Digitalisierung : Wo liegt der Hattrick im IoT in der Logistik?

Das Internet of Things in der Logistik ist – keine Frage – eine tolle Sache. Die Blockchain-Technologie in der Logistik – da gibt es noch ein paar Verständnisprobleme mehr, aber das Potential wurde auch bereits weitreichend erkannt. Die Kombination der zwei? Was ist die wahre Digitalisierung aller logistischen Prozesse? Dann fehlt nur noch eine Komponente zum Super-Coup. Doch dazu gleich.

Zunächst: Was macht das IoT genau mit der Logistik und wo spielt hier die Blockchain mit? Im Grunde bedeutet das IoT eine mögliche Vernetzung von A bis Z und damit eine durchgehend transparente Lieferkette und mehr. Rohmaterialien können mit Sensoren ausgestattet werden – so ist einem Betrieb immer klar, wie hoch der Bestand ist, ohne dass menschliche Arbeitskräfte nachprüfen müssen. In der Produktion können Maschinen untereinander und mit Menschen kommunizieren. So wird schneller klar, wenn ein Gerät ausfällt, wo es Probleme gibt oder auch einfach nur, wie schnell die Fertigungsprozesse laufen. Schließlich lässt sich durch weitere Sensoren die Lagerung und Auslieferung von Gütern überwachen und damit ihre Integrität und ihr Standort. Auch der Standort von Transportmitteln kann durch die Vernetzung in Echtzeit übermittelt und mit aktuellsten Verkehrsdaten kombiniert werden, sodass die Route optimiert, beziehungsweise der Lieferstatus aktuell gehalten wird. Das alles ergibt unterm Strich Transparenz, weniger Engpässe, weniger unvorhergesehene Ausfälle, Optimierungspotential und Zeitgewinn. Das Unternehmen profitiert genauso wie der Endkunde. Und eben der zählt. „Die Fracht muss vollständig und schadenfrei in der vorgegebenen Zeit am gewünschten Ort eintreffen, ganz egal wie. Überraschungen wie Verzögerungen oder Beschädigungen der Ware können sich Logistik- und Transportunternehmen nicht mehr erlauben“, sagt Stephan Ellenrieder, Geschäftsführer des Deutschland-Zweigs beim IoT-Software-Unternehmen PTC.

Weil sich eben kein Unternehmen in der Branche mehr solche Fehler leisten kann, ist auch klar, dass gerade in der Logistik das Potential der Vernetzung bereits großflächig erkannt und aufgegriffen wurde. So ergibt eine Studie des Software-Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants in der DACH-Region, dass zwar bereits gut die Hälfte der IT-Verantwortlichen in Betrieben das Internet der Dinge für wichtig halten – in der Logistik- und Transportbranche aber schon 72 Prozent. Diese Unternehmen zeigen sich außerdem bereits erfahrener mit IoT-Projekten, besser vernetzt und externer Hilfe gegenüber aufgeschlossener. Man darf auch nicht vergessen, dass IoT in der Logistik schon länger eine Rolle spielt als viele andere den Begriff überhaupt kennen – wenn auch anfangs nur in der Form von Strich- oder QR-Codes.

Doch je weitreichender die Vernetzung, die großer das Vertrauen in diese Vernetzung, desto mehr stellt sich die Frage: wo wird denn dieses Netz gespannt? Und wie sicher ist es? Hier kommt die Blockchain ins Spiel, die man sich in dem Fall vorstellen sollte wie einen unendlich großen Steinbrocken, in den jede Kommunikation und Information hineingemeißelt wird – für immer da, unauslöschlich, in Echtzeit für alle abrufbar. Das ist sicher. Und Sicherheit ist immerhin noch die größte Herausforderung bei IoT-Anwendungen, wie die Befragten einer großen aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Bain and Company angaben.

Was könnte nun die Zusammenfassung von Warenströmen und Informationsströmen noch komplementieren, um alles Wichtige beisammen zu haben? Die Finanzströme. Möglich gemacht wird das durch sogenannte Smart Contracts, die in der Blockchain-Technologie bereits genutzt werden, beispielsweise von A. P. Moller-Maersk, der Muttergesellschaft der Reederei Maersk. Alle für internationale Schiffstransporte notwendigen Dokumente werden papierlos in der Blockchain gelagert, was enorme Kosten sparen soll.

Durch die Kombination mit IoT-Anwendungen ergibt sich allerdings eine noch viel effizientere Dimension: vernetzte Anwendungen können nicht nur untereinander kommunizieren und Informationen austauschen, sondern sich auch bezahlen. Smart Contracts basieren auf dem Wenn-dann-Muster – wenn eine bestimmte Ware beispielsweise zu einem bestimmten Zeitpunkt unbeschadet ankommt, wird dafür gezahlt. Bei einer Lieferung könnte nun der Sender an der Ware blitzschnell einem Sensor in der Entgegennahme kommunizieren und belegen, dass die Ware immer richtig gelagert wurde und nicht verspätet ist. Das in Empfang nehmende System kann daraufhin die Bezahlung veranlassen.

Wenn diese „triple threat“ im positiven Sinne bald um sich greift, dann vermutlich schneller in Europa als in den USA. Seit spätestens 2016 befinden sich europäische Unternehmen nämlich IoT-mäßig vor ihren amerikanischen Mitbewerbern, wie die Studie von Bain and Company zeigt. So wurden in Europa bereits mehr Projekte umgesetzt, mehr Geld investiert und einige Kinderkrankheiten in den Anwendungen schon überwunden. Privat haben die Nutzer von IoT-Anwendungen ja noch relativ viel Angst vor den Neuheiten – etwa davor, von intelligenten Fahrzeugen ausgesperrt zu werden. Aber die Furcht, vom eigenen Lager ausgeschlossen zu werden, haben Logistiker wohl eher weniger.

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