Die grüne Stadtregierung hat sich in Wien das Ziel gesetzt, Güter-LKW’s in der Innenstadt abzuschaffen und die Lieferung auf der letzten Meile mithilfe von Lastenrädern durchzuführen. Wären e-Fahrzeuge hierzu auch eine Alternative?
Wir haben uns in mehreren Projekten intensiv mit dem Thema eMobilität beschäftigt. Wir haben in zwei Projekten mit Lieferservices zusammengearbeitet und unter anderem spielerisch versucht, die täglichen Herausforderungen elektrisch zu meistern. In diesen Projekten ging es aber eher um den Kleinfahrzeugbereich. Das Fazit war folgendes: Eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge ist grundsätzlich sicher machbar, es gibt keine unüberwindbaren Hürden. In einen etwaigen Umstieg müssen jedoch Zeit und Ressourcen investiert werden. Sich mit einer neuen Technologie zu beschäftigen – auch wenn sich diese auf lange Zeit rechnet – stellt jedoch vor allem für kleinere Betriebe noch eine gewisse Hürde dar.
Gerade wenn es um größere Fahrzeuge geht, muss man schon noch ein bisschen umdenken. Große Nutzfahrzeuge mit elektrischem Antrieb sind noch nicht in der breiten Masse verfügbar oder nur zu deutlich höheren Kosten - und definitiv nicht für den Fernverkehr quer durch Europa. Das Szenario, nur bis zur Stadtgrenze zu liefern und dann auf kleinere Fahrzeuge umzusteigen, welche dann elektronisch betrieben sind – das ist definitiv schon eher an der Realität dran.
Wie sähe für Sie eine „umweltfreundliche Spedition“ aus?
Eine Überlegung wäre eben beispielsweise die Lieferung bis zur Stadtgrenze – und dann zu überlegen, wie die Güter umverteilt werden können. Da könnte man sicher etwas machen. Was, glaube ich, noch zu weit weg ist, ist das autonome Fahren, das derzeit medial ziemlich boomt. Das wäre dann der nächste Schritt, über den gerade Viele diskutieren. Je nachdem in welchem Ausmaß das kommt – in irgendeiner Form wird es garantiert kommen – kann es natürlich auch gut möglich sein, dass sich in der Logistik einiges ändert. Der Antrieb, neue Wege und Routen – vieles ist sicher auch aus der Organisation machbar und verbesserungswürdig. Ein weiteres Problem in Großstädten ist, dass einfach immer mehr bestellt wird. Beispielsweise Essen, welches es auch in der Stadt direkt ums Eck gibt. Wenn man das besser organisiert, könnte man sicher auch viele Wege reduzieren. Der Antrieb des Fahrzeugs ist ein wichtiger Faktor, der das Ganze umweltfreundlicher machen könnte. Wenn man in Summe die ganzen Wege auch noch gut koordiniert, dann hat das sicher spürbare Auswirkungen.
Ist eine Feinverteilung mit Lastenfahrrädern die Zukunft für die Innenstadt oder ist da eher eine Auslieferung mit anderen Fahrzeugen sinnvoller?
Ich denke mir, dass Lastenfahrräder für gewisse Teilbereiche sinnvoll sind. Einen kompletten Umstieg auf Lastenräder stelle ich mir hingegen schwierig vor, da man in ein solches Fahrrad einfach weniger Güter unterbringt. Auch in Richtung Infrastruktur – zum Beispiel Radwege-Netz und -breiten – müsste dann einiges getan werden. Ein Patentrezept für alles ist es, denke ich, dann schlussendlich nicht. Aber es ist für gewisse Bereiche und im Kleineren - Stichwort: Essensauslieferung - schon sinnvoll.
Was ist Ihre grundsätzliche Vorgehensweise bei der Erstellung eines Mobilitätskonzepts und welche Hindernisse gilt es zu überwinden?
Für uns ist immer die gesamte Sicht wichtig, weil wir der Meinung sind, dass multimodale Mobilität den Alltag bestimmt. Keiner ist immer nur mit dem Auto, nur mit dem Fahrrad oder nur zur Fuß unterwegs. Jeder nutzt immer das Transportmittel, das sich gerade am besten anbietet. Hier fahre ich mit dem Auto ins Büro, dort nehme ich die öffentlichen Verkehrsmittel. Man muss immer das Gesamte betrachten, da nie eine einzige Lösung für alle Menschen funktionieren kann, und nie Einzellösungen umgesetzt werden sollten. Natürlich ist es eine gute Sache, wenn elektrische Autos gefördert werden. Ein Platzproblem in der Stadt löst das dennoch nicht, Platz verbrauchen E-Fahrzeuge genauso, wie herkömmliche Autos. Man muss also immer das Gesamtmobilitätskonzept betrachten und die diversen Zukunftstrends und Innovationen wieder mehr Richtung Boden holen. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie fördert sehr viel und gibt auch Richtungen vor. Wir sind in vielen geförderten Projekten mit unterschiedlichen Projektpartnern tätig – und da geht es dann genau darum. wir wollen, dass neue Ideen Akzeptanz finden. Man hört sich in der Bevölkerung um und fragt was die Menschen wollen. Wissenschaftler und Forscher haben oft innovative Ideen - wichtig ist aber, dass diese letztlich angenommen werden. Da ist auch gerade in Forschungsprojekten, die von großen Projektteams kommen, ein Koordinieren, ein Zusammenbringen der Menschen und ein „übersetzen“ wichtig, damit die Lösungen nicht nur als Konzept in einer Schublade landen, sondern im Optimalfall auch umgesetzt werden und – wie im Beispiel der eTaxis – dann auf der Straße fahren. Hier ist bereits im Vorfeld viel passiert; damit es zu einer Umsetzung kommt, ist es wichtig, dass die richtigen Personen zusammenfinden, miteinander sprechen und zukunftsfähige Konzepte ausarbeiten.