Wie kann das verhindert werden?
Bodemer: Wenn die Produkte nach Größe und Sensibilität geclustert werden, muss auch das Verpackungssortiment entsprechend aufgebaut werden. Das betrifft nicht nur die Größen der Behältnisse, sondern auch Schutzmaterial, wie Polster. Hier braucht der Betrieb einen festgelegten Prozess, wie verpackt wird. Das heißt, es gibt eine Packanweisung und die Mitarbeiter werden entsprechend geschult. Sie müssen wirklich wissen, was sie zu tun haben und nicht so verpacken, wie sie es selbst für richtig halten. Wenn es keinen festgelegten Prozess gibt, verpackt jeder Mitarbeiter auf seine eigene Art und Weise. Dadurch verbraucht das Unternehmen mehr Verpackungsmaterial und verliert Zeit innerhalb der Packprozesse.
Wie könnten Anreize geschafft werden?
Bodemer: Amazon hat bereits angekündigt, dass die über die Plattform verkaufende Händler ihre Verpackungen zertifizieren lassen müssen. Werden die Zertifizierungskriterien erfüllt, bekommt der Händler einen Bonus. Händler, deren Verpackung nicht optimal ist, also zu viel Luft hat, müssen mehr zahlen. Das ist ein guter Anreiz, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Außerdem sollten KEP-Dienste in ihre Kosten miteinberechnen, wie viel Volumen verschickt wird, anstelle der Anzahl der Pakete. Manche tun das schon, aber nicht viele. Das wird noch nicht so gezielt gemacht, dass ein großer Impact zu spüren wäre.
Das deutsch-französische Start-up Living Packets bewirbt derzeit eine Mehrwegverpackung, die 1.000 Mal wiederverwendet werden kann. So sollen verpackungsbedingte CO2-Emisisonen um 90 Prozent reduziert werden können. Ist es Aufgabe der Verpackungsindustrie, sich umweltschonende Möglichkeiten zu überlegen?
Bodemer: Ja, aber es ist auch die Aufgabe der Versender. Nachhaltigkeit ist ein notwendiges Thema, das nur gemeinsam gelöst werden kann.
Ist Mehrweg die nachhaltige Lösung?
Bodemer: Pauschal lässt sich das nicht bestätigen. Mehrweg macht Sinn bei großen Mengen, die auf nicht zu langen Wegen zu den gleichen Kunden transportiert werden. Denn der Rücktransport der Mehrweggebinde darf nicht zu nachteiligen Effekten führen. Bei Mehrwegsystemen, die übergreifend eingesetzt werden, braucht es ein sehr gutes System für die Gebindekreisläufe, Kostenverrechnungen, Gebindereinigung und ähnliches. Schon bei Europaletten zeigt sich, dass viele Unternehmen Probleme mit dem Handling und der Leergutverrechnung haben.
Wie ist denn die Nachfrage von Versandhändlern nach umweltschonenden Alternativen?
Bodemer: Viele Betriebe beschäftigen sich mit Nachhaltigkeits- und Effizienzthemen und das auch erfolgreich. Tatsächlich gibt es aber noch viel zu tun, zum Beispiel ließen sich aus unserer Erfahrung die Volumennutzung der Verpackung um bis zu 50 Prozent verbessern und somit wertvolle Rohstoffe bei Lieferungen an Privathaushalte einsparen. Glücklicherweise gibt es bei Projekten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit eigentlich nur wenige Nachteile – in Wahrheit lassen sich so in den Unternehmen meist Kosten sparen.
Das wissen aber vielleicht nicht viele.
Bodemer: Unternehmen müssen hier einfach bereit sein, ein bis zwei Schritte zurückzugehen und festgefahrene Pfade zu verlassen. Sobald die Schmerzen größer werden als die Unsicherheit, bei einer Umstellung Zeit zu verlieren, denkt jeder Betrieb über Verbesserungen nach.
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