Blog : Netzwerkplanung als Sicherheit in der Krise: Wissen ist Macht

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Multinationale, global agierende Unternehmen besitzen Produktionsstandorte, die sich oft weit entfernt vom Unternehmenssitz und vom Absatzmarkt befinden. Zulieferer, ebenso wie deren Zulieferer, sind über den gesamten Globus verteilt. Den Überblick darüber zu behalten, welcher von der Krise betroffen ist und welcher nicht, ist schwierig.

Doch nur, wer genaue Kenntnisse über mehrere Stufen seiner Lieferketten besitzt und weiß, wo die Produktionsstandorte seiner Lieferanten verortet sind, wie robust diese wiederum aufgestellt sind und welche Bestände wo und in welchen Mengen vorhanden sind, kann jetzt die Versorgung sicherstellen.

Methoden statt Ad-hoc-Entscheidungen

Die Realität zeigt, dass sowohl multinationale Unternehmen als auch KMUs unter fehlender Transparenz leiden. So sind Kommunikations- und Entscheidungswege aufgrund fehlender relevanter und spezifischer Echtzeit-Information deutlich länger, als sie unter idealen Voraussetzungen sein könnten.

Wahrscheinlich wurde global noch nie so viel mit Zulieferern telefoniert wie zu Beginn und während der Corona-Krise. Viele haben erst dann begonnen, die fehlende Transparenz durch Kommunikation herzustellen. Dabei gäbe es Methoden, die es ermöglichen, auch im Krisenfall einen geregelten Plan B zu verfolgen, anstatt auf Ad-hoc-Entscheidungen angewiesen zu sein.

Sichtbar machen, was dem menschlichen Analysevermögen verborgen bleibt

Smart Data Analytics beispielsweise erlaubt es, nutzenbringende Informationen aus großen Datenmengen zu generieren – und das, ist dieser Ansatz einmal implementiert, immer und immer wieder auf Knopfdruck.

Im operativen Bereich kann auf diese Weise eine Entscheidungsunterstützung für Disponenten bereitgestellt werden, denn eine intelligente automatisierte Datenanalyse macht sichtbar, was dem menschlichen Analysevermögen in großen Datenmengen verborgen bleibt.

So könnte der operative Disponent durch die Überwachung von zugelieferten sowie abgesetzten Mengen auf Diskontinuitäten im Materialfluss automatisch durch das System aufmerksam gemacht werden. Im strategischen Bereich erlaubt die intelligente Analyse von Daten, beispielsweise gekoppelt mit einem Entscheidungsunterstützungssystem, sich durch die Ableitung von Planungs- und Steuerungslogiken und das Simulieren verschiedener Entwicklungsszenarien von Anfang an gut aufzustellen und ermöglicht somit eine proaktive Bewertung von Risiken.

Supply Chain Mapping als „Weltkarte der Lieferketten“

Als weitere Möglichkeit für das strategische Risikomanagement eignet sich die Methode des Supply Chain Mapping. Diese „Weltkarte der Lieferketten“, beruhend auf Beschaffungs- und Distributionsdaten, erlaubt die Identifikation kritischer Materialströme, also von Abhängigkeit von bestimmten Weltregionen, einzelnen Unternehmen oder Kernkomponenten. Einmal identifiziert, können Maßnahmen zur Risikominimierung abgeleitet werden.

Netzwerkoptimierung​​​​​​​ im Einkauf

Ansätze zur Netzwerkoptimierung bieten sich auch im Einkauf. Zwar sind Dual- oder Multiple-Sourcing-Strategien weit verbreitet und ein gutes Mittel, um bei bereits bestehenden Geschäftsbeziehungen im Krisenfall schnell umschwenken zu können.

In Kombination mit einem Supply Chain Mapping gilt es jedoch zu identifizieren, in welchen Bereichen eine Dual- oder Multiple-Sourcing-Strategie notwendig ist, und zu analysieren, ob diese Strategie auch wirklich krisensicher ist oder nicht – zum Beispiel, wenn sich die Produktionsstandorte mehrerer Lieferanten in derselben Weltregion befinden.

Befindet man sich als Unternehmen in der Phase der Standortplanung für ein neues Lager- oder Fabriksgebäude, so kann beispielsweise eine „Center of Gravity“-Analyse erweitert um zusätzliche Standortfaktoren die Methode der Wahl sein, um Distanzen zu bedeutsamen Absatzmärkten gering zu halten und somit Transportaufwände zu optimieren.

Strategische Netzwerkplanung beginnt weit vor der nächsten Krise

Der Einsatz innovativer Methoden bietet einem Unternehmen also verschiedenste Stellhebel, um auch in der Krise das Ruder in der Hand zu behalten. Eine strategische Netzwerkplanung setzt allerdings bereits weit vor der nächsten Krise an.

Nur durch das aktive Management von Risiken und eine datengetriebene Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg können Unternehmen jeder Größe Inkonsistenzen schneller aufdecken und somit auch in Krisenzeiten reaktionsfähiger sein.

Veränderungen im Angebot und in der Nachfrage wird es in verschiedenem Ausmaß immer geben. Auf diese schnell reagieren zu können, kann Unternehmen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil liefern – auch abseits von Corona. In der Krise wird dieser Vorteil allerdings immens.