Logistikindikator : Deutsche Logistik erleidet dramatischen Einbruch

BVL Logistik-Indikator Q2 2020
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So schlimm sah es noch nie aus. Seit 2005 erheben das deutsche ifo Institut und die deutsche BVL mit dem Logistikindikator das Geschäftsklima der deutschen Logistikwirtschaft. Und der erreichte im April den bisher schlechtesten Wert, schlechter noch als im Frühjahr 2009. Der Indikator lag im Mai mit 79,4 Punkten zwar wieder spürbar über dem Vormonat (72,9), allerdings markierte der Wert im April ein historisches Tief für die im Jahr 2005 startende Zeitreihe.

Lockerungen machen sich dezent bemerkbar

Die Geschäftserwartungen verbesserten sich im Mai und spiegeln so die allmähliche Lockerung der strikten Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie und die Hoffnung auf weitere Lockerungen in den kommenden Monaten wider. Mit einem Indikatorwert von 81,7 lagen sie allerdings nach wie vor weit im negativen Bereich.

Die derzeitige Geschäftslage wurde hingegen erneut und somit den dritten Monat in Folge ungünstiger eingestuft. Lediglich auf dem Höhe-punkt der Weltwirtschaftskrise ab 2008 stellte sich die Situation – wenn auch nur marginal – weniger günstig dar.

Dienstleister stehen nicht besser da

Für Logistikdienstleister ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten: Das Geschäftsklima verbesserte sich aufgrund der weniger skeptischen Geschäftsperspektiven etwas. Der Indikatorwert lag jedoch mit 74,5 Punkten auf einem sehr niedrigen Niveau. Die aktuelle Geschäftssituation fiel nochmals ungünstiger aus und markierte den niedrigsten Wert in der für den Zeitraum ab 2005 vorliegenden Zeitreihe.

Voraussichtlich minus 5 Prozent

Thomas Wimmer, der Vorsitzende des Vorstands der BVL, spricht von einem Monat März, „den wir nicht so schnell vergessen werden“. Trotz der „herausragenden Performance unseres nicht nur in der Krise systemrelevanten Wirtschaftsbereichs“ werde es ein schlechtes Logistikjahr 2020 werden. „Die Logistikleistungen gehen voraussichtlich um rund fünf Prozent zurück – und im Gefolge werden wir auch Arbeitsplätze verlieren, vorsichtig geschätzt mindestens 50.000.“

Auf den Prüfstand

Immerhin, meint Wimmer, könne die Krise im Nachgang zur Chance gewendet werden: „Der Primat der Ressourcen-/Kosteneffizienz muss auf den Prüfstand. Solange die Rahmenbedingungen stimmen, können Wertschöpfungsketten optimal funktionieren. Single-Sourcing kann höchst effizient sein. Multiple-Sourcing ist teurer, verteilt aber die Risiken und ist in Krisen widerstandsfähiger. Globaler Teiletourismus ist nicht nachhaltig und beinhaltet Risiken. Robuste, schlanke Lieferketten werden jetzt in den Vordergrund rücken.“