Wie kann eine Information Supply Chain das bereits bestehende Supply Chain Management eines Unternehmens bereichern?
Eva Werle: Während es im Supply Chain Management um den Logistikprozess von Waren geht, ermöglicht das Information-Supply-Chain-Management eine ganzheitliche und effiziente Lieferkette für Produktinformationen. Was wir in der Informationslieferkette, der ISC, erreichen wollen, folgt dem gleichen Prinzip: effiziente Beschaffung möglichst hochwertiger Informationen und Daten, Speicherung und Verarbeitung sowie Distribution an den Bestimmungsort, beziehungsweise an die Zielgruppe. Diese Lieferkette reicht beispielsweise von den Stammdaten aus dem Enterprise Resource Planning-System bis hin zur Auslieferung von Informationen, zum Beispiel in einen Online-Shop, auf eine Website, Katalog, Produktdatenblätter oder jeglichen Kanal, den ein Unternehmen nutzt, um Zielgruppen Informationen bereit zu stellen.
Und das ist bei vielen Unternehmen noch nicht der Fall?
Werle: Vielfach sehen wir bei Kunden Informationsmanagement, das von einzelnen Personen abhängt. Wir sehen Informationssilos in der Systemlandschaft, auf Fileservern, in den Köpfen der Mitarbeiter. Wer kennt sie nicht, diese Anrufe der Kollegen, die nach der aktuellsten Version der Preisliste, der Produkttexte oder ähnliches fragen? Ein effizientes und reibungsloses Management von Informationen halte ich für gleichermaßen wertvoll wie das der Waren selbst.
Welche Kriterien müssen denn beim Aufbau und im Erhalt einer ISC beachtet werden?
Werle: Um den bestmöglichen Nutzen bei den Zielgruppen zu ermöglichen, sollten Daten und Informationen selbstverständlich aktuell, vollständig und vor allem in allen Kanälen korrekt und konsistent sein. Deshalb ist es wichtig, jederzeit und von überall auf eine gute qualitativ hochwertige Datenbasis zugreifen zu können. Ist die Datenbasis mangelhaft, sind auch die Informationen, die ausgeliefert werden, unbefriedigend. Wir achten deshalb sehr darauf, dass es für die Mitarbeiter einfach und effizient ist, Datenpflege und Modifizierung fehlerfrei zu halten, zum Beispiel mit Hilfe einer Vollständigkeitsprüfung. Um die Dateneingabe zu kontrollieren und die Datenqualität zu gewährleisten, kann der Einsatz von Dashboards hilfreich sein. Wenn die Datenbasis sauber ist, läuft der Rest im Handumdrehen.
Also ist die Implementierung einer ISC auf jeden Fall immer erfolgreich?
Die beste Technik hilft nicht, wenn das System bei den Mitarbeitern nicht auf Akzeptanz stößt. Man sollte sich vor Augen halten, dass die Mitarbeiter mit ihrer bisherigen Arbeit sehr gut daran getan haben, gewissen Behelfslösungen nachzugehen, die sie selbst etabliert haben. Die Transformation findet nicht mit dem Implementieren der Technik statt, sondern über die Akzeptanz der Mitarbeiter gegenüber der neuen Arbeitsweise und den sie unterstützenden Systemen. Deshalb muss das System leicht zu bedienen sein und Barrieren müssen abgebaut werden. Besonders wichtig ist, dass die Mitarbeiter von Beginn an Teil des Projekts sind. Ein gutes Change Management ist in meinen Augen und meiner Erfahrung ein zentraler Erfolgsfaktor für die Unternehmen und ihr Management, und für uns ein wichtiger Baustein für die Zufriedenheit unserer Kunden.
Wie hoch ist das Interesse von Unternehmen, eine ISC aufzubauen und sich dafür externe Hilfe zu holen? Herrscht hier vielleicht noch Aufklärungsbedarf?
Werle: Das Interesse an diesem Thema nimmt stetig zu. Und das zu Recht. Die fortlaufende Digitalisierung wird niemand aufhalten und letztlich wird die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen am Markt agieren können, ausschlaggebend für deren Erfolg sein. Wenn sie Online-Business machen wollen, ist eine gute Informationslieferkette kein Luxus mehr, sondern Pflicht. Ich muss da immer an die Geschichte vom Hasen und Igel denken. Wenn Unternehmen schneller und vielleicht sogar in Echtzeit auf den Markt reagieren können und damit eine hervorragende Experience für Kunden schaffen, weil sie ihre Informationen im Griff haben und eventuell per Knopfdruck oder gar automatisiert jedwede Information in jedem Format distribuieren können, dann sind sie immer eine Nasenlänge voraus. Ich denke, das ist vielen Unternehmen durchaus bewusst. Bedauerlicherweise sind deutsche Unternehmen noch immer zu zögerlich. Das liegt in meiner persönlichen Erfahrung weniger an mangelndem Interesse, sondern an einer gewissen Unsicherheit gegenüber Digitalisierungsprojekten. Ich glaube kaum, dass es Unternehmen gibt, die diesbezüglich ganz ohne Hilfe auskommen und ich kann auch nur dazu raten, sich bei einem solchen Projekt unterstützen und nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die Transformation des Unternehmens begleiten zu lassen.
Wie sieht denn so eine Begleitung durch Basilicom aus?
Werle: Am Anfang der Projektumsetzung geht es immer darum, ein zukunftsfähiges Datenmodell zu entwickeln und die Daten zu zentralisieren. Bei einem unserer Kunden, der Brauerei Krombacher, beispielsweise haben wir im ersten Schritt die bereits bestehenden und weitere relevante Systeme angebunden und so alle Produktinformationen wie Stammdaten, Abmessungen, Verkaufseinheiten, Preise aber auch Bilder, Verkaufstexte etc. in einem System zentralisiert. Wir nenne das Datapool. Viele Informationen konnten einfach per Schnittstelle in das neue System importiert werden. Es kommt aber auch vor, dass die Datenqualität unzureichend ist und Kunden die Gelegenheit nutzen, ihren Datenbestand zu verbessern. Allein dieser Schritt hat im Hause Krombacher bereits zu einer Verringerung der Suchzeiten geführt.
Wie funktioniert der Datapool?
Werle: Im Datapool lassen sich die Daten verarbeiten, anreichern, neue Relationen bilden und von dort aus in die Ausgabekanäle wie Website, Shops, Mediendatenbank, Produkt - oder Logistikdatenblätter, oder Produktfeeds für Partner und Handel ausleiten. Um das zu stützen, werden unter anderem auch entsprechende Arbeitsweisen im System implementiert. Der Vorteil: Jede zentral geänderte Information wird in allen Ausgabekanälen automatisiert aktualisiert. Da das Portfolio der Krombacher Brauerei mehrere Marken umfasst, steht der Datapool selbstverständlich für alle Marken, Produkte und Informationen bereit. Als erste Ausgabekanäle haben wir mit der Krombacher Brauerei die Erstellung von Produktdatenblättern per Knopfdruck, aber auch die Websites aller Marken, den Shop sowie auch eine Mediendatenbank für Mitarbeiter, Partner und Handel umgesetzt. Alle wie auch die eigenen Mitarbeiter im Service werden nun mit konsistenten Informationen aus dem Datapool gespeist. Über Templates ist es teilweise möglich, automatisiert Änderungen vorzunehmen.
Sind hier noch Erweiterungen möglich oder geplant?
Werle: In der Zukunft werden wir weitere Prozesse automatisieren. Ich sehe großes Potential in geo-lokaler, Event-basierter oder beispielsweise Warenbestands-getriebener Angebotskommunikation. Auch die Datenerhebung aus den Ausgabekanälen kann zusätzlich für die Anreicherung der Daten herangezogen und für weitere Optimierungen eingesetzt werden.
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