Start-up : „Daten allein sind noch keine Erkenntnis“

Symbolbild Lieferkette
© YouTube/SAP Startup Accelerator for Digital Supply Chain

Synfioo wurde vor vier Jahren erst gegründet. Wie sah die Logistikwelt damals aus, dass Sie zu der Idee kamen?

Marian Pufahl:Unser Ursprung liegt eigentlich in einem EU-geförderten Forschungsprojekt am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Unter anderem war daran auch der Hafen Rotterdam beteiligt. Wir waren als Studierende dabei und haben uns aus IT-Sichtweise damit beschäftigt, wie in der Logistik für mehr Effizienz und Überwachung gesorgt werden könnte.

Schließlich hat eine am Projekt beteiligte Spedition zu uns gesagt, wenn das von uns entwickelte Produkt am Markt wäre, sie würden es sofort kaufen. Wir haben sie einfach beim Wort genommen. Als wir dann 2015 offiziell gegründet wurden, war diese Spedition unser erster Kunde. Zu dem Zeitpunkt war für uns noch keine Konkurrenz sichtbar, was auch irritierend war. Da stellt sich dann immer die Frage, ob der angestrebte Markt gar nicht existiert oder ob man wirklich einer der ersten ist.

Den Markt scheint es ja zu geben und Sie haben auch gerade eine neue Finanzierungsrunde hinter sich. Wie sieht es mittlerweile mit der Konkurrenz aus – Tools zur Analyse von Supply Chains gibt es ja einige?

Das kommt darauf an, wie man den Markt segmentiert. Unser Fokus liegt auf Supply Chain Visibility-Lösungen. Wirklich in unserem Bereich gibt es vielleicht eine Handvoll Wettbewerber aus Amerika, und ein oder zwei aus Europa. Der Zeitpunkt unserer Gründung war auf jeden Fall der richtige.

Wie funktioniert die Supply Chain Visibility mit Ihrer Lösung?

Auf unserer Plattform werden zunächst alle Daten – Tracking, Plandaten, Verspätungen etc. – entlang der Lieferkette zusammengeführt. Das Ziel ist es, allen Beteiligten, Speditionen wie der Industrie, eine Frühprognose zu geben. Unser Versprechen liegt also nicht in der Optimierung der Supply Chain oder in der Transportsteuerung, sondern in der Visibilität und der Prognose von Ankunftszeiten.

Bedeutet das in weiterer Folge das Versprechen einer effizienteren Lieferkette? Oder hängt eine gesteigerte Effizienz dann doch mehr von den Entscheidungen ab, die Kunden aufgrund der Visibilität treffen?

Wir können uns nicht hinstellen und dem Kunden sagen, durch unser Produkt wird die Lieferkette bereits effizienter – das allein funktioniert nicht. Aber natürlich sprechen wir mit unseren Kunden darüber, wie die gewonnen Erkenntnisse ein Einsparpotential und eine Möglichkeit auf mehr Effizienz bedeuten.

https://youtu.be/zclGC3SaLxM

Wie wird die Möglichkeit auf mehr Effizienz gegeben?

Der Prozess dorthin besteht aus drei Stufen.

Die unterste Stufe ist das Zusammenbringen aller Daten – und das sind sehr viele Daten. Dann wissen einmal alle, wo der Lkw ist, wo das Schiff, wo der Stau, wo das Unwetter. Aber das bringt dem Anwender allein noch nicht sehr viel, Daten allein sind noch keine Erkenntnis.

Die Erkenntnis ist die zweite Stufe. Da geht es für uns um die Prognostik – wann der Transport wo sein wird. Auf dieser Stufe kommen die ersten Warnungen, mit denen der Anwender wirklich etwas anfangen kann. Disponenten können sich jetzt mit ihrer begrenzten Zeit auf die Fälle konzentrieren, für die Lösungen gefunden werden müssen.

Die Handlungen, die sich daraus ergeben, sind die dritte Stufe. Da werden wir mit unserer Software auch immer stärker beteiligt sein.

Ist das der Ausbauplan für die Zukunft?

Ja, noch ist die dritte Stufe der Herrschaftsbereich des Disponenten. Aber die Anwender wünschen sich hier auch mehr Unterstützung. Effizienzdruck hat es in der Logistik immer schon gegeben, aber er wird eben immer mehr. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir die dritte Stufe ganz eingenommen haben, doch der Weg geht definitiv dorthin.

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