Containertransport : Anhaltende Konflikte und Wetterextreme belasten europäischen Seehandel
Der globale Seeverkehr steht mitten im Weihnachtsgeschäft weiterhin vor einer Herausforderung: Laut dem jüngsten Ocean Shipping Index (OSI) von E2open haben sich die durchschnittlichen Transitzeiten für Frachtgüter noch einmal weltweit verlängert. Besonders Europa, das sowohl als Exporteur wie auch als Importeur eine zentrale Rolle im internationalen Handel spielt, ist von den Verzögerungen stark betroffen.
Die aktuellen Zahlen des OSI zeigen einen Anstieg der globalen Seetransitzeiten von durchschnittlich 58 Tagen im dritten Quartal 2023 auf 68 Tage im dritten Quartal 2024. Dieser zehn Tage längere Zeitraum macht deutlich, wie sehr geopolitische Konflikte, die Überlastung in den Häfen und Wetterextreme den globalen Handel beeinflussen. Für Europa ist die Situation besonders gravierend, wie der Bericht zeigt.
Der OSI hebt hervor, dass Europa-Asien-Verbindungen mit einer roten Ampel als besonders kritisch eingestuft werden, während die Routen Nordamerika-Europa und Nordamerika-Asien noch mit Gelb bewertet sind.
Transitzeiten zwischen Europa und Asien
Die Handelsroute zwischen Europa und Asien ist im dritten Quartal 2024 erneut ins Stocken geraten. Während die Transitzeit für Importe aus Asien nach Europa im Vorjahreszeitraum noch bei durchschnittlich 62 Tagen lag, beträgt sie nun 80 Tage. Für Exporte von Europa nach Asien sieht es noch schlechter aus: Die durchschnittliche Transitzeit hat sich auf 83 Tage erhöht – ein Plus von zwölf Tagen im Vergleich zum dritten Quartal 2023.
Dieser Anstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Längere Buchungszeiten (fünf Tage) und eine erhöhte effektive Transitzeit (13 Tage) belasten insbesondere europäische Unternehmen, die auf zeitkritische Lieferketten angewiesen sind. Die Folge sind Verzögerungen, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Exporteure beeinträchtigen.
Konflikte und Klima: Ursachen der Verzögerungen
Wie Pawan Joshi, Executive Vice President of Products and Strategy bei E2open, erklärte, tragen geopolitische Unruhen wesentlich zu den Störungen bei. Insbesondere die anhaltenden Konflikte im Roten Meer wirken sich direkt auf die Sicherheit und Effizienz des Seeverkehrs aus. Zusätzlich verschärfen kurzfristige Störungen wie Streiks in europäischen Häfen und extreme Wetterereignisse – beispielsweise schwere Stürme – die Situation. Laut Joshi sind diese Faktoren nicht nur akute Probleme, sondern führen zu langanhaltenden Unsicherheiten in den Lieferketten.
Klimaextreme haben besonders in Europa an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Überflutungen und Stürme belasten Häfen, während häufigere Streiks, ausgelöst durch Arbeitskonflikte, die Verladekapazitäten reduzieren. Die europäischen Häfen Rotterdam, Hamburg und Antwerpen sind besonders betroffen, da sie zentrale Knotenpunkte für den kontinentalen und interkontinentalen Handel darstellen.
Die globalen Handelsrouten im Überblick
Neben der Route Europa-Asien zeigt der OSI auch bei anderen Verbindungen signifikante Verzögerungen:
Südamerika-Nordamerika: Die Transitzeit stieg auf 63 Tage, sieben Tage mehr als im zweiten Quartal 2024 und zwölf Tage mehr als im Vorjahresquartal.
Südamerika-Asien: Durchschnittlich 87 Tage – ein Anstieg um zwölf Tage gegenüber 2023.
Nordamerika-Europa: Während hier die Transitzeit stabiler blieb, zeigte die Ampelbewertung dennoch Gelb, was auf Unsicherheiten hinweist.
Ausblick: Herausforderungen und Lösungen
Die Zahlen des OSI verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der sich europäische Akteure den neuen Realitäten anpassen müssen. Verlängerungen der Seetransitzeiten können nicht nur wirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen, sondern auch strategische Risiken bergen. Ein verstärkter Fokus auf Resilienz in Lieferketten, flexible Logistikstrategien und Investitionen in Hafeninfrastruktur sind notwendig, um die Abhängigkeit von beeinträchtigten Routen zu reduzieren.