Kommentar : Zum Wettbewerb verurteilt

Cargo Container Containerschiff Export Hafen Handel Import Ladung Lager Logistik Schifffahrt Stapel bunt
© Ralf Gosch - stock.adobe.com

Wie jetzt bekannt wurde, haben Hafen Wien und ÖBB Infrastruktur ihren Ende November 2016 bei der Bundeswettbewerbsbehörde eingebrachten Zusammenschlussantrag zurückgezogen. Dieser sah die Gründung eines neuen Unternehmens vor, welches das Güterterminalgeschäft des Hafen Wien in der Freudenau und jenes des neuen ÖBB Terminals Wien Süd in Inzersdorf unter ein gemeinsames Dach bringen sollte. Läuft so nicht, sagte dazu die Bundeswettbewerbsbehörde und ließ den Antrag vom Kartellgericht prüfen. Ein paar Gutachten später entschieden sich die Antragsteller, das Kooperationsvorhaben aufzugeben.

Kein Bedarf an Drehscheibe

Per Aussendung lassen die Geschäftsführung des Hafen Wien, Fritz Lehr und Doris Pulker-Rohrhofer, sowie Franz Seiser, Vorstandsdirektor der ÖBB-Infrastruktur, wissen:

„Wir haben gemeinsam beschlossen, das Projekt nicht mehr weiter zu verfolgen. Durch die Bündelung der Geschäftsaktivitäten sollten die beiden Standorte zu einem Wiener Hub verbunden werden und dadurch ein internationales Drehkreuz für den kombinierten Verkehr geschaffen werden. Bei der im Zuge des Wettbewerbsverfahrens durchgeführten Marktbefragung hat sich allerdings herausgestellt, dass seitens der Marktteilnehmer kein signifikanter Bedarf an einer solchen Drehscheibe besteht. Damit wird die Idee einer gemeinsamen Vermarktung der Dienstleistungen nicht mehr weiter verfolgt.“

Potente Unternehmen

Damit ist nun eine Situation geschaffen, mit der eigentlich niemand so richtig glücklich sein kann. Bald werden wohl wieder die Stimmen jener laut, die noch nie verstehen konnten, warum Wien überhaupt zwei Containerterminals braucht. Warum man nicht einfach das bestehende in der Freudenau erweitert hat.

Wirklich schlimm ist die ganze Sache trotzdem nicht. Hafen Wien und ÖBB sind zwei potente Unternehmen, denen es gut geht und die wohl auch künftig gesund wachsen werden. Auch ein Konfrontationskurs am freien Markt dürfte von beiden Seiten unerwünscht sein. Das beweist ja gerade der - nun eben mißlungene - Liaisons-Versuch. Man wird sehen, wie sich der Wettbewerb zwischen den beiden Unternehmen gestaltet, zu dem diese nun verurteilt sind.