KEP : Bringen Cyber Monday und Black Friday mehr Schaden als Nutzen?

Weil der Black Friday – jedes Jahr der Freitag nach dem US-amerikanischem Thanksgiving und damit dieses Jahr der 23. November – nicht genug der Kaufwut ist, macht Amazon kräftig beim Cyber Monday mit, dem Tag, an dem in Amerika die Online-Geschäfte traditionell ihr Weihnachtsgeschäft beginnt. Und weil dieser Schnäppchen-Montag gleich nach dem Black Friday offensichtlich auch noch nicht genug ist, macht Amazon einfach gleich die ganze Woche davor zur Cyberweek. Während dieser wird mit Rabatten auf Produkte in allen Kategorien und außerdem 55.000 Blitz- und Tagesangeboten geworben, die bis um 50 Prozent reduziert sein sollen. Tatsächlich orientiert sich die Preisreduktion an der ursprünglichen Preisempfehlung und nicht am tatsächlichen Produktpreis vor der Cyberweek, aber das wissen erstens nicht alle Amazon-Besucher und zweitens lassen sie sich davon kaum abschrecken.

Das beweisen die Umsatzzahlen zu Ereignissen wie Black Friday und Cyber Monday, die jedes Jahr auf der ganzen Welt zunehmen, wie auch der Online-Handel im Allgemeinen nur mehr zunimmt. Und da sich unter den Schnäppchen noch kein Teleporter befindet, müssen die zunehmenden Produktmengen natürlich auch ausgeliefert werden.

Wegen Tagen wie dem Black Friday und dem Cyber Monday steigen die Paketaufkommen in unseren Breiten schon mal um 20 Prozent. „Prognosen gehen von einer Verdoppelung in den nächsten fünf bis acht Jahren aus“, so Torben Posert, Sales Director Logistics Automation beim deutschen Unternehmen Vitronic, unter anderem in den Bereichen Verkehrstechnik und Logistik tätig.

Zu spüren sei das mehr in der Logistik als im Verkehr, meint etwa Matthias Hormuth, Solution Logistics Concepts beim deutschen Softwareunternehmen für Verkehr und Logistik PTV. „Was den Verkehr angeht, sind die Auswirkungen eher gering.“ Dazu auch sein Kollege Volker Möller, Director Sales and Marketing für die DACH-Region bei PTV: „Hier ist die Herausforderung viel mehr die generelle Zunahme des Verkehrsaufkommens und des Güterverkehrs.“ Denn allgemein sei ein größeres Verkehrsaufkommen durch den steigenden E-Commerce zu bemerken, der aber an einzelnen Tagen wie dem Black Friday nicht so steigt, wie es die Umsatzsteigerungen an sich vermuten ließen. Dass für die Logistiker selbst solche enormen Shopping-Tage große Auswirkungen haben, glauben aber beide Experten. 2016 wurde in Deutschland erstmals die Drei-Milliarden-Marke bei Paketsendungen pro Jahr überschritten. „Heute bestellst du im Internet drei Schrauben und stößt damit praktisch eine Logistikkette nur für dich an“, so Hormuth.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Wie viel der Shopping-Wut tatsächlich geplant ist und warum die älteren Generationen nicht zu unterschätzen sind.

Tatsächlich nehmen sich viele Online-Einkäufer wohl bestimmte Anschaffungen für Tage wie den Black Friday und den Cyber Monday vor. Zwei Drittel der Österreicher geben in einer Studie durch den Handelsverband und Mindtake Research an, bei der Schnäppchenjagd mitmachen zu wollen – bei den unter-29-Jährigen sind es sogar 86 Prozent. Und erstmals geben heuer auch mehr als die Hälfte der über-60-Jährigen das gleiche an. „Wir gehen davon aus, dass die heimischen Konsumenten beim Black Friday und Cyber Monday 2018 im Schnitt 300 Euro ausgeben werden“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Vor zwei Jahren lagen die Ausgaben pro Person noch bei 244 Euro.

Diese Zahlen betreffen zwar auch den stationären Handel, da viele Geschäfte mittlerweile beim Black Friday mitmachen; doch fast die Hälfte der Österreicher gibt an, ausschließlich online Schnäppchen jagen zu wollen, und 41 Prozent der Befragten wollen sowohl im Laden, als auch online shoppen. Am stärksten im Online-Shopping vertreten sind hier die Burgenländer und Salzburger.

Die Herausforderung für jeden KEP-Dienst ist nicht nur, eine plötzlich gestiegene Menge an Sendungen zu sortieren und auszuliefern – sondern auch, dabei den Qualitätsstandard nicht absacken zu lassen. „Denn der Kunde erwartet immer den gleichen guten Service. Vor allem, wenn er ein Schnäppchen machen konnte“, meint Posert.

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