Alplog Nord : Deshalb steht das Villacher Logistikzentrum noch nicht

Alplog Nord Animation
© Screenshot Promotion-Video Alplog Nord

Seit 2006 plant Villach an der Erweiterung eines Logistik-Standortes im Westen der Stadt. Der Anschluss an die Mittelmeerhäfen soll Kärnten eine Aufwertung als Wirtschaftsstandort bringen. Die Stadt plant den Bau des Logistikzentrums "Alplog Nord" gemeinsam mit der Deutschen Logistik Holding (DLH) im Westen der Stadt.

Dass das Projekt noch nicht auf Schiene ist, liegt am heftigen Widerstand der Gegner, die ein angrenzendes Naturschutzgebiet sowie Ungereimtheiten ins Treffen führen. Auch 18 Jahre nach Beginn des Bauvorhabens scheinen die Planungen auf der Stelle zu treten, während der Widerstand wächst. Auf der einen Seite stehen Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Aufwertung des Standortes, auf der anderen Seite Naturschutz und die direkte Nachbarschaft zu einem Natura-2000-Schutzgebiet.

"Alplog Nord" soll die Erweiterung des bestehenden Logistik Center Austria Süd (LCA Süd) sein. Während das LCA Süd am südlichen Ufer der Gail liegt, soll das "Alplog Nord" am Nordufer der Gail entstehen. Dieses Gebiet, auch Schütt genannt, befindet sich direkt zwischen dem Natura-2000-Schutzgebiet Schütt-Dobratsch und den Auwäldern des Flusses und ist Feuchtwiese sowie Ackerfläche. Die Bürgerinitiative "Rett ma die Schütt", die das Bauvorhaben verhindern will, steht in diesem Konflikt der Stadt gegenüber.

>>> LCA Süd: "Der Zollkorridor hat nicht den erwarteten Schub gebracht"

"Grünstes Logistikzentrum Österreichs"

Für das Projekt soll eine Fläche von 18,3 Hektar genutzt werden. 6,3 Hektar davon seien bereits an die DLH verkauft worden, sieben Logistik-Hallen sollen entstehen. Laut dem Villacher Bürgermeister Günther Albel soll hier das "grünste Logistikzentrum Österreichs" entstehen. Dem Projektantrag und weiteren Medienberichten ist zu entnehmen, dass "bei der Konzeption der Beleuchtung besonders auf die Wildökologie Bedacht genommen" und "mit einem Grünraumkonzept dem Naturraum Rechnung getragen" werden soll.

Strenge bauliche Maßnahmen wie eine Begrünung der Dächer, Abstands- und Emissionsflächen und die Nutzung von Photovoltaik auf den Dächern sollen das "Alplog Nord" zu einem Vorzeigeprojekt machen, was umweltverträgliches Bauen angeht. Zudem ist von der Nutzung eines infrastrukturell wertvollen Gebietes und der Schaffung mehrerer Arbeitsplätze die Rede. Auch der Warenverkehr per Bahn würde aufgewertet, so der Villacher Magistratsdirektor Alfred Winkler.

Für den Verein "Rett ma die Schütt" ist das Bauvorhaben auch aus verschiedenen umwelt- und tierschutzrechtlichen Gründen generell falsch am Platz. Die Die Initiative verweist außerdem auf das nahe gelegene LCA Süd auf der anderen Seite des Flusses, bei dem viele Flächen leer stehen würden. Doch so einfach sei die Sache nicht, wie dessen Geschäftsführer Andreas Pichler erklärte. Freie Fläche wäre zwar vorhanden, aber diese sei viel zu fragmentiert. "Derzeit hätten wir widmungstechnisch und größenordnungstechnisch nicht die Flächen um eine Realisierung dieses Projektes zu ermöglichen", erteilte Pichler diesem Lösungsansatz eine Abfuhr.

Und auch zur Aufwertung der Bahn hat die Bürgerinitiative etwas zu sagen, denn für das "Alplog Nord" sei kein Anschluss an die Bahn geplant. Zwar ist der Verschiebebahnhof Fürnitz und der Bahnanschluss des LCA Süd nicht weit entfernt und die Stadt wolle die Waren mit autonomen Elektro-Lkw vom "Alplog Nord" über die Gail zur Bahn transportieren, das würde allerdings den Lkw-Verkehr auf ein Vielfaches ansteigen lassen, so ein Vertreter der Bewegung.

Auch für Martijn Kiers von der Mobilitätsgruppe der Scientists for Future macht ein Logistik-Zentrum ohne Bahnanschluss keinen Sinn. Durch den zusätzlichen Umschlag der Güter könne für das "Alplog Nord" nur ein Weitertransport auf der Straße wirtschaftlich sein. "Um als Umschlagplatz für Güter von Schiene zu Schiene dienen zu können, ist ein direkter Gleisanschluss und ein funktionierender Umschlagbahnhof erforderlich", so die Meinung des Verkehrsexperten.

Ein Vertreter der Bürgerinitiative, Anton Dicketmüller, verweist im Gespräch mit APA zudem darauf, dass die Idee hinter dem Projekt, Kärnten mit der Nähe zum internationalen Handelshafen Triest und der bestehenden Schienenverbindung für den weltweiten Markt interessant zu machen, ohnehin passé sei. Vor allem von der chinesischen Initiative, mit der "neuen Seidenstraße" weitere lukrative Handelswege aus dem Reich der Mitte zu erschließen, hatte man sich im Jahr 2019 viel erhofft, als Italien einen umstrittenen Handelspakt mit China unterzeichnete, der den Hafen in Triest als Handelsdrehscheibe ins Zentrum rücken wollte. Die aktuelle italienische Regierung unter Giorgia Meloni hatte diesen Deal 2023 allerdings platzen lassen. Laut dem paneuropäischen Sender Euronews äußerten Behörden in Italien zudem Befürchtungen, die Angriffe der Houthi-Rebellen im Roten Meer könnten mittel- oder langfristig negative Auswirkungen auf die Häfen im Mittelmeer haben.