Coronavirus : Plötzlich Home Office, und jetzt?

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Viele Firmen werden, so es nicht schon geschehen ist, in den nächsten Tagen auf umfangreichen Home-Office-Betrieb umstellen. Das positive an dieser Entwicklung ist, dass nun auch Unternehmen mit Home Office Erfahrung machen (müssen), die bis jetzt noch nicht ernsthaft über das Thema nachgedacht haben.

Für die betroffenen Mitarbeiter kommt das natürlich überraschend, und ich möchte hier einige Tipps geben, alle sind bestens getestet. Ich selbst arbeite oft und gerne, manchmal auch ungerne, daheim. Das wichtigste Thema ist die Trennung Beruf/Privat, diese Trennung müssen Sie auch im Home Office hinbekommen. Dazu gibt es einige einfache Punkte:

Struktur – Ort

Home Office braucht Struktur. Schaffen Sie einen eigenen Arbeitsbereich, und dieser sollte nicht am Hot-Spot Ihres Daheims sein, sondern eher dort, wo Rückzug möglich ist. Wenn sich Ihr Leben in der Küche abspielt, dann sollte der Küchentisch der letzte Arbeitsplatz sein, den Sie in Erwägung ziehen, und zwar unabhängig davon, ob Sie alleine leben oder mit Partner/Familie. Idealerweise ist ihr Arbeitsplatz in einem eigenen Raum. Es geht darum, Arbeit und Privatleben zu trennen. Stichwort: Work-Life-Balance.

Struktur – Zeit

Auch wenn ich mal nicht nach Wien ins Büro fahre, sondern daheim arbeite, tue ich „vor der Arbeit“ alles, was ich sonst auch tue, bevor ich ins Büro fahre. Manchmal gehe ich sogar kurz raus spazieren, um dann „an den Arbeitsplatz“ zu kommen. Es braucht dieses Ankommen-Können in der Arbeit. Im Pyjama an den Schreibtisch zu schlurfen und den Frühstückskaffee zu trinken, funktioniert sicher, es geht aber nicht viel weiter, und man hat wieder die Vermischung von Privat und Beruf. Auch wenn Sie es spleenig finden, aber im Home Office verwende ich z.B. auch eine andere Kaffeetasse als beim Frühstück. Doppelt Geschirr, klar, aber auch ein Symbol.

Struktur – Freizeit

17:00, das Wichtigste erledigt, Zeit, Schluss zu machen. Und jetzt kommt das Schwierigste: Klappen Sie den Laptop zu, verlassen Sie Ihren Arbeitsbereich, gehen Sie vielleicht noch kurz raus um dann „endlich heim“ zu kommen. Und ab dann tun Sie so, wie Sie sonst auch immer getan haben, wenn Sie heimgekommen sind. Ihren Arbeitsplatz sehen Sie erst morgen um 9:00 (oder wann auch immer) wieder. Natürlich: Wenn etwas wichtig ist, dann machen Sie es noch heute, aber stellen Sie immer die Frage: Würde ich das in der „normalen“ Arbeitssituation auch heute noch erledigen?

Es wird viele verschiedene Vereinbarungen mit den Arbeitgebern zu Home Office geben. Mir ist, nach jahrelanger Erfahrung, aber der Hinweis wichtig, dass Daheim und Arbeit trotzdem getrennt gehören. Ich schalte im Home Office nicht mal eine Waschmaschine ein, weil das täte ich im Büro ja auch nicht. Will heißen: Springen Sie nicht dauernd zwischen beiden Welten hin und her. Ich denke, diese Trennung ist wichtig, und ich habe mit diesen Strukturen gute Erfahrungen gemacht hinsichtlich Produktivität und Lebensqualität.

Und die Kinder?

Ein kurzer Beitrag noch zu Kindern, die müssen hier auch eingebunden werden und machen die Trennung Privat/Arbeit natürlich sehr schwierig, hier kommen beide Welten zusammen. Ich selbst habe zwei Mädels im Alter von 7,5 und 9, und alleine mit den beiden intensive Home-Office-Erfahrung seit ca. drei Jahren (also Kids damals 4,5 und 6). Meine wichtigsten Erfahrungen:

Wenn Kinder da sind, ist es nochmal wichtiger, den Arbeitsbereich klar abzugrenzen und auf KEINEN FALL in den Lebensmittelpunkt Ihres Zuhauses zu legen. Die Kids kennen sich dann gar nicht mehr aus, und Sie werden in Ihrer Arbeit wirklich nichts, aber auch gar nichts weiterbringen. Ihre Kinder wollen von Ihnen alles das, was sie immer bekommen, wenn Sie in der Küche sind. Sie aber sitzen nur da, hacken in die Tasten und führen Telefonate, die Ihre Kinder nicht verstehen, und über kurz oder lang sind alle frustriert. Machen Sie Ihre Arbeit „in der Arbeit“ und nicht am Frühstückstisch.

Natürlich ist alles abhängig vom Alter Ihrer Kinder, aber: Suchen Sie einen Arbeitsplatz, den Sie mit einer Türe vom restlichen Wohnbereich trennen können. Erklären Sie Ihren Kindern, dass, wenn die Türe geschlossen ist, Sie konzentriert arbeiten müssen, Kids zwar immer reinkommen können, aber eher nur in Notfällen. Wenn die Türe offen ist, jederzeit, aber auch nur kurz, weil Sie ja „in der Arbeit“ sind. Ihre Kinder lernen das schnell und nehmen vor allem zwei Dinge mit:

Sie sehen mal, wie Arbeit funktioniert und dass man wirklich arbeiten muss :-)

Wichtiger: Sie sind recht rasch stolz auf neue Freiräume und Eigenverantwortung, weil sie sich selbst beschäftigen und Eltern ihnen das zutrauen. Kinder gewinnen Freiraum, und Sie als Eltern haben die Kontrolle. Eigentlich eine Luxus-Situation. Nutzen Sie diese Qualität.

Bei mir klappt es so, dass die Kinder wissen, dass sie sich bis 17:00 weitgehend selbst beschäftigen müssen, was ihnen auch gut gelingt und sie auch gerne tun. Ich habe meinen Kindern auch öfter „Arbeit“ gegeben, etwas zu zeichnen, was auch immer. Das musste aber in Ihrem Zimmer geschehen. Sie waren dann immer sehr stolz und haben mir am Abend das Ergebnis ihrer Arbeit gezeigt, meine Ergebnisse waren nie so schön :-)

Und natürlich gibt es manchmal echte Notfälle, wo sie dastehen und die Haribos nicht finden :-) Nach meiner Erfahrung wollen die Kinder bei diesen „Notfällen“ einfach kurz in Beziehung gehen, sehen, dass man da ist. Und wenn alles ok ist, dann sind sie gleich wieder weg.

Ich wünsche viel Erfolg und gutes Daheim-Arbeiten! Bei Fragen können Sie mich jederzeit gerne unter herbert.kling(at)brandscore.at kontaktieren. Natürlich auch im Home Office.