Infrastruktur : So will die ÖBB ohne zusätzliche Gleise mehr Kapazitäten schaffen

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Gemeinsam mit der Management- und Technologieberatung Detecon arbeitet die ÖBB seit zwei Jahren an einer digitalen Nachbildung der Bahninfrastruktur im Rahme des INFRA-Digital-Twin-Programms (IDT). Dazu entwickeln sie unter anderem Referenzsysteme für Anlagen (Anlagenreferenzsystem, ARS) und Netze (Gleis- und Streckenreferenzsystem, GSRSYS), führen die Anbindung diverser Legacy-IT-Systeme durch und verwenden diverse IIoT- und GIS-Tools. Detecon fungiert dabei als Schnittstelle zwischen dem Programmmanagement und den Umsetzungsteams, um Anforderungen zu sammeln, Konzepte zu erstellen und diese in konkrete Arbeitspakete umzusetzen.

Ein besonderer Fortschritt ist die Entstehung des Geografischen Gleisnetzes (GeoGNZ) in Verbindung mit dem GSRSYS. Das GeoGNZ bildet den realen Gleisverlauf präzise digital ab und verbindet erstmals bauliche und betriebliche Netze, die die ÖBB bislang unabhängig voneinander und mit unterschiedlichen Bezeichnungen geführt haben. Das erlaubt es, relevante Daten aus der baulichen und betrieblichen Welt miteinander zu verknüpfen und von der einen in die andere Welt zu übersetzen und schafft so die Grundlage für künftige Anwendungsszenarien.

Neben den Netzen ist es auch wichtig, die Anlagen an den Strecken im Blick zu behalten. Das ARS bildet Signale, Stellwerke, Brücken, Tunnel und Bahnhöfe ab. Eine Herausforderung dabei: Unterschiedliche Systeme verwenden verschiedene Benennungen für identische Objekte - das ARS kann diese Hürde überwinden und die Daten trotzdem verknüpfen. Die Verbindung von GSRSYS und ARS ermöglicht erstmals, ganzheitliche Beziehungen darzustellen– etwa, welches Signal welchen Gleisabschnitt steuert – und bildet die Grundlage des Digitalen Zwillings.

Ganzheitliche Infrastruktur durch Integration aller Geschäftsbereiche

Die digitale Abbildung von Netzen und Anlagen ist ein wesentlicher Baustein des Digitalen Zwillings. Doch um das volle Potenzial dieser digitalen Infrastruktur auszuschöpfen, müssen die unterschiedlichen Abteilungen im Unternehmen mehr tun und die gewonnenen Daten nicht nur technologisch, sondern auch organisatorisch miteinander verknüpfen. Deshalb integrieren die ÖBB ihre fünf zentralen Geschäftsbereiche – „Planung, Neu- und Ausbau“, Betrieb, Netzzugang, Asset Management sowie „Strecken- und Anlagenentwicklung“ – in ihre Referenzsysteme. Diese gemeinsame Datenbasis schafft Transparenz über alle Projektphasen hinweg. Perspektivisch wollen die ÖBB so bis zu 400 IT-Systeme anbinden, damit Fachbereiche und Teams künftig eine durchgängige, ganzheitliche Sicht auf die Infrastruktur erhalten. Das ebnet den Weg für eine intelligentere Steuerung des Bahnbetriebs, effizientere Planungsprozesse und eine bessere Auslastung des bestehenden Netzes.

„Der Infra Digital Twin vernetzt die gesamte ÖBB-Infrastruktur. Damit erschließen wir neue Wege“, erklärt Harry Weiß, Senior Expert for Asset Data Management bei der ÖBB-Infrastruktur AG. „Diese Digitalisierung ermöglicht eine ganzheitliche Sicht auf unsere Anlagen in Echtzeit und schafft damit die Basis für fundierte Entscheidungen auf der Schiene. Das ist ein Quantensprung für Planung, Betrieb und Instandhaltung unserer Netze.“

Ohne zusätzliche Gleise bauen zu müssen, können die ÖBB durch den digitalen Zwilling insgesamt die Kapazität ihres Schienennetzes erhöhen und mehr Züge einsetzen. Diese konsistente Datenbasis verbessert einerseits die Pünktlichkeit sowie Servicequalität für Fahrgäste und eröffnet andererseits neue Einsatzmöglichkeiten durch den bereichsübergreifenden Datenaustausch.