Case Study : Nicht von Pappe

/suche?q=https%3A%2F%2Fdispo.cc%2Fa%2F2876Die Firma FMS Frischelogistik und Lebensmittelgroßhandel mit Standort im Süden Wiens startete ursprünglich als reiner Lebensmittelgroßhändler mit eigener Auslieferung. Im Lauf der Zeit kamen Anfragen, auch für andere Unternehmen logistische Dienstleistungen wie Lagerung, Kommissionierung und Auslieferung zu erbringen. Heute ist das Kerngeschäft. Pro Tag logistiziert FMS zwischen 30 und 40 Tonnen Lebensmittel. Etwa ein Fünftel der Waren werden mit dem eigenen Fuhrpark an Kühl-Lkw ausgeliefert, der Rest von Speditionen. Als ein Waldviertler Produzent von Biofleisch an FMS herantrat, der nach ganz Österreich liefern wollte, war rasch klar, dass sich der Auftrag aufgrund seines vergleichsweise geringen Volumens mit Kühl-Lkw nicht wirtschaftlich abbilden lässt. Gesucht wurde deshalb eine Verpackungslösung, die das Fleisch lange genug kühlt, dass es von Paketdiensten zugestellt werden kann und bei Lieferung immer noch eine Temperatur von unter sechs Grad aufweist.

Eine solche Lösung fand man mit dem foodmailer von der oberösterreichischen Firma packit!. Der foodmailer wurde 2015 auf der FachPack in Nürnberg erstmals vorgestellt. Es ist ein Karton aus offsetkaschierter Wellpappe, der eine beachtliche Isolationsleistung aufweist. Dafür sorgt unter anderem eine speziell konstruierte Wellpappe, die so konzipiert ist, dass sich die darin befindliche Luft nicht bewegen kann. Zusätzlich werden den Kartons eigens entwickelte Coolpacks aus Superabsorbern beigelegt, die mehrfach wiederverwendet und anschließend mit demHaushaltsmüll entsorgt werden können. In einem Online-Rechner können Anwender Parameter wie Transportgewicht, Transportdauer, Umgebungstemperatur oder gewünschte Liefertemperatur eingeben und erhalten die benötigte Menge an Coolpacks angezeigt. So ist beispielsweise sichergestellt, dass die von FMS versendete Ware nach 24 Stunden die geforderte Temperatur von sechs Grad nicht übersteigt. FMS hat diese Leistung in zahlreihen Versuchen sogar noch übertroffen: Durch geschickte Anordnung der Coolpacks, Optimierung der Einschlichtung, Zwischentrennungen und noch ein paar Details (die nicht verraten werden) ist es gelungen, die geforderte Kühlung bis zu 48 Stunden zu gewährleisten.

Man könnte meinen, dass es den Kunden egal ist, ob ihre Waren umweltfreundlich ausgeliefert werden oder nicht. Doch weit gefehlt, wie FMS-Geschäftsführer Alexander Ottmann betont: „Für unsere Kunden ist es oft gar nicht egal. Gerade Lebensmittelproduzenten im Biobereich legen großen Wert darauf, dass die Verpackung aus recyclebarem Material besteht. Weil es ihren Kunden – also den Konsumenten – sehr wichtig ist.“ Der foodmailer positioniert sich bewusst als umweltfreundliche Alternative zu Verpackungen aus Styropor. „Anfangswar die Skepsis groß, dassmanmit einem Pappkarton wirklich so gut kühlen kann“, sagt packit!-Verkäufer Rüdiger Keferböck. „Doch mittlerweile sind wir am Markt sehr gut vertreten.“ Dazu trägt das steigende Bewusstsein der Konsumenten bei, dass biologische oder zumindest regionale Lebensmittel und nachhaltige, umweltfreundliche Verpackungen sozusagen Hand in Hand gehen.

Je nach Verwendungszweck gibt es unterschiedliche Varianten des Kühlkartons. Vor allem für Fleisch, Käse und Biogetränke bietet er sich an. Die stärksten Märkte sind Deutschland, gefolgt von Österreich, Spanien, Frankreich, der Schweiz, Holland und Belgien. Rund 4.000 Stück der foodmailer benötigt FMS pro Jahr. Doch bald werden es wohl mehr werden. Denn das Unternehmen will noch heuer einen eigenen Onlineshop für regional produzierte Lebensmittel starten. Produzenten können auf der Plattform ihre Waren direkt an Konsumenten verkaufen. Die Logistik übernimmt dabei FMS.