Vernetzung : Das Herzstück der Transeuropäischen Netze
Begonnen hat ja alles schon kurz nach dem Mauerfall. Doch das Thema ist nach wie vor aktuell, weil nicht – und wohl niemals ganz – abgeschlossen. Die bis 1989 durchtrennte Verbindung zwischen Ost und West ist immer noch nicht vollständig geklebt, Wiedervereinigung hin oder her. Und während des Klebens und Reparierens fiel auch immer mehr auf, dass die Verbindung zwischen Nord und Süd ebenso verbessert werden könnte. Wie beispielsweise auf den Transportwegen.
Transeuropäische Netze heißen sie – die Investitionen der EU in die Binnenmarkt-Vernetzung und ein mehr oder weniger einheitliches Verkehrssystem innerhalb der Union. An neun sogenannten Kernnetzkorridoren wird derzeit in der EU gearbeitet. Die Korridore sind Teil des Kernnetzes, welches wiederum Teil des Gesamtnetzes ist.
Diese neun Korridore haben eine Gesamtlänge von 15.000 Kilometern. Bis 2030 sollen sie die technischen Mindestkriterien eines leistungsfähigen Verkehrsnetzes erfüllen. Sechs der neun Korridore verlaufen nord-südlich. Das Herzstück unter ihnen: der skandinavisch-mediterrane Korridor.
Zu Wasser wie zu Land
Von Schweden und Finnland über Dänemark, durch Deutschland, Österreich und Italien, bis nach Malta verläuft der skandinavisch-mediterrane Korridor. Er verläuft zur Straße und Schiene ebenso wie zu Wasser. Dafür werden mit Geldern der EU und ihrer Mitgliedsstaaten Häfen modernisiert und das Schienennetzwerk ausgebaut. Doch die Krönung begann im Jahr 2000 mit der Eröffnung der Öresund-Verbindung: Sie verlinkt Kopenhagen mit Malmö durch Straße, Schiene, Tunnel und Brücke über 16 Kilometer. Nun soll sie durch einen Tunnel mit Hamburg verbunden werden. Einen Tunnel mit zwei Zugspuren und vier Schnellstraßen-Fahrbahnen.
Good News für Logistik und Schildkröten
Dänemark und Deutschland haben sich bereits 2007 auf die Verbindung geeinigt. 2020 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Der Link zwischen den beiden Ländern wird besonders in der Logistik viele freuen. Die Lieferketten und Schiffstransportrouten von Kopenhagen und Hamburg sind bereits jetzt miteinander verwoben, als wären die beiden Städte eine wirtschaftliche Einheit. Doch geografisch sind sie es nun mal nicht und das erschwert vieles: Lkw brauchen für die Strecke sechs Stunden Fahrzeit und Staus sind hier keine Ausnahme. Die Zugverbindungen lassen zu wünschen übrig und auf dem Wasserweg kommt es zu Problemen wegen Schildkröten. Die Reptilien bevölkern das Meer hier in großen Massen. Der Artenschutz verlangt Rücksichtnahme.
Wird der Link planmäßig 2028 fertiggestellt, wird er wohl der längste unterirdische Tunnel der Welt sein. Und auf einmal gelangt man in zwei Stunden, vierzig Minuten von Hamburg nach Kopenhagen. Sogar von Wien nach Bad Ischl braucht man länger.
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