Von On-Premise in die Cloud : Zahlt es sich aus, auf SAP EWM S/4HANA umzusteigen?

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Das Ende des Supports für Legacy-Systeme bis 2027 stellt viele Unternehmen vor eine strategische Entscheidung. Steigende Wartungskosten durch Extended Maintenance sind dabei nur ein Aspekt. Der hauptsächliche Druck entsteht aus SAPs „Cloud-first“-Strategie, die Innovationen einiger Applikationen primär für SAP-Cloud-Kunden vorsieht.

Unternehmen müssen sich daher entscheiden, ob sie den Schritt in die Cloud wagen oder das Risiko veralteter On-Premise-Lösungen tragen. Eine Migration auf SAP EWM S/4HANA schafft allerdings die Grundlage für standardisierte Prozesse, stärkere Automatisierung und innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Smart Data. 

Prozesse hinterfragen, optimieren und automatisieren

Ein Wechsel auf SAP EWM S/4HANA ist mehr als nur ein technisches Upgrade. Er eröffnet die Chance, bestehende Lager- und Geschäftsprozesse zu hinterfragen, zu verifizieren, zu optimieren und zu automatisieren. Je näher das am Systemstandard des Anbieters erfolgt, desto günstiger ist es, denn individuelle Anpassungen kosten mehrfach.

Zu den Vorteilen des Wechsels zählen das Einführen benutzerfreundlicher Oberflächen, das Vereinheitlichen der Softwarelandschaft sowie das einfache Integrieren innovativer Technologien wie KI, Smart Data und individuell entwickelter, standardisierter Out-of-the-Box-Prozesslösungen. Diese senken die Betriebskosten langfristig. SAP EWM S/4HANA basiert auf der schnelleren In-Memory-Datenbank S/4HANA. Diese ermöglicht etwa Echtzeit-Datenanalysen und beschleunigte Prozesse basierend auf einer neuen Datenbanklogik.

Die Ergebnisse des Retrofits sind schnellere Prozesse, höhere Effizienz und deutlich weniger individuelle Anpassungen. SAP hat auch die Schnittstellenanbindung für weitere Systeme geändert: von Core-Interface auf IDoc. Mit den nötigen Erweiterungen lassen sich Anlagen reibungslos weiter betreiben. Auch die Implementierungsart spielt eine wichtige Rolle: SAP EWM S/4HANA lässt sich eigenständig oder als Embedded-Version innerhalb des SAP ERP integrieren. Die Embedded-Variante erfordert häufig eine Geschäftspartnermigration. 

Planen und Testen als Schlüssel zum Erfolg

Da Retrofit-Projekte während des laufenden Betriebs erfolgen, erfordern sie präzise Planung und enge Abstimmungen zwischen Projektpartner und Kunden sowie gründliches Testen. Im Gegensatz zu Greenfield-Projekten erfolgen sie während des laufenden Betriebs – abrupt und ohne sanften Übergang, was die Umsetzung erschwert. Insbesondere im 24/7-Lagerbetrieb sind kurze Ausfallzeiten und die konstante Versorgung der Produktionslinien und -prozesse essenziell. Daher müssen folgende Faktoren vor dem Go-live klar definiert sein: die Lagerfunktion, mögliche Versorgung aus anderen Lagern, flexible Lager- und Produktionskapazitäten, die Auswirkungen einer temporären Stilllegung und Verfügbarkeiten in Betriebsferien.

Dabei gilt: Je mehr Systeme und Prozesse modernisiert werden, desto mehr Tests und Absprachen werden benötigt – insbesondere, wenn die angebundenen Anlagen hochautomatisiert sind und die Arbeits- und Geschäftsprozesse komplex. Um bei der Migration der Daten und der Kopplung aller Schnittstellen reibungslose Übergänge zu schaffen, bedarf es häufig aufwändiger Anpassungen.

Ebenfalls entscheidend ist es, optimierte Prozesse praxisnah zu testen. Dazu gilt es, künftige Nutzer frühzeitig zu integrieren. Denn nur wenn sie die veränderten Prozesse verstehen und annehmen, erzielen Retrofit-Projekte den gewünschten Erfolg.

Umstieg auf AP EWM S/4HANA: Früh handeln zahlt sich aus

Um Logistikprozesse zukunftssicher zu gestalten, empfiehlt es sich für Unternehmen, die Chancen einer Migration auf SAP EWM S/4HANA frühzeitig zu nutzen. Der damit verbundene Retrofit ermöglicht es ihnen, Infrastrukturen effizient zu modernisieren, die Arbeitsproduktivität zu steigern und sich wertvolle Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. SAP bietet beim Wechsel auf S/4HANA attraktive Vertrags- oder Produktkonvertierungs-Anrechnungsregeln an. Diese sinken jedoch jährlich. Wer bis 2027 nicht wechselt, erhält zwar weiterhin Support, muss sich aber entscheiden – zwischen teurer „Customer Specific Maintenance“ und „Extended Maintenance“.

Beide Alternativen bedeuten einen Aufschlag von zwei Prozentpunkten auf die bestehende Wartungsbasis, was starke Kostensteigerungen bedeuten kann. Um den Übergang in die SAP-Cloud möglichst einfach zu gestalten, hat SAP das Abo-Programm „Rise with SAP“ geschaffen, das Kunden eine flexible Cloud-Migration als „Business-Transformation-as-a-Service“ verspricht.

Matthias Ebert von Swan mit Messe-Hintergrund
Matthias Ebert ist Senior SAP SCM Consultant und Teamlead SAP EWM bei Swan. Neben dem Weiterentwickeln seines SAP-EWM-Teams verantwortet Matthias Ebert den Auf- und Ausbau des Geschäftsbereichs SAP Digital Manufacturing (SAP DM) bei Swan. - © Swan