Gehen wir einmal von einer besonders langen Arbeitsphase aus. So wie Menschen müde werden, geht Ihren Robotern ja irgendwann der Saft aus.
Lit Fung: Und sie checken sich von selbst in die Ladestation ein. Normalerweise würden sie über Nacht aufladen und dann tagsüber für sechs bis acht Stunden laufen. Wir haben aber auch eine andere Lösung. Unsere Roboter können zehn Minuten aufladen und dann zwei Stunden arbeiten. Im Grunde können sie so auch mal 24 Stunden fast durchgehend arbeiten.
Wie reagieren Ihre Käufer auf das hohe Investment, das sie wagen müssen?
Lit Fung: Wir sagen ihnen einfach, dass unsere Roboter 300 Stück in der Stunde picken können – die Kunden müssen sich dann nur noch ausrechnen, um wie viele Arbeitskräfte sie ihren Betrieb kürzen können. Da unser Roboter im Schnitt die dreifache Menge eines Menschen schafft, kann ein Betrieb mit 20 Pickern also bereits auf acht reduzieren. In zwei Jahren hätte dieser Betrieb wahrscheinlich bereits das Geld, das er in unsere Maschinen investiert hat, wieder hereingeholt. Eine sehr einfache Rechnung. Wir können diese Rendite außerdem beweisen und garantieren. Ich glaube, dass in einem europäischen Betrieb oder einem aus dem asiatisch-pazifischen Raum das Investment sogar in einem Jahr bereits hereingeholt werden kann.
https://youtu.be/FI-GEbRHmwk
Die Möglichkeit, Löhne zu reduzieren, ist toll für ein Unternehmen – aber wirbelt auch viel Kritik auf.
Lit Fung: Es geht hier nur um kleine, anstrengende, manuelle Arbeiten – und die sollten auch von Robotern übernommen werden. Menschen sollten wertvollere Arbeiten verrichten. Und das Lager managen werden die Maschinen auch nicht.
Also werden Roboter und Menschen unweigerlich aufeinandertreffen.
Lit Fung: Ja und daher haben unsere Produkte auch eine Obstacle Avoidance eingebaut. Sie können problemlos mit anderen Robotern und auch Menschen zusammenarbeiten. Unsere Roboter kommunizieren außerdem untereinander, damit sie wissen, wo sich ihre Kollegen befinden und was deren Routen sind.
Kommunizieren die Roboter auch zum Machine Learning miteinander?
Lit Fung: Künstliche Intelligenz spielt bei uns schon auch eine Rolle, aber eher im Back System – nur so können die Roboter überhaupt wissen, wohin sie etwas tragen sollen. Ich kann Ihnen aber ein praktisches Beispiel für unsere künstliche Intelligenz nennen. Wer ein iPhone bestellt, wird auch gleich die dazu passende Hülle bestellen, nicht wahr? Es gibt also eine Beziehung zwischen diesen beiden Produkten, die unser System erkennt, sodass es eine Empfehlung abgeben kann, dass das iPhone und die Hülle im selben Regal bereitgehalten werden. Das ist eine Erleichterung für den Picker. Auf eine Art ist das bereits künstliche Intelligenz.
Worin unterscheidet sich eigentlich Geek Plus von GreyOrange – dem 2011 gegründeten indischen Produzenten von automatisierten Lagersystemen und Logistik-Robotern?
Lit Fung: GreyOrange ist kein Konkurrent, denn wir haben keine Konkurrenz.
Eine gewagte Aussage. Wie kommen Sie darauf?
Lit Fung: Ich denke, wir sind derzeit der globale Marktführer in unserem Segment. Wenn wir in Verkäufen rechnen, ist niemand so beliebt wie wir. Wir haben bereits 3.000 Roboter verkauft. Unsere Preise sind auch besser, ich glaube, wir sind um 30 bis 40 Prozent billiger als GreyOrange – weil uns hoher Profit nicht so wichtig ist wie die Abdeckung des Marktes.
Wenn man sich Ihre Produkte ansieht, sind Sie GreyOrange dennoch recht ähnlich. Halten Sie es für absolut unmöglich, dass Sie eines Tages in den Verkaufszahlen überholt werden?
Lit Fung: GreyOrange stecken viel in ihr Marketing, aber sie haben zu wenige Praxisfälle, aus denen sie lernen und sich verbessern könnten. Ich glaube, sie haben erst 500 bis 1.000 Roboter verkauft und es gibt sie länger als uns. Uns gibt es erst seit drei Jahren.
https://youtu.be/5uHm5tu7aEQ
Sie sprachen vorhin über die Marktabdeckung. Wie sieht es mit dem US-Markt für Sie aus? Können Sie sich dort neben Amazon Robotics überhaupt ausbreiten?
Lit Fung: Wir versuchen auf jeden Fall, uns auch in Amerika und Europa auszubreiten. Und ich glaube nicht, dass es da irgendwelche Patentprobleme mit Amazon Robotics geben wird. Für den Kunden sehen immer alle Roboter gleich aus. Aber im Patentrecht geht es dann doch um winzige Details. Ich glaube, wir können das schaffen.
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