Event-Nachlese : VNL Logistik Tag: Die Zukunft in die Gegenwart holen

Franz Staberhofer am VNL Logistik Tag 2021
© Dispo

Unter dem Motto “RE:think: Gestalten unter neuen Vorzeichen” gab es am VNL Logistik Tag in Linz Keynotes und Vorträge, die vor allem eines versuchten: Den Status Quo in der Logistik mit den verschiedensten Herausforderungen herauszuarbeiten und Lösungsansätze für diese zu diskutieren.

Vor allem der erste Tag stand mit dem Future Lab ganz unter dem Zeichen von Lösungen für aktuelle und zukünftige Probleme. VNL-Obmann Franz Staberhofer sprach dabei einige Zukunftsthemen an, wie etwa Digitalisierung, der Green Deal oder das Lieferkettengesetz, das in Deutschland schon durchbesprochen sei „Österreich hat es besser, da reden wir nicht darüber“ sagt Staberhofer dazu ironisch. Es gebe widersprüchliche Herkules-Aufgaben zu bewältigen.

>> Finden Sie untenstehend ein kurzes Zwischenfazit von VNL-Obmann Franz Staberhofer <<

Als erster Speaker trat der Vorarlberger Andreas Wendel auf. Er ist Vice President Engineering bei Kodiak Robotics und war aus der Garage des Unternehmens in Mountain View, Kalifornien, zugeschaltet. Er berichtete vom Status Quo der autonomen Trucks von Kodiak: Diese können bisher 829 Meilen autonom am Highway fahren. Bisher sei zu Testzwecken noch ein „Safety Driver“ an Board, der aber bisher nie eingreifen musste. Der Truck kann ebenfalls bei auftretenden Problemen selbständig auf den Pannenstreifen lenken.

Eine Besonderheit an den Trucks ist, dass die Sensoren vor allem an den Spiegeln angebracht sind und somit sowohl gut im Nachhinein zu integrieren, als auch recht einfach zu warten sind.

Auf die Frage von Franz Staberhofer, ob sich Wendel vorstellen könne, dass solche Trucks in fünf Jahren in Österreich auf der Straße unterwegs sein könnten, war Wendels Antwort eindeutig: Das einzige Problem seien wohl die Genehmigungen, man müsste hier eigentlich „nur“ rechtliche Fragen klären.

Der Markt sei jedenfalls sehr wertig: Die besten “autonomous trucking companies” sind mit mehr als 30 Milliarden Dollar bewertet – noch bevor es überhaupt ein einziges fahrerloses Produkt auf dem Markt gebe.

Nach diesem Vortrag ging es in die Breite: Mehrere Themen standen für die etwa 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zur Auswahl. So etwa Supply Chain Visibility und Resilienz, E-Commerce, Revolutionen in der Intralogistik, das Lieferkettengesetz oder der Straßengüterverkehr der Zukunft.

„Müssen die Zukunft schneller zu uns holen“

Am Tag 2 – dem „richtigen“ VNL Logistik Tag – wurden die etwa 600 teilnehmenden Logistiker mit dem Lied „Hello again“ begrüßt. Franz Staberhofer erklärte wie wichtig es sei, sich nun auch wieder persönlich treffen zu können, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen anzugehen. Er thematisierte etwa den CO2-Fußabdruck, den Menschen und Industrien hinterlassen und den Rohstoffverbrauch. Es gehe nun um CO2-Reduktion abseits von Marketingmaßnahmen – und die Logistik könne hierzu einiges beitragen.

Anschließend trat Stefan Borgas, CEO von RHI Magnesita, auf die Bühne; vorgestellt wurde er als sehr “supply-chain-affin“. Er beschäftige sich mit dem Thema mehr als andere CEOs, sei aber damit „nicht zufrieden“, sagte er im Vorgespräch, wie der Moderator berichtete.

Recht schonungslos sprach er derzeitige Umbrüche in der weltweiten Logistik an – und wie unvorbereitet viele Unternehmen, wie auch RHI Magnesita – auf diese Verwerfungen seien. Doch auch die Politik sowie andere Entscheidungsträger seien auf Vieles nicht vorbereitet, obwohl man die Probleme kenne; als Beispiel nannte er etwa den LKW-Fahrermangel. „Sind Sie darauf vorbereitet, ist Europa darauf vorbereitet? Das kommt ja nicht überraschend! die Bezahlung ist wirklich schlecht, es ist ein harter Job. Einwanderung in Europa wollen wir nicht, haben wir beschlossen. Wir haben die Bahn nicht ausgebaut und wenn wir Genehmigungen wollen, dauert es zehn Jahre. Und fahrerlos fahren? Neue Technologien wollen wir auch nicht in Europa“, geht Borgas hart ins Gericht. Neue Themen seien dringend notwendig, sagte er.

Im Anschluss erzählte er offen über die Probleme in seinem Unternehmen, eine transparente, resiliente Lieferkette aufzubauen. Unwissenheit, Ungewissheit oder das Angreifen von Stammdaten habe vor einiger Zeit eine gewisse Prokrastination für das Thema gebracht – und dann kam Corona. „Die Supply Chain muss komplett neu aufgebaut werden. Wir brauchen die besten Mitarbeiter der Welt in unserer Firma – und hier kommt man mit dem alten Tool der Job description und einer Befehlskette nicht weiter“, führte er aus. RHI Magnesita will die „best in the world supply chain“ mit einem Budget in zweistelliger Millionenhöhe erreichen – in zwei bis drei Jahren.

Auch an diesem Tag gab es für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vielfältige Themen zur Auswahl – und zahlreiche Aussteller, die Lösungen für all diese Probleme anboten. VNL-Obmann Franz Staberhofer jedenfalls dürfte mit der Veranstaltung sehr zufrieden gewesen sein.