Spezialtransporte : Hat die Drohne ein Herz?
In Indien bräuchten 50.000 Menschen im Jahr ein neues Herz. Betonung auf „bräuchten“, denn nur einige hundert erhalten tatsächlich das überlebensnotwendige Spenderorgan. Das hat zwei schwer änderbare Gründen. Zum einen ist eine Herztransplantation sehr teuer; zum anderen Indien ein großes Land. Der geeignete Spender und der Empfänger liegen oft viel zu weit auseinander um das Herz rechtzeitig – man entschuldige die Wortwahl – liefern zu können. Und selbst in ein und derselben Stadt kann es leicht vorkommen, dass der Transport des Spenderherzens schnell genug abgewickelt werden kann. Warum, erklärt sich bei einem Blick auf den Straßenverkehr in einer beliebigen indischen Großstadt.
Natürlich wird versucht, gegen dieses Problem zu wirken – oder besser gesagt, mittendurch. Polizeiliche Korridore sollten den Transport vereinfachen und beschleunigen. Doch auch diese Lösung schlug weitgehend fehl. „Da haben wir uns gedacht, mit einer Flugdrohne umgehen wir dieses Problem“, so Balan Gurumoorthy, Professor am Indian Institute of Science in Bangalore.
Indien ist bei weitem nicht das einzige Land, das Organtransport mittels Drohne andenkt. Vielerorts ist hier bei erfolgreichen Entwicklungen die Gesetzgebung gefragt, die Verbote, die allgemein gegen Flugdrohnen immer restriktiver werden, entsprechend anzupassen. Zum Beispiel stellt sich die Frage, wer die Drohnen fliegen darf, welche Ausbildung es dazu benötigt. In Großbritannien etwa darf bereits im Privatgebrauch niemand eine mehr als 250 Gramm schwere Drohne fliegen, ohne vorher eine Prüfung absolviert zu haben. Wie verhält es sich aber, wenn die Drohne etwas Überlebensnotwendiges an Bord hat? Und dürften sie dann immer noch nicht höher als 120 Meter fliegen?
Aber während Gesetze anpassbar sind, liegt die wirklich diffizile Aufgabe derzeit noch in der Technik. Denn Organe können nicht wie Kalbsleber einfach nur gekühlt transportiert werden – sie brauchen eine ganz besondere Umgebung, damit sie in bestem Zustand im Spital ankommen. Bei der Kalbsleber kann man vielleicht, wenn man mutig ist, noch sagen: „Wird schon noch gut sein“ – bei der Spenderleber eher weniger.
https://youtu.be/WwkfgHu4Bng
Während der Medikamententransport per Drohne schon den einen oder anderen erfolgreichen Probelauf hinter sich hat, wiegen allerdings Organe um einiges mehr. Dieses Gewicht plus die nötige Kühl- und Schutztechnik, so wie sie aktuell im Transport auf der Straße eingesetzt wird, sei zu viel für eine Drohne, meinen einige Forscher. Die Lösung könnte Trockeneis sein – wiegt weniger und ist dennoch zuverlässig. Zusätzlich soll während des Transports Flüssigkeit in das Organ gepumpt werden, um es frisch zu halten. Tests laufen derzeit an der Uni in Bangalore mit Herzen – denn diese seien die am schwierigsten zu transportierenden Spenderorgane. Momentan scheitert eine Markteinführung nur noch an der Finanzierung.