Lieferkette : Lieferverzögerungen: Teilweise bis zu elf Tagen von China nach Europa

Port of Singapur
© Lukacs~commonswiki, CC BY 2.5, https://de.wikipedia.org/wiki/Häfen_in_Singapur#/media/Datei:SingaporePort1.JPG

Die von project44 erhobenen Daten zeigen, dass es auf vielen wichtigen Strecken noch immer zu mehrtägigen Verspätungen kommt. Im für den Export der Volksrepublik China wichtigen Südwesten nehmen diese Verspätungen jedoch aufgrund der Corona-Regelungen und der damit verbundenen temporären Schließung von Häfen wieder zu.

Damit können Reedereien ihre Ladungen für China nicht löschen und Waren aus China können nicht oder nur sehr eingeschränkt verschifft werden. Gleichzeitig wird der für die Weltwirtschaft so wichtige Kreislauf von Containern teilweise oder sogar ganz unterbrochen.

Lieferverzögerungen im Handel mit der EU

Im Schiffsverkehr zwischen China und der EU stiegen die Verspätungen von durchschnittlich 0,51 Tagen im Juli 2020 auf 2,18 Tage im Juli 2021. Im Juni 2021 standen Shanghai-Hamburg und Shenzhen-Hamburg stellvertretend für andere moderne, umschlagstarke China-EU-Hafenpaare, bei denen die Schiffe durchschnittlich mehr als eine Woche verspätet waren, nämlich 8,44 beziehungsweise 7,86 Tage. Auf der Strecke von Tianjin nach Antwerpen belief sich die durchschnittliche Verzögerung im Juni sogar auf 11,42 Tage.

Die Verspätungen im EU-Handelsverkehr hatten ab Dezember 2019 zugenommen, als sich die ersten Auswirkungen von COVID-19 in China bemerkbar machten. Im März 2020 erreichten die Verzögerungen ihren Höhepunkt. Sie gingen jedoch ab Mai 2020 wieder zurück, was möglicherweise auf das Ende der ersten COVID-19 Welle in China zurückzuführen ist. Seit Juli 2020 stiegen die Verspätungen dann erneut und erreichten im Februar 2021 einen neuen Spitzenwert, da nun auch der Rest der Welt mit COVID-19 zu kämpfen hatte. Seit Juli 2021 nehmen die Lieferrückstände zwar wieder ab, liegen jedoch aber immer noch über dem Höchstwert von 2020.

Lieferverzögerungen im Handel mit den USA

Erhebliche Verspätungen entstanden auf den Routen zwischen China und den US-Häfen außerhalb der Westküste. Hier stiegen die Verzögerungen der Frachtschiffe von durchschnittlich 0,6 Tagen im Juli 2020 auf 2,44 Tage im Juli 2021. So hat sich die durchschnittliche Verspätung auf der Strecke von Tianjin nach New York zwischen Juni 2020 und 2021 von 0,96 auf 7,29 Tage erhöht. In anderen Häfen der USA waren die Verzögerungen vom letzten Quartal 2019 bis August 2020 konstant, bevor sie im Februar 2021 einen Höchststand erreichten. Von Februar bis Juni 2021 wurden moderate Verbesserungen und rückläufige Verspätungen verzeichnet.

Im Rest der Welt (ROTW) stiegen die Verspätungen zwischen Juli 2020 und 2021 von 1,08 Tagen auf 2,78 Tage im Jahresvergleich. Dieser Anstieg ist zwar nicht so gravierend wie der der am stärksten betroffenen EU- und US-Häfen. Er deutet aber darauf hin, dass ein Großteil der Handelsrouten beeinträchtigt ist.

Die Verspätungen im ROTW-Handel nahmen ab Dezember 2019 zu, als die ersten Auswirkungen von COVID-19 in China spürbar wurden. Sie erreichten im Februar 2020 ihren ersten Höhepunkt, gingen aber ab Mai 2020 bereits wieder zurück. Das ist wahrscheinlich damit zu begründen, dass China zu diesem Zeitpunkt die COVID-19-Krise vorerst überwunden hatte. Im Juni 2020 begannen die Verspätungen abermals anzusteigen, da nun auch der Rest der Welt die Auswirkungen von COVID-19 zu spüren bekam. Im Juli 2021 erreichten die Zahlen dann einen neuen Spitzenwert. Aktuell ist der Wert auf dem höchsten Stand seit August 2019.

Belastete Liefernetzwerke und Konsequenzen für Einzelhandel

„Die Tatsache, dass sich Schiffe weiterhin verspäten und nun auch Ausbrüche von COVID-Varianten in wichtigen chinesischen Produktionszentren zunehmen, könnte weitreichende Konsequenzen für den Black Friday und die Weihnachtseinkaufszeit haben“, so Josh Brazil, Marketing-Vizepräsident von project44. „Wir beobachten große Unterschiede bei Verspätungszeiten und Routen, etwa zwischen den Häfen an der US-Westküste und denen an der Ostküste. Dies erschwert das Lieferketten-Management für die jeweiligen Unternehmen erheblich. Eine der wenigen Gewissheiten im Jahr 2021 sind endemische Verspätungen und die Tatsache, dass sich die Gegebenheiten nahezu von heute auf morgen ändern können“, so J. Brazil weiter.