Case Study : Kleinteilelager ganz groß
Aktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt kostenlos testen und WEKA PRIME Mitglied werden!
- Zugang zu allen Rankings, Analysen und Hintergrundgeschichten
- Alle WEKA PRIME Artikel & Multimedia-Inhalte unserer 12 Online-Portale
- 1 E-Paper Magazin-Abo Ihrer Wahl
- E-Paper bereits eine Woche früher in Ihrem Posteingang
- “Meine News” - Folgen Sie interessanten Themen & Unternehmen
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
„Die größte Herausforderung für die Logistik im Bereich der Lieferungen sind deren Qualität, die Liefergeschwindigkeit, die Termintreue und die Sortimentskomplexität (Verfügbarkeit) und natürlich auch der Preis“, so Petr Jira, Betriebssysteme und Resources After Sales Škoda. Das Ziel für die Logistik bestehe vor allem darin, einen Servicegrad von 98 % bei der ersten Lieferung nach Bestellung zu erreichen. Dazu ist ein hoch leistungsfähiges und flexibles Logistiksystem Grundvoraussetzung. Betreffend Kommissionierqualität liegt das Konzernziel bei maximal drei Reklamationen bei 1.000 gelieferten Teilen.
Im Ersatzteilzentrum in Mladá Boleslav laufen im Drei-Schicht-Betrieb zwei unterschiedliche Logistikprozesse ab: Zum einen werden im Sinne eines Einzelhandelsgeschäfts von hier aus sämtliche Ersatzteile der Konzernmarken VW, Audi und Seat an 460 Servicepartner beziehungsweise Vertragswerkstätten verschickt. Dabei gilt: Bestellung bis 18:00 Uhr, Lieferung im Verlauf des darauffolgenden Vormittags. Zum anderen beliefert man aus Mladá Boleslav Škoda-Großhändler in 106 Ländern weltweit mit dem gesamten Škoda Ersatzteilsortiment.
Entdecken Sie jetzt
- Lesen
- Videos
- Podcasts
Automatisches Kleinteilelager mit zukunftsweisenden Arbeitsplätzen
Škoda arbeitet bereits seit 1998 im Bereich der Lagerautomatisierung mit dem Planungs- und Realisierungsspezialisten Witron zusammen. Als Herzstück des Ersatzteillogistikzentrums fungiert ein Automatisches Kleinteilelager (AKL) zur Lagerung von kleinen und mittelgroßen OT/OZ mit hoher Umschlagsgeschwindigkeit. Dieses wurde seit 1998 permanent erweitert. Die kürzlich abgeschlossene Erweiterung beinhaltet drei Gassen mit insgesamt 34.560 Behälterplätzen. Fünf verschiedene Behältertypen – bis zu vierfach unterteilt – sorgen für eine maximale Raumausnutzung im AKL, das sich separat befindet. Integriert wurden auch drei neue Arbeitsplätze, gestaltet nach höchsten ergonomischen Vorgaben.
Bei der Erweiterung ging es nicht nur um die Erhöhung der Lagerkapazität, sondern auch um die langfristige Absicherung der Kommissionierungsleistung. Denn zum einen befindet man sich in einer Modelloffensive bei der Fahrzeugproduktion von Škoda und die Produktionskapazität wächst beständig – dies führt auch zu einem Anstieg im Sortiment von OT/OZ. Zum anderen bestellen die Kunden heute öfter, bedarfsgerechter, in immer kleineren Mengen. Im 13-gassigen AKL verfügt Škoda inklusive der Erweiterung über rund 140.000 Lagerplätze. Der Füllgrad liegt durchschnittlich bei 85 bis 90 %.
OPS beherrscht breites Artikelspektrum problemlos
Škoda vertraut im SPC auf das integrierte Lager- und Kommissioniersystem OPS (Order Picking System), welches sich weltweit bei zahlreichen Projekten im Bereich der Teile-Distribution sowie in der E-Commerce-Logistik bewährt hat. So kann mittels OPS ein sehr breites Artikelspektrum mit einer Vielzahl an Klein- und Kleinstartikeln problemlos beherrscht werden. Pufferstrecken vor den Arbeitsplätzen ermöglichen die sequentielle Bereitstellung der Lagerbehälter und entlasten diese gleichzeitig von der Geschwindigkeit der hochdynamischen Regalbediengeräte der Witron-Tochter FAS (Förder AnlagenSysteme).
Für die in Mladá Boleslav durchgeführte Erweiterung hat Witron gemeinsam mit Škoda und dem TÜV Rheinland patentierte Pick-Arbeitsplätze entwickelt, welche in Bezug auf Arbeitsplatzergonomie hohe Konzernanforderungen erfüllen: die Bereitstellung der Ware nach dem Waren-zur-Person-Prinzip, um 45 Grad geneigte Behälter, die Höhenverstellbarkeit des Arbeitsplatzes mittels eigenentwickelter Bodenplatten sowie eine signifikante Geräuschreduktion am Arbeitsplatz und in der ganzen Anlage. Ebenso müssen aufgrund der komplett automatisierten Zu- und Abführung die Behälter nicht mehr gehoben beziehungsweise getragen werden“, erklärt Witron-Prokurist Josef Gallersdörfer. An jedem der drei neuen Arbeitsplätze können bis zu zehn Aufträge parallel kommissioniert werden. Ein Lagerbehälter kann hier bis zu vier verschiedene Produkte gleichzeitig enthalten. Die weitestgehend fehlerfreie Kommissionierung ist durch den Einsatz von Pick-by-Light-Anzeigen sowie integrierte Flächenscanner gewährleistet. Ebenso wird der Mitarbeiter durch akustische Signale auf Kommissionierfehler aufmerksam gemacht. Jeder Prozessschritt wird mit Terminal-Dialogen transparent dargestellt. Die durchschnittliche Kommissioniergeschwindigkeit liegt bei 220 Picks pro Arbeitsplatz je Stunde.
Neue Technologie ermöglicht maximale Lagerverdichtung
Um eine maximale Verdichtung im Lager zu erreichen, kommt bei Škoda eine weitere technische Witron-Innovation zum Tragen. Die im neuen AKL verwendeten Behälter unterschiedlichster Größe und Höhe werden auf Trays transportiert.
Dabei ist der Boden der Tray-Trägerplatte so flexibel konzipiert, dass damit zwischen ein und vier Behälter gleichzeitig transportiert werden können. Erkennt das OPS-System, dass sich beispielsweise auf Trays mit zwei bzw. vier Behältern eine gewisse Anzahl an leeren Behältern im AKL befindet, werden diese automatisch an einen Verdichtungsplatz ausgeschleust. Hier erfolgt die mechanisierte Trennung von vollen und leeren Behältern. Volle Behälter werden mechanisiert auf einem Zweier- bzw. Vierer-Tray zusammengeführt und gehen zurück ins AKL. Leere Trays werden ebenso mechanisiert auf einem Zweier- bzw. Vierer-Tray gebündelt und kommen in den Wareneingang, wo sie unmittelbar wieder befüllt werden können. Am Verdichtungsplatz erfolgt die Verdichtung jedoch nicht nur mechanisch, sondern wird unmittelbar im Lagerverwaltungssystem aktualisiert. Eine manuelle Unterstützung ist für diesen Prozess nicht mehr notwendig. „Diese systemseitige Verdichtung ermöglicht es, volle und leere Behälter zu trennen sowie automatisch und softwaretechnisch wieder zusammenzuführen, um die vorhandenen Lagerkapazitäten optimal auszunutzen“, sagt Gallersdörfer. „Durch die dadurch erreichte Kompaktheit in der Anlage kann so ein noch größeres Sortiment im AKL logistisch effizient abgearbeitet werden.“
Modernes Witron-Staplerleitsystem ITM erfolgreich realisiert
Im Rahmen eines durchgängigen, ganzheitlichen Logistik-Gesamtkonzeptes hat Škoda mit Witron auch ein neues Staplerleitsystem erfolgreich integriert.
Nach 15 Betriebsjahren wurde das bestehende Staplerleitsystem M.O.B durch die aktuelle, datenbankbasierende Produktlösung ITM (Integrated Transfer Management) für die Transportoptimierung in den manuellen Lagerbereichen abgelöst. Bereits zwei Tage nach Hochlauf wurden 100 % der definierten Leistung erreicht. ITM kommuniziert bei Škoda direkt mit der SAP-Lagerverwaltung. Mittels ITM werden nicht nur große und sperrige Produkte transportiert, die im AKL nicht verwaltet werden können, auch der komplette Warentransport zwischen verschiedenen Lagerbereichen des insgesamt 74.000 m² großen Škoda -Areals wird über ITM gesteuert. Eine Vielzahl an Funktionalitäten für die Wareneingangserfassung, Einlagerung, Umlagerung, Kommissionierung sowie den Warenausgang optimieren die Prozesse in den unterschiedlichsten manuellen Lagerbereichen von Škoda. Ausgereifte Funktionalitäten unter anderem für die automatische Auftragszuteilung, Wegeoptimierung oder auch die Einbindung eines Hochregallagers eines Fremdanbieters für den Nachschub schaffen einen hohen Benefit für das Personal. Aktuell sind zirka 160 Logistik-Arbeiter im Dreischichtbetrieb mit Stapler- und Handterminals ausgestattet – ein weiterer Ausbau ist geplant. Des Weiteren verfügt ITM auch über eine nahtlose Integration zum Witron-AKL, damit beispielsweise Auftragsbehälter unmittelbar nach Kommissionierung gebündelt in den Warenausgang bzw. Leerbehälter in den Wareneingang gelangen. Generell kommuniziert ITM als Subsystem über offene Schnittstellen und kann sowohl an SAP als auch an alle weiteren Warenwirtschaftssysteme angebunden werden. Auch die Anbindung an kundenspezifische Lagerverwaltungssysteme ist in der Praxis problemlos möglich. Die beleglose Abwicklung der Transportaufträge erfolgt je nach Kundenwunsch mittels Handterminals, Gabelstapler-Terminals oder Pick-by-Voice-Geräten.
Und für die Zukunft hat ŠKODA bereits weitere Pläne: Im Verlauf der kommenden Jahre soll das Ersatzteilzentrum in Mladá Boleslav im großen Stil strategisch erweitert und um eine weitere Halle ergänzt werden. Kurzfristig können dann zwei zusätzliche AKL-Gassen installiert, langfristig sollen die zehn älteren Gassen modernisiert und auf den neuesten Stand der Witron-Technologie umgestellt werden.
Auftraggeber
Škoda Auto a.s. mit Sitz in Mladá Boleslav rund 60 km nördlich von Prag ist einer der traditionsreichsten Autobauer weltweit. In Tschechien produziert der Hersteller in den drei Werken Mladá Boleslav, Kvasiny und Vrchlabí. Gegründet im Jahr 1895, gehört die tschechische Marke seit 1991 zum Volkswagen-Konzern. Seitdem hat sie ihre Auslieferungen mehr als versechsfacht. 2014 hat Škoda einen neuen Rekord erzielt und erstmals in seiner Unternehmensgeschichte mehr als eine Million Fahrzeuge in einem Jahr verkauft. Knapp 26.000 Mitarbeiter sind aktuell bei Škoda beschäftigt. Škoda erwirtschaftet heute mit dem Verkauf von Originalteilen und Originalzubehör (OT/OZ) mehr als 600 Mio. Euro Umsatz pro Jahr.
Das Škoda Spare Parts Center (ŠPC) in Mladá Boleslav mit einer Lagerfläche von 74.000 m2 ist eines von acht konzernweiten Zentraldepots für Lieferungen von Originalteilen und Originalzubehör. Die Tagesleistung der Logistik liegt hier bei mehr als 26.000 kommissionierten Bestellpositionen und über 1.300 Positionen im Wareneingang. Mit dem ŠPC werden Vertragspartner in 106 Ländern weltweit mit 137.000 Sortimentspositionen beliefert. Pro Tag werden mehr als 26.000 Bestellungen abgewickelt.
Auftragnehmer
Die 1971 gegründete Witron Logistik + Informatik GmbH (Hauptsitz Parkstein, Bayern) plant, realisiert und betreibt maßgeschneiderte Logistik- und Materialflussanlagen. Sowohl die Logistik-Planung, die Informations- und Steuerungstechnik, die Mechanik als auch das gesamte Projekt können von Witron übernommen werden.
Die Witron-Unternehmensgruppe zählt weltweit rund 2.300 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz 2014 betrug rund 350 Mio. Euro und damit etwa 30 % mehr als im Vorjahr.