Die Irland-Frage spielt eine dementsprechend große Rolle in den Brexit-Verhandlungen. Nicht nur würde eine Hard Border, also eine stark kontrollierte und bewachte Grenze zwischen Irland und Nordirland eine Spannung auf die politischen Unverträglichkeiten zwischen den beiden Gebieten legen, die absolut konträr zu allen Einigkeitsbemühungen der letzten Jahrzehnte wirken; auch würde ein erschwerter und damit verlangsamter und verringerter Warenverkehr zwischen dem Vereinigten Konigreich und dem EU-Land Irland beide Wirtschaften, besonders aber die irische, schlimmstens belasten. Das Arbeitspapier Großbritanniens zu künftigen Zollverfahren stellt einen möglichst freien und reibungslosen Güterhandel mit der EU als zweifelsfrei erstrebenswert dar. Doch ebenso wenig wie im Paper der EU-Kommission mit dem Titel „Dialogue on Ireland-Northern Ireland“ für die Brexit-Verhandlungen werden hier Lösungen geboten.
Werden Tarife oder andere bürokratische und rechtliche Regelungen über den Warenverkehr zwischen Irland und dem Konigreich verhängt, könnte das Irlands Export in großen Mengen von der Nachbarinsel sowie Nordirland ablenken und dementsprechend minimieren - ein Schlag, den Irlands Wirtschaft wahrlich nicht braucht und den auch der dortige Transportminister Shane Ross mit Sorge betrachtet. Und nicht nur ist der direkte Verkehr mit dem Vereinigten Konigreich betroffen; auch Irlands Transport zu und von anderen Zielen, doch über UK-Gebiet verlaufend, wird nach momentanen Aussichten leiden. Der Lösungsansatz, dieser Verkehr müsse dann eben über eine direkte Meeresroute verlaufen, geht von einer Kapazität der irischen Häfen aus, die derzeit einfach nicht der Realität entspricht, und ignoriert außerdem die immensen logistischen Umstellungen, die so eine gewaltige Abänderung mit sich bringen müsste – ein Unterfangen, das bis 2019 nie zu bewerkstelligen wäre, wenn überhaupt jemals zu voller Zufriedenheit.
https://youtu.be/e0xGHf8o-9k
Doch auch der Flugverkehr ist Thema. Gerade für eine Insel macht der reibungslose Anschluss an andere Länder und die eigene Erreichbarkeit einen großen wirtschaftlichen Faktor aus. Das betrifft nicht nur den Tourismus - Irland transportiert jährlich etwa 140.000 Tonnen über den Luftweg. Davon gehen 30 Prozent ins Konigreich oder kommen von dort. Die traditionell hoch regulierte Luftfahrt erlebte durch die EU ein Nachlassen der Restriktionen im Warentransport. Welche Route geflogen werden durfte, wie viele Flüge stattfanden, das alles wurde innerhalb der Union nicht mehr reguliert, wovon Irland durchaus profitierte. Doch wie es damit nach dem Brexit weitergehen soll, ist noch immer nicht geklärt – obwohl nur mehr so wenig Zeit bleibt.
Fakt ist, wird nichts geklärt, bleibt nichts wie bisher. Michael O‘Leary von Ryanair sagte sogar bereits: „Kein Deal bedeutet keine Flüge.“ England hat sich das – auch wenn das Zeigen mit dem Finger zu undifferenziert und vor allem nicht hilfreich ist – ja irgendwie selbst eingebrockt. Doch das arme Irland...
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