Case Study : HLF Heiss und Schrack Technik errichten Logistikzentrum
Hannes Bichler macht den Erfolg auch an einer Besonderheit der Zusammenarbeit fest: „Entgegen der vorherrschenden Praxis haben wir HLF Heiss ausreichend Zeit für die Projektumsetzung gegeben“, erzählt der Head of Supply Chain Management der Schrack Technik. Und zu planen gab es viel: Schrack hat in Achau vor den Toren Wiens ein neues Logistikzentrum errichtet, von dem aus sämtliche Märkte des Unternehmens beliefert werden.
Generalunternehmer HLF Heiss hat dabei technische Planung und Gestaltung der logistischen Abläufe verantwortet – von Wareneingang, Lagerlegung und Kommissionierung bis hin zum Verpacken von Paletten, Langgütern und Paketen. Nur drei Monate nach Beginn der Arbeiten ging die Anlage in Probebetrieb und Leistungstest, und nach der Übersiedelung von rund 15.000 Artikeln einen Monat früher als avisiert in den Vollbetrieb.
Viel Platz für Überlanges
Herzstück des Logistikzentrums ist die Palettenregal-Anlage für 16.800 Europaletten und 3.000 überlange Paletten bis 2.200 mm. Für diese wurden spezielle Palettenregale mit einer Tiefe von 2.100 mm installiert. Um alle überlangen Paletten, unabhängig von ihren Abmessungen und ihrer Qualität, einlagern zu können, sind sämtliche Lagerebenen mit Gitterfachböden ausgestattet. Bedient werden die Regale mit Schubmaststaplern.
Für die Lagerung und Kommissionierung von kleinvolumigen Artikeln sind direkt in die Palettenregalfelder an die 1.000 Laufmeter Fachbodenregale mit insgesamt 5.600 Fachböden für 19.000 Artikelstellplätze integriert.
Wegen der Sprinkleranlage wurden anstelle von Blechfachböden Gitterfachebenen entworfen und geliefert – exakt abgestimmt auf das Steckregalsystem. Für eine exakte Produktabtrennung war es erforderlich, stufenlos verstellbare Fachtrennbleche zu entwickeln. Bei einer Bemusterung wurden jene von HLF Heiss als die in der Handhabung praktikabelsten befunden. Kabeltrommelregale für 36 Kabeltrommeln sowie Kragarmregale, Wabenregale und Langgutgestelle zur Lagerung von Kabeltassen komplettieren die Lagereinrichtung.
Paralleles Kommissionieren
Eine besondere Herausforderung für die Supply Chain ist das Service, das Schrack seinen Kunden anbietet: Paketzustellung innerhalb von 24 Stunden. Angesichts einer Gesamtlänge der Gänge von rund 1,7 Kilometern müssen so viele Aufträge wie möglich parallel bearbeitet werden. Gemeinsam mit Schrack hat HLF Heiss dafür 50 Kommissionierwägen entwickelt, die ein paralleles Kommissionieren einer großen Zahl an Aufträgen ermöglichen. Dank einer Volumenvorberechnung ist es Schrack möglich, direkt in den passenden Versandkarton zu kommissionieren, weshalb die Ware am Packtisch nicht umgeschlichtet werden muss.
Die leeren Kartons werden bei der Bestückung des Kommissionierwagens mit Etiketten, aus denen die zu verwendende Kartongröße hervorgeht, beklebt. Ferner beinhaltet das Etikett die Auftragsnummer und den Stellplatz am Wagen. Der Barcode am Etikett ist in Zaunform für den Handscanner und in Leiterform für den Scanner auf der Fördertechnik aufgedruckt.
3.200 Pakete pro Schicht
Entlang einer zentralen Förderstrecke sind neun Verpackungstische platziert. Die wendigen Kommissionierwägen werden manuell an die Packtische geschoben. Die Paketverpackung umfasst im Wesentlichen die Kontrollverwiegung, die Beigabe des Füllmaterials, den Lieferscheindruck und das Verschließen des Blitzkartons.
Nach dem Abschieben der Pakete auf ein Gurtförderband werden die Pakete abtransportiert. Zunächst durchlaufen die Pakete eine Scanstation zur Kontrolle der Lesbarkeit des Barcodes. Von vier Seiten erfolgt hier das Lesen der Auftragsnummer – somit spielt es keine Rolle, wie der Mitarbeiter die Kartons auf das Fördersystem abschiebt.
Über eine Datenschnittstelle zur Versandsoftware und in weiterer Folge zum ERP-System werden die Druckdaten für die anschließende automatische Etikettierung übertragen. Diese umfasst einerseits die Anbringung des entsprechenden Versandetikettes auf einer Paketseite, auf der gegenüberliegenden Seite wird die Packliste appliziert. Somit können die Kunden ohne Öffnen des Paketes sofort den Inhalt der Bestellung erkennen.
Die vollautomatische Umreifung und die Sortierung auf sechs Zielbahnen für die verschiedenen Versanddienstleiter schließt den Verpackungsprozess ab. Das richtige Ziel wird vom mitangedruckten Barcode von der Packliste abgelesen. Für die Hauptversandarten wurden zwei Teleskopverladebänder angeschafft, die es ermöglichen, Pakete direkt in die Wechselaufbauten zu transportieren und dort abzustapeln.
Die systemkritischen Gewerke wie Etikettierung und Umreifung wurden komplett redundant ausgeführt: Es gibt zwei parallel verlaufende Linien, die im Normalbetrieb die Pakete im Verhältnis 1:1 abarbeiten. Bei Wechsel von Verbrauchsmaterialien, bei Wartungen oder Störungsbehebungen wird automatisch auf die jeweils betriebsbereite Linie umgeschaltet.
Mobile Wickelroboter, mobile Datenerfassung
Großaufträge werden palettenweise abgewickelt, bis zu 580 Paletten täglich. Hier stehen ein Langgutwickler, zwei mobile Wickelroboter und zwei ergonomische Palettenumreifungssysteme zur Verfügung. Die mobilen Wickelroboter haben gegenüber Drehtellerwicklern vor allem den Vorteil, dass man auch sehr instabile und überdimensionale Paletten mit Stretchfolie sichern kann. Mit einer Batterieladung können bis zu 250 Paletten gewickelt werden.
Unterstützung erhalten die Mitarbeiter durch 19 mobile IT-Arbeitsstationen zur mobilen Datenerfassung. Sie bieten Batteriekapazitäten von 130 Ah für den Wareneingang beziehungsweise 270 Ah für den Warenausgang. Mit diesen Buchungswägen mit Wechselrichter auf 230 V können ein herkömmlicher PC mit Monitor, zwei Etikettendrucker und ein Laserdrucker mobil betrieben werden.
Für die Müllentsorgung sind 50 Kunststoff-Palettencontainer mit einem Füllvolumen von einem Kubikmeter gleichmäßig im Lager verteilt. Volle Container werden an ein Verladetor gefahren und dort über eine Dreh-Kippvorrichtung automatisch in eine Papier- oder Kartonpresse gekippt.
„Mit dieser Investition“, sagt Hannes Bichler, „sind wir für stetiges Wachstum bestens aufgestellt.“ Wenn dies eintritt, kann das Logistikzentrum jederzeit von derzeit 18.900 m² auf 25.000 m² erweitert werden.
Auftraggeber
Die die Schrack Technik GmbH (Wien) ist auf Produkte und Lösungen für die Energie- und Datentechnik spezialisiert. Das Produktportfolio reicht von Schaltschränken, Relais, Schutzschaltern, Licht- und Datennetzwerkprodukten bis zu Sicherheitsbeleuchtungen und Elektrotankstellen.
Auftragnehmer
Die HLF Heiss Ges.m.b.H (Pöttelsdorf, Bgld.) plant, liefert und montiert einzelne Lagerlösungen ebenso wie maßgeschneiderte komplette Gesamtanlagen. Das Produktspektrum umfasst die komplette Lager- und Fördertechnik. Als langjähriger Vertriebspartner von TGW realisiert HLF Heiss Förderanlagen für den Stückgut- und Palettentransport.