Gondeln : Materialtransport mit der Seilbahn – kann eine Windböe ein ganzes Lager lahmlegen?

Bei Gondeln denken die meisten sofort an Venedig oder Skifahren. Derzeit wahrscheinlich mehr an Letzteres, ist der Unfall der Seilbahn im Zillertal, bei der mehrere Fahrkabinen ineinander krachten und sich verhedderten, doch erst ein paar Tage her und immer noch gibt es Neuigkeiten zu dem Fall.

Die wenigsten werden aber bei Gondeln und Seilbahnen an Materialtransport denken – dabei könnten die Systeme so manches Problem in der Logistik lösen und das Supply Chain Management im Lager optimieren.

https://youtu.be/71Ckd_0D2LY

Darauf setzt seit einem Jahr das Bergbauunternehmen Eti Bakir A.S., das von seiner Mine im Hügel Cerattepe im Nordosten der Türkei das Kupfererz ins Tal befördern muss. Die Herausforderung bei dem 4,5 Kilometer langen Transport: gebirgiges und waldiges Gelände und über 1.500 Meter Höhenunterschied – an der steilsten Stelle sogar eine Neigung von 43 Grad. Der Untertagebau transportiert das Kupfer nun seit Dezember 2017 über eine Seilbahn ins Tal und von dort Material zur Hinterfüllung zurück zur Mine.

Das Prinzip funktioniert nicht viel anders als beim Personentransport in der Gondel in einem Skigebiet. Hier, in der Schwarzmeerregion, sind Materialkübel und Kabinen an einem umlaufenden Stahlseil angebracht. Die Kübel befördern 60 Tonnen pro Stunde, die Gondeln die Mitarbeiter. Die Anlage funktioniert vollautomatisch – im Tal muss also niemand stehen und die Kübel abnehmen.

Dass der Transport von Material und Mensch auf diese Weise kombiniert wird, ist aber nicht die einzige Möglichkeit, Seilbahnen in der Logistik einzusetzen – tatsächlich gibt es auch geschlossene Gondeln, die ausschließlich für den Materialtransport eingesetzt werden.

So etwa bei Witron Logistik und Informatik. Das deutsche Unternehmen erweiterte vor fünf Jahren seinen Sitz in Parkstein in der Oberpfalz um ein neues Werk. Wie nun täglich Paletten und Kleinteile vom einen Lager ins andere und damit über 136 Meter und 15 Meter Höhenunterschied schaffen? Da alle Werke hier bereits vollautomatisiert liefen, fiel wohl auch die Entscheidung zur automatisierten Verbindung nicht schwer.

Seither fährt eine einspurige Pendelbahn auf zwei Tragseilen 20 Mal in der Stunde mit bis zu 1.000 Kilo Nutzlast hin und her. In einem halben Jahr baute Doppelmayr diese Logistiklösung. Der Vorarlberger Seilbahnhersteller ist auch für die Transportlösung in der Türkei verantwortlich.

Man stelle sich nun vor, wie fatal ein Unfall wie letzte Woche in Kaltenbach im Hochzillertal im Materialtransport wäre. Als die Gondeln des Wimbachexpress zusammenstießen und sich ineinander verwickelten, waren zum Glück keine Passagiere an Bord – der Aufwand, wieder den Normalbetrieb herzustellen, ist aber natürlich enorm. Für einen Betrieb wie den in Parkstein etwa wäre das ein doppeltes Unglück, da somit wichtige Teile plötzlich in der Luft feststecken würden und außerdem der weitere Transport lahmgelegt wäre. Der Wimbachexpress stammt vom Südtiroler Unternehmen Leitner, das auch Seilbahnen zum Materialtransport baut. Gerade beim Bau von Staudämmen seien Seilbahnen kombiniert mit Förderbändern unerlässlich, meint der Hersteller. Dass Windböen auch hier oder überhaupt wieder zum Verhängnis würden, wird hier wohl eher bezweifelt. Experte Rudolf Beha von Leitner sagte schließlich auch über den Unfall im Zillertal, die Wahrscheinlichkeit dafür sei wie „ein Sechser im Lotto“.

https://youtu.be/eF3NkGLqa7k

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