Robotik : Drei Roboter zeigen, wie das Lager automatisiert wird
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Roboter im Lager und in der Logistik gibt es viele. Manche sind bloße Greifarme und übernehmen das Picking oder Sortieren, weil der Mensch alleine nicht mehr mit dem logistischen Druck des E-Commerce mithalten kann. Andere bezeichnen wir als Shuttles – sie flitzen zwischen den Ebenen eines Hochregallagers hin und her. Und wieder andere fahren autonom durchs Lager und erleichtern so beispielsweise Ware-zum-Mensch-Prozesse, also das goods-to-person fulfillment.
Wir stellen Ihnen hier drei unterschiedliche Roboter für die Lagerlogistik vor, die alle zeigen, wie schnell große Robotikunternehmen ihre Produkte derzeit weiterentwickeln. Egal, ob es sich um Flurförderzeuge oder Picking-Systeme handelt, der Markt für solche Lösungen wächst. Denn während die Produktbandbreite in Lagern immer vielfältiger und die Lagerräume auch gleichzeitig immer größer werden, wird Betrieben immer weniger Zeit gegeben, Bestellungen zu bearbeiten.
Mit der rechten Hand gepickt – der RightPick2 von Right Hand Robotics
Wie der Name schon vermuten lässt, ist dieser Roboter das Upgrade seines Vorgängers. Die autonome Picking-Plattform des Bostoner Robotikunternehmens Right Hand Robotocs konzentriert sich ganz auf das Greifen und richtige Ablegen von Stückgütern. Dabei kommen nicht nur Finger zum Einsatz, sondern auch ein Sauger – die Kombination aus beidem soll ein intelligentes Greifsystem in mittlerweile bereits fünfter Generation sein. Dazu kommt ein Arm, der je nach Anforderung des Betriebs unterschiedlich lang sein kann.
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Wer sich jetzt einen Roboterarm vorstellt, der einen Kleinwagen stemmen könnte, wird enttäuscht. Die Nutzlast liegt bei zwei Kilogramm – „genug für bis zu 90 Prozent des Inventars, das typischerweise online bestellt wird“, sagt Jon Schechter von Right Hand Robotics, der auch schon als Ingenieur bei Amazon Robotics war. Und um die Meisterung steigender Aufgaben im E-Commerce geht es bei dieser Lösung schließlich auch.
Das Upgrade gegenüber dem Vorgängermodell liegt im Besonderen an der Sehkraft des Roboters, möglich gemacht durch die Intel RealSense Depth Camera D415. Da es sich dabei um eine kommerzielle Lösung handelt, steigen die Produktions- und Anschaffungskosten nicht wesentlich durch die Kameraintegration. „Durch ein stärkeres Set an Prozessoren wurde außerdem das Gehirn des Systems geupdatet“, erklärt Schechter.
An der Seite des Menschen – der Verpacker von Robot Worx
Was gepickt wird, muss auch verschickt werden. Das Unternehmen Robot Worx mit Sitz in Ohio, das seit ein paar Jahren zum deutschen Maschinenhersteller Scott Automation gehört, stellt seit den frühen Neunzigern Industrieroboter her. Ein großer Fokus liegt auf Lösungen für die Verpackung. Hier sticht der Compact Robot Palletiser hervor – und nicht nur, weil er etwas unhandlich wirkt. So wenig wie er noch an einen tatsächlichen Menschenarm erinnert, so viel nimmt dieser Roboterarm menschlichen Lagerarbeitern ab. Der Palletiser kann eine ganze Bandbreite an Produkten palettisieren, wobei verschiedene Paletten-Arten möglich sind. Sobald ein bestimmtes Muster ausgewählt wird – also wie die Kartons in der Palette platziert werden sollen –, wird dieses wiederholt, ohne dass dabei typisch menschliche Fehler gemacht werden. Das heißt, dass der Roboter nichts kaputtmacht und nicht aus körperlichen Gründen langsamer wird. Unterm Strich ergibt das ein höheres Output bei weniger menschlichem Einsatz.
Der Palletiser schafft bis zu 30 Kartons pro Minute oder fünf Picks pro Minute, wenn er mit jedem Pick sechs Kartons hebt. Dabei kann eine einzelne Ladung bis zu 80 Kilo wiegen. Er ist außerdem IIOT-fähig und kann während seiner Arbeit wertvolle Daten sammeln. Das System macht auch ein Upgrade auf Entpalletisierung möglich.
https://youtu.be/ggtZdRxqbXQ
Der Palletiser könnte natürlich auch als Cobot bezeichnet werden – denn während er das Heben abnimmt, braucht es dennoch einen Menschen, der die leere Palette platziert, das Muster auswählt und den Prozess überwacht. Um noch effektiver zu arbeiten, gibt es den Palletiser auch mit zwei Zellen. Das bedeutet, dass während eine fertig gepackte Palette von menschlicher Hand weggeschafft wird, der Roboter sich bereits der nächsten Palette widmet.
Flottenmanagement – der Ranger Mobile Sorter von Grey Orange
Einen anderen Weg schlägt Grey Orange ein – beziehungsweise lässt es seine Warehouse Solutions eigene Wege einschlagen. Natürlich nicht willkürlich, sondern immer auf Basis künstlicher Intelligenz. Eines der Hauptprodukte des Technologiekonzerns aus Singapur ist der Ranger Mobile Sorter, ehemals Flexo. Dabei handelt es sich um einen modularen Sortier-Roboter, der wahrscheinlich als Flotte den größten Impact auf die Produktivität eines Lagers hat. Das spricht auch eine bestimmte Herausforderung der Logistik an: Peak- und Off-Peak-Zeiten. Wird der Aufwand in der Logistikzentrale gerade größer oder kleiner, kann die Flotte aufgestockt oder reduziert werden. „Schlafengelegte“ Roboter reduzieren wiederum die Betriebskosten.
Der Sorter kann Pakete, andere Behältnisse oder auch unverpackte Produkte – alles bis zu 35 Kilo – von einem bestimmten Punkt abholen und in eines von mehreren möglichen Zielen einsortieren. Bis zu 12.000 Objekte pro Stunde schafft er. Zusätzlich scannt, misst und wiegt sein System die Objekte.
https://youtu.be/c4mU7oxkz_s
Auch nach seiner Installierung kann er noch in ein neues Umfeld, etwa einen anderen Lagerbereich, integriert werden und sich dort zurechtfinden.
Was bringt der Markt?
Doch auch Lösungen anderer Produzenten finden regen Anklang – und ein Tief ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, meint Ash Sharma, Research Director beim Marktforschungsunternehmen Interact Analysis. Gegenüber Robotics Business Review sagt er für den Markt an industriellen Robotern ein starkes Wachstum voraus, „mit über 400.000 mehr Roboterkäufen 2020 – ein Plus von elf Prozent gegenüber 2019.“
Wo die meisten Bestellungen aufgegeben wurden und welche Anbieter am meisten von diesem Hoch profitieren werden, wissen wir zum Jahresende – aber Asien ist für Sharma ein besonders heißer Tipp.
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