Sicherheit auf der Straße : So fahren Lkw auch im Winter sicher

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© omphoto - stock.adobe.com

Es wird kälter, Weihnachten und der kalendarische Winterbeginn rücken näher, und in Österreich gilt seit einigen Tagen wieder die Winterreifenpflicht. Doch auch abgesehen von dieser gibt es für Speditionen und ihre Fahrer einige puncto Sicherheit zu beachten.

Für Lkw unter 3,5 Tonnen gilt die gleiche Winterreifenpflicht wie für Pkw. Wird das Vehikel gefahren und herrschen winterliche Verhältnisse auf der Fahrbahn – also Schnee, Schneematsch oder Eis – müssen zwischen 1. November und 15. April auf allen Rädern Winterreifen angebracht sein. Wenn die Straße durchgehend schnee- oder eisbedeckt ist, genügen auch Schneeketten auf mindestens zwei Antriebsrädern.

Anders verhält es sich bei Lkw über 3,5 Tonnen. Bei diesen müssen im selben Zeitraum wenigstens an den Rädern einer Antriebsachse Winterreifen angebracht sein – unabhängig davon, wie die Fahrbahn beschaffen ist.

Doch Winterreifen ist nicht gleich Winterreifen und da beginnt schon die Frage der Sicherheit. Da wäre zum einen die Profiltiefe. Hier sind in Österreich Lkw bis 3,5 Tonnen mindestens vier Millimeter bei Radialreifen, bei Lkw über 3,5 Tonnen mindestens fünf Millimeter vorgeschrieben. Die Sparte Truckservice des deutschen Autoclubs ADAC empfiehlt sogar an mindestens einer Antriebsachse eine Tiefe von sechs Millimetern.

Die Tonne macht den Unterschied

Dann kommt es auf die Wahl des Reifenherstellers an. Der ÖAMTC hat kürzlich einen Test für Transporterreifen der Dimension 205/65 R16C T durchgeführt. Von den 15 begutachteten Reifen wurden nur drei als empfehlenswert eingestuft, erklärt Friedrich Eppel vom ÖAMTC. Das waren der Continental VanContact Winter, der Pirelli Carrier Winter und der Michelin Agilis Alpin. Acht sind demnach bedingt empfehlenswert und vier nicht empfehlenswert.

Der Sava Trenta M+S, der Goodride SW612 und der Maxxis Vansmart Snow WL2 fielen durch, da sie auf Schnee nicht den Anforderungen standhielten; beim BF Goodrich Activan Winter tauchte das Problem bei Nässe auf.

Stichwort Nässe. In einem ganz anderen Zusammenhang kann die ebenfalls zu sehr großen Problemen führen – nämlich, wenn Dichtungen durch Frost leiden und so kaputt gehen. Das kann etwa bei Türen, Stoßdämpfern oder Scheinwerfern passieren. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Feuchtigkeit eintritt.

Ist das bei kaputten Scheinwerferdichtungen der Fall, können die Streuscheiben beschlagen, die Reflektoren erblinden und die Lichtleistung um bis zu zwei Drittel vermindert werden. Noch schlimmer, kommt es zu einem Kurzschluss, kann die Beleuchtung plötzlich komplett ausfallen.

Um das zu verhindern, muss tatsächlich auch im Winter hin und wieder die Klimaanlage angeworfen werden – das hilft den Dichtungen. Außerdem sollte den gesamten Winter über der Lkw regelmäßig von Salz befreit werden – dem größten Feind der Karosserie. Sonst frisst sich das Salz in den Lack, den Unterboden und in Hohlräume und führt so neben kaputten Dichtungen auch noch zu Leckagen und Rost.

Nässe und Salz – die größten Feinde des Trucks

Noch einmal zurück zu den Reifen. Hier kann es doch zu Problemen kommen, muss ein Fahrer plötzlich auf seiner Tour Schneeketten anlegen. Schließlich fehlt hier oft die Routine. Deswegen rät der ADAC zu Übungen für die Fahrer. Auch sollten diese wissen, wie man während der Tour Schneeketten kontrolliert.

Beim österreichischen Transport- und Logistikunternehmen Gebrüder Weiss etwa werden regelmäßig Fahrerschulungen durchgeführt, auch zum Thema Transportsicherheit. Ein Extra-Briefing über Winterreifen und Schneeketten wird auch durchgeführt.

Abgesehen davon wird von Seiten des Betriebs auf den Zustand des Fahrzeugs auch speziell im Winter geachtet. „Anlässlich der sinkenden Temperaturen dürfen Fahrer die Fahrt nur antreten, wenn der sichere Betrieb des Fahrzeuges nicht beeinträchtigt ist“, erklärt Merlin Herrmann von Gebrüder Weiss. „Die Fahrer müssen daher Anhänger, Auflieger, Wechselaufbauten, Container etc. über Enteisungsbühnen an unseren Niederlassungen reinigen.“

https://youtu.be/I36PEgYPENo

Der ADAC rät zu einer weiteren kleinen, aber effektiven Maßnahme, an die Fahrer im Winter denken sollen – Türschlossenteise, die immer im Handgepäck mitzuführen sind. Das ist bei Gebrüder Weiss etwa aber nicht der Fall. Türschlossenteise seien bei modernen Lkw „nicht mehr notwendig“, heißt es vom Unternehmen.

Alles gereinigt

Geht es um die Enteisung oder Beseitigung von Schnee in größerem Ausmaß, etwa auf dem Dach des Fahrzeugs, darf jedenfalls nicht zu Heißwasser gegriffen werden. Denn dieses gefriert noch viel schneller als kaltes Wasser. Stattdessen kann auf Heißluft gesetzt werden, etwa mithilfe einer Dachheizung oder eines Luftbalgs.

https://youtu.be/YXXJjdBiX1w

Am besten ist es natürlich, wenn es zu Schnee- und Eisplatten gar nicht erst kommt, weshalb überdachte Stellplätze vorgezogen werden sollten. Passiert es aber dennoch, sollte der Fahrer weder aufs Dach oder ungesichert auf eine Leiter klettern, noch die Platten ignorieren. In Österreich gelten Strafen von bis zu 5.000 Euro für Fahrten mit dicken Schneedecken auf dem Fahrzeug – ganz abgesehen von möglichen Schadensersatzforderungen und Anzeigen bei einem Unfall.

Auslandsfahrten

Für Speditionen, die auch international verkehren, ist es im Winter auch ratsam, sich über die Vorschriften in den jeweiligen Ländern zu informieren. In Deutschland gilt etwa bei winterlichen Bedingungen für Lkw über 3,5 Tonnen die Pflicht zu Reifen mit dem Alpine-Symbol an den Antriebsachsen. Ab Mitte 2020 gilt diese Pflicht dann auch für die vordere Lenkachse.

In Tschechien gilt ebenfalls die situative Winterreifenpflicht, allerdings mit mindestens sechs Millimetern Profiltiefe. In der Slowakei verhält es sich wie in Österreich, in Ungarn und Polen gibt es gar keine Winterreifenpflicht und in Slowenien müssen zumindest Schneeketten mitgeführt werden. Und sollte ein Lkw die Schweiz durchfahren – hier kann es von Tal zu Tal unterschiedlich sein.

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