Straßentransport : Diese Antriebssysteme sichern die logistische Zukunft
v.l. Alexander Decker, Klaus Schmid, Markus Schermann, Gabriela Maria Straka, Christoph Bichler, Karl Huber, Bernhard Geringer, Rudolf J. Melzer, Timo Völker
- © Guenther PeroutkaIm Vorfeld des 46. Internationalen Wiener Motorensymposiums Mitte Mai kamen auf Einladung des Gründers des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK), Rudolf J. Melzer, Manager aus der Fahrzeugindustrie, Entwickler, praktische Anwender und den Veranstalter des Symposiums, TU-Professor Bernhard Geringer, zu einer Diskussionsrunde. Das Thema: Antriebssysteme mit nicht-fossilen Energieträgern und ihre Praxistauglichkeit.
„Wir müssen die Dinge von Anfang an zu Ende denken. Es geht darum, wo kommt die Energie her, wie muss die Infrastruktur dazu aussehen und wie die entsprechenden Transportmittel. Das muss zusammenpassen“, verwies Markus Schermann, General Manager von BRP-Rotax Vienna einem Hersteller für Antriebssysteme, darauf, dass die aktuell laufenden Transformationen nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden sollen. „Wir von BRP-Rotax sind auf alle Szenarien vorbereitet, wir können alle Technologien bedienen, ob alternative Kraftstoffe, Brennstoffzelle oder rein Batterie-elektrisch. Wichtig für uns wäre, dass von der Gesetzgebung verlässliche Ziele gesetzt werden, bis wann welche technologischen Standards erreicht werden müssen. Denn nur mit langfristiger Planungssicherheit kann das Vertrauen der Wirtschaft wiederhergestellt werden.“
Im Nutzfahrzeugbereich geht man davon aus, dass sich je nach Einsatzgebiet durchaus Wasserstoff-Verbrennungsmotoren, aber kurzfristig vor allem elektrische Antriebe durchsetzen werden. „Wir realisieren derzeit mit den Handelsketten die Transformation in CO2-neutrale Logistiklösungen“, erklärt Christoph Bichler, CEO von MOPRO + CO Kühllogistik. Er erprobt mit dem Unternehmen elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge für die Lebensmittellogistik und verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2030 die Eigenflotte seiner Unternehmen auf Elektromobilität umzustellen: „Wir transportieren bereits seit Anfang 2024 in Wien und nun auch in ganz Österreich CO2-neutral Lebensmittel für unsere Partner. Unsere Mission wird kompromisslos weiterverfolgt“, so Bichler.
Bereits seit längerer Zeit nützen unter anderem Logistiker, die schwerpunktmäßig für den Lebensmittelhandel unterwegs sind, die Tatsache, dass sich der Kohlenstoff-Ausstoß auch mit Treibstoffen aus hydrierten Pflanzenölen stark reduzieren lässt. Werner Eichinger von Energie Direct verwies im Rahmen des IFWK-Talks darauf, dass diese sogenannten HVO-Dieselkraftstoffe ein Naturprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen und ungiftig (theoretisch sogar trinkbar) sind und auch von Seiten der Politik durchaus mehr Beachtung verdient hätten.
Planungssicherheit für Europas Industrie und Handel
Bernhard Geringer, der bereits seit Anfang 2002 als Professor an der TU-Wien mit Bio-Kraftstoffen experimentierte, stellte klar, dass Europa das Thema Lithium-Ionen Batterietechnik und damit den Durchbruch der Elektroantriebe völlig unterschätzt habe und dass es dringend verlässliche Regelungen in Europa brauche, um der Industrie, aber auch dem Handel Planungssicherheit zu geben: „Es braucht nicht nur eine, sondern alle technisch möglichen Lösungen, um die Defossilisierung voranzutreiben und die Mobilität so rasch wie möglich Kohlenstoff-neutral zu machen.“
Mit den Worten „wir fahren zwar langsam, aber die Energie ist schnell weg“ erklärte der Entwicklungschef von CNH Industrial, Karl Huber, die Herausforderung im Bereich Arbeitsmaschinen. Aber man habe bereits Anfang der 2000er-Jahre begonnen, die hydrostatischen durch elektrische Antriebe zu ersetzen und heute ist Europa weltweit führend in der Entwicklung nachhaltig angetriebener Landmaschinen: „Eine unserer großen Stärken in Europa ist die Diversität und der Ideenreichtum. Das beflügelt uns und führt zu sehr effizienten Lösungen“, zeigte sich der junge Ingenieur optimistisch.
Der Motorjournalist Timo Völker stellte internationale Vergleiche an, sieht aber in Europa eher Schwierigkeiten: China und die USA seien deutlich einheitlicher strukturiert und einfacher zu regeln als das im diversen Europa möglich ist: „Bei uns in Europa reicht zum Beispiel die Akzeptanz von E-Fahrzeugen bei den Neuzulassungen von um ein Prozent in Kroatien bis 80 oder 90 Prozent in den Niederlanden und in Norwegen.“
Intelligentes Energiemanagement
Alexander Decker, Leiter Smart Charging der Verbund Energy4Business GmbH, betonte: „Ohne Mobilitätswende keine Energiewende und der Ausbau flächendeckender Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität. Wir bieten All-in-One-Ladeinfrastrukturlösungen, um den Einstieg in die Elektromobilität zu erleichtern. Damit unterstützen wir unsere Kunden auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität und verknüpfen die Energie- mit der Mobilitätswende. Und die Mobilitätswende kann nur erfolgreich sein, wenn die relevanten Akteure in Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Denn nur gemeinsam können wir die Grundlagen für eine nachhaltige Mobilität schaffen, die mit intelligentem Energiemanagement auf die Integration erneuerbarer Energien setzt.“