedenste IoT-fähige Anwendungen. Allein in Österreich wären es bis nächstes Jahr sagte Marcus Grausam, CEO der A1 Telekom Austria. Eine Vernetzung von bis zu 500 Milliarden Geräten soll gesamt sogar möglich sein.

Bereits vielfach im Warentransport eingesetzt und auch im 5G-Zeitalter weiterhin – dank Echtzeit eher mehr denn je – von Relevanz ist die Datenübertragung von Messsensoren, die etwa Position und Zustand der Güter überwachen. Gerade bei solchen Produkten ist den Anwendern allerdings auch ein niedriger Energieverbrauch wichtig, was den hohen Datenraten und niedrigen Latenzzeiten eher widerspricht. Daher wurde auch bereits die Übertragungstechnik Network Slicing extra für 5G entwickelt. Diese muss man sich wie ein Paket aus mehreren Schichten vorstellen, wobei jede Schicht für eine andere Eigenschaft steht – für geringen Energieverbrauch etwa oder hohe Datenraten. Die Anwendung kann dann genau auf die Schicht, also Slice, zugreifen, die sie braucht. Die wenigsten Anwendungen würden alle Eigenschaften gleichermaßen dringend benötigen. Für Sensoren im Gütertransport etwa wären hohe Netzverfügbarkeit und niedriger Energieverbrauch am wichtigsten.

Echte Echtzeit-Versuche

Neben all dem könnte, sollte, wäre gibt es auch schon echte Anwendungsbeispiel von 5G im erweiterten Bereich der Logistik. So etwa am Hafen Hamburg.

Hier wurde Anfang 2018 das 8.000 Hektar große Hafengebiet mittels zweier am Fernsehturm angebrachter Antennen versuchsweise mit 5G abgedeckt. Der Hafen sah sich mit dem Projekt „Giganetz 5G-Monarch“ auch in einer echten Vorreiterrolle. „Wir können mit dieser Zukunftstechnologie bereits jetzt erste Erfahrungen sammeln und den Standard mitgestalten“, so Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority.

https://youtu.be/ybBXn15vGdo

Vergangenen Monat wurde der Test – erfolgreich, wie berichtet wird – abgeschlossen. Eine angedachte Verlängerung gibt es wohl nicht, doch 2020 soll 5G sowieso zum Standard werden. Da wird der Hamburger Hafen dann schon wissen, welche bisher getesteten Anwendungsgebiete sich für ihn lohnen – als da wären die zentrale Steuerung der Ampeln, um den Verkehr intelligent zu lenken; die drei Daten sammelnden Schiffe, die zu Synchronisationen ohne Unterbrechung fähig waren; oder auch die AR-Brillen, durch die sich Ingenieure auf dem Gelände ganz anders bewegen konnten.

Laut einem Entwurf der deutschen Bundesnetzagentur sollen bis 2024 alle Seehäfen eine Datenübertragungsrate von mindestens 50 Megabit pro Sekunde haben. Laut Hafen Hamburg wären alle Bereiche des 5G-Tests mit dieser Geschwindigkeit möglich – höhere Raten aber für weitere Anwendungen durchaus interessant.

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