Schifftransport : In fünf Monaten bekommen Sie dann Ihren Kaffee geliefert

80 Prozent aller Konsumgüter auf der einen und ein paar altmodische Segelschiffe auf der anderen Seite – das klingt nicht wirklich stimmig. Könnte es trotzdem eine Lösung für den maritimen Warentransport sein?

Tatsächlich machen verschiffte Güter mit einem unglaublichen jährlichen Gesamtwert von einer Trillion Euro und mehreren Milliarden Tonnen Gewicht 80 bis 90 Prozent des Warentransports aus. Zudem nimmt der Welthandel weiter zu und der Transport über den Wasserweg ebenso.

Diese Umstände verlangen nach Lösungen. Denn wiewohl der Schiffstransport als vergleichsweise klimafreundlich gilt, ist er es nicht, wie etwa der Verkehrsexperte Daniel Rieger vom Naturschutzbund Deutschland meint. Es sei zwar richtig, dass ein Frachtschiff pro Tonne sehr viel weniger Kohlendioxid ausstößt als ein Lkw; jedoch verbrennen sie Schweröl und sind für Emissionen von Feinstaub, Stickoxiden und Schwefeloxiden in hohen Mengen verantwortlich. Laut dem Naturschutzbund Deutschland produziert ein Kreuzfahrtschiff an einem Tag so viele Luftschadstoffe wie eine Million Autos. „Das ist nicht 100 Prozent vergleichbar mit einem Containerschiff. Die Dimensionen gehen aber in eine ähnliche Richtung“, so Verkehrsexperte Rieger.

Segelschiffe würden also nicht auf den Plan kommen, weil es nicht genug Containerschiffe für den Warentransport gibt – sondern, um zumindest eine Teil-Alternative zu starten. Und ihre Reichweiten sind wahrlich nicht zu unterschätzen. Die deutsche Reederei Timbercoast im Elsfleth sowie die niederländische Reederei Fairtransport transportieren bereits mit alten Frachtseglern von der Karibik nach Europa. Beide Unternehmungen wollen auch neue Schiffe bauen, um noch mehr transportieren zu können – der Kahn, mit dem Timbercoast seit zwei Jahren unterwegs ist, ist schon ein Jahrhundert alt. Fünf Monate braucht er, um 70 Tonnen Kaffee, Kakao, Kardamom, Rotwein und Schnaps über den Atlantik zu schippern.

Ein modernes Containerschiff ist immerhin doppelt so schnell, zumal sein Reisefortschritt viel besser planbar und absehbar ist. Das bedeutet höhere Pünktlichkeit – ein wesentlicher Faktor im heutigen Welthandel. Trotzdem – und auch trotz höherer Kosten – bekommt die Reederei Timbercoast mehr Nachfragen als sie bearbeiten kann, sagt Kapitän Cornelius Bockermann, der das Projekt mitaufgezogen hat. Die doppelte Transportdauer soll nicht so wichtig sein, wenn eher Liebhabergüter geladen sind. Für Delikatessen und spezielle Fairtrade-Produkte würden viele Kunden auch gern mehr bezahlen.

Timbercoast und auch das niederländische Fairtransport sind mittlerweile nicht alleine mit ihrem Enthusiasmus, mit Segeln die Meere vor noch mehr Verschmutzung zu bewahren. Fairtransport bekommt bereits so viel Konkurrenz von ähnlichen Projekten, dass es kaum mehr genug Segelschiffe gibt. Windige Zeiten sind gefragt.

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