Und die Vorstellung von White Label auf der Letzten Meile?
Spörl: Diese Idee wird immer wieder an uns herangetragen, das ist bereits ein Evergreen. Sinnvoll wäre das aber nur, wenn man davon ausgeht, dass wir mit leeren oder halbleeren Autos unterwegs sind und dass man die Auslastung erhöhen kann, indem man alle auf ein Auto zwingt. Das ist Augenwischerei. Niemand von uns fährt freiwillig mit einem leeren Auto irgendwohin.
Eine weitere Vision der City-Logistik ist die der vielen innerstädtischen Microhubs, von denen aus umweltschonend verteilt wird. Die Einzelhandelsflächen, die der Onlinehandel umbringt, könnten dazu genutzt werden.
Spörl: Das Argument kennen wir. Es klingt ja auch logisch, nur sprechen wir hier über Quadratmeter-Preise in Innenstädten, über kleine Eingänge, fehlende Entlade- und Umschlag-Flächen. Denn genau diese Ladenlokale sind ja die ersten, die vom Onlinehandel verdrängt werden. Beim Thema Microhubs wird übrigens auch gerne vergessen, dass man die ja auch beliefern können muss.
Es gibt aber Immobilien, die durchaus verfügbar sind, und da wird sich in der nächsten Zeit einiges tun. Ein extrem interessantes Projekt ist etwa der Franz-Josefs-Bahnhof. Von dort sind Sie in weniger als zehn Minuten mit dem Rad beim Stephansplatz. Sie können von dort einige der kaufkraftstärksten Bezirke erreichen. Leider wirken sich auch hier die wachsenden Immobilienpreise aus: Die Preise für Logistikflächen sind derzeit atemberaubend. Hier muss man zuwarten, gegebenenfalls muss auch die Politik eingreifen.
Auf manchen Logistikflächen sitzen Eigentümer, die langfristig vermietet haben, dann folgt Untermiete, und der Dritte will von der Stadt Wien eine Förderung, mit der er diese ganze Nahrungskette finanziert. Und erst dann soll ein Logistikunternehmen zum Zug kommen. Hier sollten sich die Städte durchringen, Flächen zu schaffen und das bei der Stadtplanung und der Flächenwidmung zu berücksichtigen.
Dennoch: Die Microhubs werden kommen. Nicht plötzlich, nicht mit einem Knalleffekt, sondern sukzessive. Microhubs würden übrigens auch Zugang zu einer völlig neuen Fahrer-Klientel bringen.
Die Erwartungshaltung der Empfänger gegenüber den KEP-Diensten scheint mittlerweile recht hoch zu sein. Das verstärken Sie doch, je mehr Eingriff auf der Letzten Meile Sie ihnen ermöglichen?
Spörl: Dass die Erwartungshaltung gestiegen ist, stimmt wohl. Man muss sich vom Gedanken verabschieden, dass jeder Empfänger jedes Paket auf die gleiche Art und Weise empfangen will. Also bieten wir eine Reihe von Optionen an, die ihn flexibler machen und uns nichts kosten. Die Eingriffsmöglichkeit der Empfänger bringt uns letztlich sogar zwei Vorteile: Erstens reduzieren wir die erfolglosen Zustellversuche. Und zweitens erhalten wir Informationen darüber, was die Empfänger wollen und ob es hier Muster gibt.