RFID : Weltweit lesbar: Neue RFID-Label "on metal"
dispo: Herr Linti, Schreiner hat viel Zeit und Geld in die Entwicklung zweier RFID-Labels investiert, die auf Metallboxen funktionieren und weltweit gelesen werden können. Wieso braucht man die?
Frank Linti: In erster Linie geht es natürlich um die Pulk-Erfassung, speziell im Warenein- und -ausgang. Da haben Sie bei Metallboxen, ESD-Boxen oder Racks ein Problem: Mit einem UHF-RFID-Label bekommen Sie da keinerlei oder nur minimale Lesereichweite. Das manuelle Ablesen von Barcodes verzögert den Warenein- und
-ausgang, während man bei RFID nur mit dem Stapler durch das Tor zu fahren braucht, um alle Behälter auf einmal zu erfassen.
Nun sind ja RFID-Bänder normalerweise global, funktionieren also in Europa wie im NAFTA-Raum. Will ich aber Metall und Lesereichweite kombinieren, musste ich mich bisher auf ein Frequenzband einstellen. So erhalte auch auf Metall vier oder fünf Meter Reichweite – nur eben nicht global.
Warum gibt es das denn bisher noch nicht?
Linti: Einerseits ist diese Entwicklung technisch nicht unbedingt trivial, hier trennt sich wirklich die Spreu vom Weizen. Die beiden Frequenzlösungen in einem Antennenkonstrukt zu vereinen, war ziemlich tricky. Und bis wir die ungefähr 3,50 Meter Lesereichweite in beiden Frequenzbändern „on metal“ geschafft hatten, mussten wir auch mit einigen Rückschlägen leben.
Hinzu kommt, dass mit dem zunehmenden Einsatz von RFID auch die Anforderungen gewachsen sind. Vor zehn Jahren hätten wir auf ein Global-RFID-Label wohl wenig Resonanz erhalten. Heute sind nahezu alle großen Unternehmen damit beschäftigt, ihren Behälterpool auf RFID umzustellen. Zumindest in Piloten, um Erfahrungen zu sammeln.
Haben Sie damit aus Ihrer Sicht die letzte Lücke geschlossen?
Linti: Nein, eine Lücke besteht etwa im Bereich der Behälterpools, zum Beispiel bei den klassischen KLT-Behältern in der Automobilindustrie. Der Verband der Automobilindustrie ist gerade dabei zu definieren, wie ein einheitlicher KLT-Automotive-Behälter aussehen muss, und der soll dann sukzessive in den kommenden Jahren eingeführt werden. Dann ist auch diese Lücke geschlossen.
Apropos Automotive: Zu den Treibern von RFID zählt auch der Kampf gegen Produktpiraterie?
Linti: Ich würde sagen: das generelle Bemühen um mehr Sicherheit. Wir müssen zwischen den Behältern und den Teilen darin unterscheiden. Die sollen ja im Sinne von IoT eindeutig identifizierbar sein. Will man kritische Bauteile wie Kabelbäume, Bremsen oder Airbags im Rahmen der Smart Factory logistisch optimiert behandeln, muss man die Bauteile nicht nur schützen, sondern auch mit ihnen kommunizieren können. Da geht es einerseits um die Frage „Originalteil oder Kopie“, aber auch um die Identifikation von Teilen, die nicht zum Prozess passen.
Wird das Thema RFID in erster Linie von den großen Unternehmen getrieben?
Linti: Das könnte man meinen, aber genau genommen ist es umgekehrt. Unterschätzen Sie nicht die Innovationsfreudigkeit des Mittelstands! Die inhabergeführten Mittelständler sind bei diesen Themen oft sehr weit, auch bei RFID. Sie entscheiden häufig schneller und haben langfristige Strategien im Kopf, während es bei den OEM oft eher um die Frage geht, wie schnell sich eine Technologie rechnet. Wir arbeiten sehr viel mit kleineren Unternehmen. Übrigens auch in Österreich, weil es da hervorragende RFID-Systemintegratoren gibt.
Muss man für RFID eigentlich noch Lobbying betreiben?
Linti: In meinen Augen hat sich eine Technologie dann wirklich durchgesetzt, wenn mir kein Kunde mehr sagt: „Bitte führen Sie es vor, ich glaube das nicht.“ Bei RFID haben wir diesen Punkt überschritten, heute lautet die Frage nur noch: „Was nützt es mir?“ Die sollte man natürlich auch beantworten können. Der Kunde muss durch RFID einen spürbaren Vorteil generieren, sonst kann er ja beim – deutlich günstigeren – Barcode bleiben. Vorteile bietet RFID nur bei einigen Punkten, dort aber nachweislich: etwa bei der Pulk-Erfassung, bei der Möglichkeit zu löschen und neu zu beschreiben, bei der Erfassung durch ein Hindernis hindurch. Und natürlich auch bei der Sicherheit gegen Kopien.
Bilingual
Zwei neue Label für Metallbehälter, die weltweit ausgelesen werden können.
Schreiner ProTech hat zwei Labels zur Behälterkennzeichnung entwickelt, die für den weltweiten Einsatz und speziell für Behälter aus Metall optimiert wurden: das ((rfid))-DistaFerr Global und das ((rfid))-DistaFerr Global LongRange.
Beide Labels berücksichtigen die physikalischen Eigenschaften von Metall. Die integrierte Dualbandantenne ermöglicht eine Auslesung in beiden Frequenzbändern. Damit sind sie in den weltweit gängigen Frequenzen einsetzbar und funktionieren zuverlässig auf metallischen Untergründen.
Die beiden Produkte sind in Größe und Bauform identisch, sie unterscheiden sich lediglich durch den verwendeten Chip und die damit verbundene unterschiedliche Lesereichweite. Diese reicht von drei bis sechs Meter je Version und Frequenzband, in dem das Label ausgelesen wird. Außerdem sind die Labels extrem widerstandsfähig und durch die geringe Größe und Dicke flexibel einsetzbar.