Bahn : So stark ist das Bahn-Land Österreich
Die Umrechnung in Fußballplätze oder in Badewannen verbietet sich ab einer gewissen Größe. IV-Chefökonom Christian Helmenstein griff denn auch zu schwereren Kalibern: Österreichs Bahnen umrunden zwölf Mal pro Tag die Erde. Die pro Jahr transportierten Container ergäben einen Stapel von 15.000 Kilometer Höhe. Und würden die positiven Effekte der heimischen Bahnen auf die Klimaziele entfallen, müsste kompensatorisch jährlich eine Fläche von der Größe Vorarlbergs aufgeforstet werden.
8,19 Milliarden Euro Wertschöpfung
Die heute präsentierte WKO-Studie „Bahnland Österreich“ wartet natürlich auch mit Konkreterem auf. „Erstmals gibt es eine derart umfassende Betrachtung des Gesamtsystems Bahn“, sagt Thomas Scheiber, der Obmann des Fachverbands Schienenbahnen. Studienautor Christian Helmenstein berücksichtigte für die Studie neben den ÖBB auch die privaten Regional- und Güterbahnen sowie die innerstädtischen Bahnen wie etwa Wiener Linien. Für die Betrachtung der Wertschöpfung außerdem die österreichische Bahnindustrie. Die Ergebnisse sind beeindruckend:
- Das Gesamtsystem „Österreichische Bahn“ hat einen totalen Beschäftigungseffekt von mehr als 100.000 Beschäftigten, einen Brutto-Wertschöpfungseffekt von 8,19 Milliarden Euro und damit einen Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung von 2,6 Prozent.
- Das gesamte Transportaufkommen (Nettotonnen) stieg von 2013 bis 2017 um fast 7 Prozent, die Transportleistung (Netto-Tonnenkilometer) um 11 Prozent.
- Rund 64.000 Arbeitsplätze entstehen direkt, 18.000 indirekt und 20.000 induziert.
- Alleine die ÖBB (Personenverkehr, Rail Cargo und Infra) sind für 62.000 Arbeitsplätze und eine Brutto-Wertschöpfung von 4,86 Milliarden Euro verantwortlich.
- Die privaten Güterbahnen erzielen einen Brutto-Wertschöpfungseffekt von 57 Millionen Euro und sorgen direkt und indirekt für 767 Beschäftigte. Der Beschäftigungsmultiplikator ist in diesem Bereich mit 2,93 besonders hoch.
„Benchmark in der EU“
Andreas Mandl, der Vorsitzende des Ausschusses Güterverkehr in der Wirtschaftskammer, betont, dass die Privaten nicht die ÖBB oder einander kannibalisieren: „Wir verlagern Güter von der Straße auf die Schiene.“ Rosen streut er übrigens den ÖBB: „Unser Verhältnis zum Infrastruktur-Betreiber ist so gut wie nirgendwo sonst. Die Probleme, die es anderswo gibt, sind bei uns nicht einmal ein Thema.“ Thomas Scheiber nennt Österreichs Bahn-System „die Benchmark in der EU – und die Schweiz werden wir auch noch einholen“.