Transport : LKW-Fahrermangel: Österreich und Italien schlagen Alarm

Lkw fahrer
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"Immer weniger junge Italiener wollen sich hinter das Steuer eines Lastwagens setzen. Warum sollte man es also nicht mit Ausländern versuchen, die in unserem Land Arbeit suchen?", fragte der Frächterverband ANITA, der vom Südtiroler Logistik-Unternehmer Thomas Baumgartner geführt wird. Baumgartner fordert, dass eine Quote der jährlich zugelassenen Einwanderer ausschließlich für Lkw-Fahrer reserviert werden soll.

In der Lombardei, Italiens Wirtschaftsmotor, wird das Problem bereits angegangen. Die Region Lombardei hat das Programm "Formare per Assumere" (Ausbildung für Einstellung) ins Leben gerufen, das mit fünf Millionen Euro für Beiträge zur Ausbildung und Einstellung von Fachkräften ausgestattet ist. Dazu gehören auch die Fahrer von Nutzfahrzeugen, die für den Lkw-Führerschein einen Berufsbeitrag erhalten. 8.000 Euro sind für Logistikunternehmen vorgesehen, die neue Fahrer einstellen, 3.000 Euro für jeden Arbeitnehmer, der einen Lkw-Führerschein erwerben möchte.

"Der Mangel an italienischen Lkw-Fahrern und an technischem Fachpersonal hat uns in den letzten Jahren dazu veranlasst, uns in Brüssel und in Rom für öffentliche Maßnahmen einzusetzen, um die hohen Ausbildungskosten zu senken", erklärte Paolo Ugge, Präsident des Frächterverbands Fai Conftrasporto. "Wir freuen uns, dass die Lombardei unseren Vorschlag unterstützt, der neue Arbeitsplätze für junge Menschen in einem so wichtigen Sektor wie Transport und Logistik schaffen wird", so Uggè in einer Presseaussendung.

Auch die Lage in Österreich spitzt sich zu

LogServ-Geschäftsführer Christian Janecek etwa sprach über den Arbeitskräftemangel in der Branche als "massives" Thema: "Es ist für mich eine seltsame Situation dass wir für sehr einfache Qualifikationen zum Teil keine Leute finden. Als Beispiel nenne ich innerbetriebliche Transporte, da ist die Qualifikationsanforderung Führerschein C. Wir haben 25 offene Stellen seit letztem September in diesem Bereich. Wir haben hunderttausende Arbeitslose und die Stellen sind nicht zu besetzen. Es ist zum Teil wirklich frustrierend", sagt Janecek im Gespräch mit Dispo.

Alexander Klacska, Obmann der WKO-Bundessparte Transport und Verkehr, schlägt im Interview vor, die Lehrlingsausbildung zum LKW-Fahrer bzw. zur LKW-Fahrerin auf neue Beine zu stellen und etwa auch hier etwas ähnliches wie eine L-17-Ausbildung zu integrieren.

Auch die Wirtschaftskammer Wien will dem Fahrermangel entgegenwirken und kooperiert nun noch enger mit dem Arbeitsmarktservice Wien: "Damit wir das Auftragsvolumen erfüllen können, benötigen wir mehr Fahrerinnen und Fahrer“, so Wolfgang Böhm, Fachgruppenobmann der Transporteure in der Wirtschaftskammer Wien. "Wir wollen sowohl Personen mit, aber auch ohne C-Führerschein ansprechen und sie den Unternehmen vorstellen. Für Personen, die dann eine Einstellungszusage bekommen, gibt es die Möglichkeit für unterschiedliche Förderungen“, erläutert Petra Draxl, Geschäftsführerin AMS Wien.

Ab September fördert das AMS Personen mit C-Führerschein und Einstellungszusage, die aber noch die Weiterbildung zum Berufsfahrer (C95) benötigen. Jene Personen, die als Berufswunsch Lkw-Fahrer angegeben haben, werden von ihren Betreuern kontaktiert und über neue Stellenangebote informiert.

Für Arbeitssuchende ohne C-Führerschein, aber mit dem Wunsch LKW-Fahrer zu werden, gibt es ebenfalls ab September die Möglichkeit auf eine Förderung. Im Rahmen des Projekts „Friends on the Road“* übernimmt das AMS die Kosten für bis zu 100 C-Führerschein Ausbildungen. „Auch hier gilt, kommt es zu einer Einstellungszusage, kann man im Rahmen dieses Projekts gefördert werden“ führt Böhm aus und betont, „dass so der Nachwuchs in dem Beruf optimal unterstützt wird“. Nach erfolgreicher Absolvierung des C-Führerscheins als auch der Grundqualifikation C95, haben Neulinge in einem dreiwöchigen Arbeitstraining die Chance, sofort und in sicherer Umgebung Praxiserfahrung zu sammeln. (red/apa)