dispo: Herr Vanek, definiert sich Gefco eigentlich noch als Automobillogistiker?
Peter Vanek: Gefco wurde als Tochterunternehmen des PSA-Konzerns gegründet, und das wird auch immer Teil unserer DNA sein. Gleichzeitig sind wir in immer mehr Branchen aktiv, und damit sinkt der Automobillogistik-Anteil an unserem Gesamtumsatz. Dementsprechend betonen wir diesen Aspekt in unserem Auftritt nicht, obwohl uns viele noch so sehen. Ich glaube übrigens, dass es für einen Automobillogistiker einfacher ist, in anderen Branchen Fuß zu fassen, als umgekehrt. Dieser Bereich verlangt schließlich ein sehr hohes Level.
Wer sich in der gnadenlosesten Branche durchgesetzt hat ...
Vanek: ... ich würde sagen: in der herausforderndsten. Uns werden komplexe Logistik-Lösungen wohl eher zugetraut als Dienstleistern, die nur im Massengut tätig waren. Das ist auch herausfordernd, hat aber nichts mit industriellen Herstellungsprozessen zu tun. Was wir etwa für unseren Kunden CNH machen, ist Automobil-nahe: Das ist eine Just-in-Sequence-Leistung, wir liefern also direkt auf das Band, wir kommissionieren Komponenten. Unser Fokus liegt auf Industrien, die eher hochwertige Anforderungen an die Logistik haben. Wenn es darum geht, Bulk von A nach B zu transportieren, sind wir wohl nicht die Richtigen. Auch, weil wir nicht immer die Billigsten sind.
Sie können sich leisten, nicht über den Preis zu argumentieren?
Vanek: Das kann man so nicht sagen – abhängig vom Integrationsgrad sehen wir es sogar als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, die Prozesse und Aufwände unserer Kunden zu optimieren. Aber der Preis ist nicht das einzige Entscheidungskriterium. Oberste Priorität hat für uns, die komplexen Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen. Und auch unsere Kunden wissen, dass schlechte Qualität letztlich teurer ist. Das schlimmste Szenario für einen Produktionsbetrieb ist ja ein Bandstillstand. In der Automobilbranche kann eine Stunde Stillstand wirklich Geld kosten. Und die Produkte, die ein Industriebetrieb in dieser Zeit nicht herstellt, kann er auch nicht immer hinten dranhängen – mitunter verliert er sie, und damit auch den Umsatz. Daher ja auch unser Selbstverständnis als ‚Partners Unlimited‘: Die Erfüllung komplexer Anforderungen kann man nicht am Spotmarkt einkaufen. Was wir machen, kann nur partnerschaftlich geschehen. Unser Kunde CNH gewährt uns etwa Einblick in die Produktionspläne, die werden täglich aktualisiert und ausgetauscht.
Genau dahin wollen ja Logistiker.
Vanek: Natürlich, je tiefer ich in den Prozessen bin, desto mehr sehe ich, wo ich optimieren kann. Was soll man denn bei einem FTL von A nach B optimieren? Da kann man höchstens billiger werden, aber zur Wertschöpfung kann ich hier als Logistiker nicht viel beitragen. Bei einem Produktionsbetrieb ist das ganz anders. Doch das ist natürlich eine Frage des Vertrauens, und das Vertrauen wächst, je länger man mit einem Kunden arbeitet. Vertrauen beinhaltet übrigens auch die Möglichkeit, dem Kunden zu sagen: ‚Sorry, da fällt uns auch nichts Besseres ein‘.
Gefco hat zuletzt stark in den slowakischen Standort Trnava investiert. Mit welchem Ziel?
Vanek: Trnava ist ein Produktionsstandort von PSA. Dort werden vor allem die kleinen Fahrzeuge hergestellt, und von dort wird primär der europäische Markt bedient. Bisher erfolgte die Verteilung der Fahrzeuge in den einzelnen Ländern über Compounds – in Trnava geschieht zum ersten Mal im Konzern eine Cross-Border-Verteilung. Trnava ist also ein Automobil-Compound im Besitz von Gefco, von hier steuern wir die Auslastung und können auch Spitzen abdecken. Neben dem wirtschaftlichen hat Trnava auch einen ökologischen Aspekt, weil der Großteil der Fahrzeuge mit Zügen transportiert wird.