E-Commerce : Die Same Day Delivery – wie sie sich entwickelt, wie sie gemeistert wird

Die Same Day Delivery – ein Versandhändler hat kaum mehr eine Chance, sie nicht anzubieten. Zumindest nicht, wenn er seine Wettbewerbsfähigkeit schätzt. Laut einer Studie von Temando, einer Plattform für E-Commerce und Logistik, wollen 80 Prozent der Konsumenten bereits Same Day Delivery. Dieser Wunsch begründet stark auf einer Erwartungshaltung – wer von vielen Händlern etwas gewohnt ist und etwas oft angeboten bekommt, möchte irgendwann nicht mehr darauf verzichten. Je mehr Händler also auf den Zug aufspringen, desto mehr weitere Händler werden aufspringen müssen.

Ansonsten verlieren sie nämlich ihre Kunden und sehr schnell ihr Geschäft. Laut Invesp, einem Softwareanbieter für E-Commerce, bricht mehr als ein Viertel der Online-Kunden ihre Bestellung wieder ab, sollte keine Lieferung am selben Tag angeboten werden.

Dieser Trend wird ansteigen, glaubt man einer Studie von McKinsey – und zwar um ganze 20 bis 25 Prozent in den kommenden fünf Jahren. Für die Logistik im Versandhandel und Transport bedeutet das steigende Herausforderungen in einem bereits sehr herausfordernden und unvergleichlich schnell wachsenden Feld.

Das bedeutet auch den Auftritt einiger Start-ups, die genau bei dieser Herausforderung helfen wollen – auf unterschiedliche Weise, von Software-Produkten bis hin zur Auslagerung im Transport. Das Münchner Jungunternehmen Tiramizoo bietet gleich beides an.

Hier begann alles mit dem Service, für Einzelhändler die Same Day Delivery zu übernehmen. Bucht der Kunde des Händlers den Service, bekommt Tiramizoo den Auftrag direkt über eine Schnittstelle. Das wird auch immer noch angeboten. „Aber dann haben wir bemerkt, dass der Markt Interesse an unserer Software hat”, erzählt Julian Kellermann, Marketing-Chef bei Tiramizoo, über das nun zweite Geschäftsfeld, das sich mittlerweile zum Geschäftskern entwickelt hat. „Der Vorteil dieses Felds für uns ist, dass wir mit der Software auch international auftreten können und dafür weniger Personal brauchen als für die Auslieferung an sich.” Vor einigen Monaten kam es durch den wachsenden Erfolg auch schon zur Gründung eines Tochterunternehmens in Singapur.

Auch daran, dass Tiramizoo wächst, lässt sich der Anstieg an Same Day Delivery erkennen. Kunden ist die Option mittlerweile so wichtig, dass 61 Prozent von ihnen dafür auch mehr zu zahlen bereit sind – etwa in Form eines Premium-Abos, wie Amazon Prime.

https://youtu.be/Yiafb0-gqF4

Auch wenn ein Händler durch den Verkauf solcher Abos Geld macht – im Grunde ist der Onlinehandel im Vergleich zum stationären Einzelhandel recht kostenintensiv. Für die Kommissionierung und das Verpacken, sowie für den Transport, benötigt es Personal und in vielen Fällen auch schon Investitionen in die Automatisierung. Auch die Kosten für Verpackungsmaterial sind nicht zu unterschätzen. Und schließlich verursacht das Handling von Rücksendungen neue logistische Aufgaben, die Platz und Personal verlangen.

Zu all dem kommt in der Same Day Delivery noch die größte Aufgabe von allen dazu – die Produktverfügbarkeit. Mit der steht und fällt natürlich die Zustellmöglichkeit. Und sie ist auch eines der Kriterien, die ein Händler unbedingt erfüllen muss, damit Tiramizoo ihn als Kunden aufnimmt und für ihn ausliefert. „Dazu kommen noch viele weitere Aspekte, wie der Standort des Lagers oder die Art der Ware. Wir liefern mittlerweile ausschließlich in größeren Städten aus, ein flächendeckender Service funktioniert einfach nicht”, so Kellermann. Bei der Art der Ware ginge es etwa darum, ob sie gekühlt werden muss, ob sie Ein- oder Zwei-Mann-Handling benötigt, und auch, wie die Pick- und Packprozesse aussehen – da davon im Endeffekt der Zeitablauf abhängig ist.

Dennoch sollte nicht übersehen werden, dass die Same Day Delivery auch den Anbietern gewisse Vorteile bringt – nämlich ein Service-Level, das Kunden schätzen. Aber: „Die Herausforderungen sind gewaltig”, weiß Kellermann. Da hilft auch nicht der Fahrermangel im KEP-Bereich. Tiramizoo liefert selbst aus und kennt diese Probleme. Ein Gegenrezept: „Weg von der Spontanlieferung und mehr in Touren denken.”

Auslagerungsmöglichkeiten gibt es für Händler zumindest viele. Mittlerweile bieten laut Invesp 51 Prozent von ihnen Same Day Delivery an. Vom Rest planen ganze 65 Prozent eine Einführung des Service in den kommenden zwei Jahren. Es kommt also einiges auf alle zu – auf die Transportwege, auf die Logistik und auf externe Anbieter.

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