Verändert dieser Ansatz die Kooperation zwischen Ihnen und Ihren Kunden?
Peters: Ja, und zwar nur im positiven Sinne. Als klassischer Dienstleister – egal, ob es nur um die Logistik geht oder um komplettes E-Commerce-Outsourcing – tritt man ja ein Stück weit als Erfüllungsgehilfe in Erscheinung: Häufig diktiert die Marke den Takt, das Tagesgeschäft, und der Dienstleister führt aus. Je mehr wir selbst Systeme und Prozesse entwickeln, die den Marken helfen, besser zu werden, desto mehr Entscheidungen fallen auch gemeinsam. Das wirkt sich positiv auf eine Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe aus.
Es ist aber auch ganz einfach spannender: Einzelne Mitarbeiter und einzelne Abteilungen erfahren eine gewisse Aufwertung, wenn sie auch mal Risiko eingehen und gewisse Dinge austesten können. Wir sehen ja schnell, wenn etwas funktioniert, und das macht natürlich auch Spaß.
Benötigen Sie für Customer Centric Retailing neue Daten?
Michael Landstorfer: Wir verfügen über einen enormen Datenbestand. In erster Linie über logistische Strukturdaten, hinzu kommen Kunden-Daten etwa von Touchpoints in den Callcentern oder im Bereich Payment-Services oder auch vom Frontend. Es geht darum, diese bestehenden Daten in einer strukturierten, wissenschaftlichen Form zu analysieren und zu interpretieren.
Entscheidend ist dabei, im Vorfeld genau zu definieren, welche Erkenntnisse man überhaupt ableiten will. Es kann um Personalplanung oder Prozessplanung ebenso gehen wie um Produkt-, Lager- oder Retourenplanung. Customer Centric Retailing ist also in erster Linie eine neue Form, mit bereits bestehenden Daten umzugehen. Diese riesigen Datenmengen in dieser Form zu analysieren, ist technisch erst seit kurzem möglich, wir sind hier im Bereich von Data Science.
Können Sie mir Beispiele nennen?
Landstorfer: Denken Sie etwa an Verbundbestellungen: Wenn man Produkte, die häufig gemeinsam bestellt werden, nahe beieinander einlagert, können sie schneller gepickt werden. Oder denken Sie an Retouren: Wer zwei gleiche T-Shirts in unterschiedlichen Größen bestellt, wird sehr wahrscheinlich eines zurückschicken. Das klingt etwas banal, ich weiß, doch angesichts der Datenflut ist es gar nicht einfach, den einen entscheidenden Fakt zu erkennen und eine Korrelation herzustellen.
Das können übrigens weder eine Person noch eine Fachexpertise alleine stemmen. Sie benötigen dafür Data Scientists mit Expertise in IT und in statistischen Grundlagen. Sie benötigen aber ebenso Finanz- oder betriebswirtschaftlich getriebene Menschen. Und natürlich auch Logistiker, die die Leitplanken festlegen, zwischen denen die Data Scientists auswerten sollen. Es geht hier um funktionale Teams.