Case Study : Wie Bito das Fulfillment beschleunigt
2016 war es so weit: Der Versandmanufaktur Witten ging der Platz aus. Der wachsende E-Commerce hatte den Dienstleister für den Online-Handel so erfolgreich gemacht, dass er übersiedeln musste. Die passende Location fand sich in Gestalt eines ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks der Deutschen Bahn.
120 Mitarbeiter betreuen von hier aus rund 50 E-Commercer aus den Bereichen Fashion, Food, Interior und Kosmetik. 70.000 Artikel und sechs Millionen Einzelteile, von einzelnen Haken und Produktzubehörelementen bis hin zum Kleber und individuellem Verpackungsmaterial oder Produktflyern, lagern hier in langen Reihen von Fachboden- und Palettenregalen.
Flexibilität gefordert
Je nach Saison müssen am Tag zwischen 2.000 und 6.000 Bestellungen bearbeitet werden. Das Besondere dabei: Der Dienstleister verschickt nicht nur fertige Produkte an die Kunden seiner Kunden, sondern konfektioniert auch einen Großteil der Bestellungen selbst und baut die Ware vor dem Versand aus Einzelteilen individuell zusammen.
„Wir haben Kunden, die sehr individuelle, oft sehr hochwertige und kreative Produkte in ihrem Portfolio haben. Diese Kunden übergeben uns die Abwicklung ihrer Aufträge von der Bestellannahme und -bearbeitung, über die Konfektionierung der Waren bis zur speziellen Verpackung und dem anschließenden nationalen und internationalen Versand“, erzählt Frank Hammermeister, Geschäftsführer der Versandmanufaktur GmbH.
Die Versandmanufaktur wächst derzeit mit 50 bis 60 Prozent pro Jahr, und dafür braucht es enorme Flexibilität: Rund die Hälfte des Umsatzes wird im vierten Quartal erzielt. Zudem weiß das Team heute nicht, welche Artikel morgen eintreffen beziehungsweise welche Kunden mit welchen Dienstleistungsforderungen anfragen werden. Außerdem ist nie vorhersehbar, welche Warenbestellungen von den Endkunden pro Tag eintreffen.
Komplett eigenständige Installation
Angesichts dieser Umstände ist an die Automatisierung der Lagertechnik nicht zu denken. „Um aber besonders flexibel und dabei effizient arbeiten zu können, wollten wir den Materialfluss automatisieren“, sagt Frank Hammermeister. „Dafür haben wir nach einer Lösung gesucht, die uns Arbeitswege abnimmt, uns schnell reagieren lassen kann und kostbare Laufzeit einspart.“
Fündig wurde die Versandmanufaktur bei Leo Locative von Bito. „Früher wurde jedes Produkt einzeln in einen KLT Behälter gelegt, dann haben wir diese mit Hängeregistern unterteilt, um mehr Produkte pro Behälter transportieren zu können“, erzählt Hammermeister. „Die Boxen wurden auf Trolleys bewegt und von den Mitarbeitern über den langen Gang geschoben. Leo Locative war der nächste Schritt, um weiter Laufwege zu sparen.“
Bito-Lagertechnik liefert mit Leo Locative eine Standard-Systemlösung, für die seitens des Kunden keine teuren, speziellen Anpassungen notwendig sind. Somit sind die Investitionskosten niedrig und amortisieren sich schnell. Sowohl der Leo-Locative-Transporter als auch die passenden Stationen zur Behälterübergabe sind Standards, die der Kunde ohne Projektieraufwand komplett eigenständig installieren und sofort einsetzen kann. Es ist keine weitere Infrastruktur notwendig.
Das System funktioniert ohne W-LAN und IT und wird über eine auf dem Boden aufgeklebte optische Spur und ebenfalls auf dem Boden angebrachte Marker gesteuert. Der Anwender kann darüber hinaus das System selbstständig und schnell variieren, in dem er etwa den Parcours über die optische Spurführung den neuen Anforderungen anpasst und/oder die anzusteuernden Ziele des Transporters individuell und nach Bedarf selbst definiert und eingibt.
Ziele beliebig auswählbar
Aktuell übernehmen bei der Versandmanufaktur fünf Leo Locative die langen Wege, um die Ware an den Leo-Stationen vor den Regalen entgegenzunehmen und zu den Montage- beziehungsweise Versandstationen zu befördern. Die fahrerlosen Behältertransporter nehmen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern damit einen Großteil an Laufwegen zwischen der Kommissionierung, dem Wareneingang und dem Versand ab. Die Ware wird zuvor aus den Regalen entnommen und von den Mitarbeitern in Behälter kommissioniert. Kommissioniert wird beleglos mit MPA-Scannern nach der Multi-Order-Picking-Methode. Die gefüllten Boxen werden auf die Leo-Locative-Stationen gestellt. Dort nimmt der Behältertransporter sie auf und transportiert sie dann weiter. Zurzeit sind fünf Stationen installiert.
Der Anwender schickt seine Ware mit Leo Locative vom Startpunkt an ein beliebig ausgewähltes Ziel, das zuvor über ein Eingabemedium, in diesem Fall ein am Wareneingang fix montiertes Tablet, angegeben wird. Am Wareneingang ist auch eine Leo-Station installiert. Das Tablet sendet die Zielinformation per Bluetooth an eine Smart-Box, die an der Leo-Station als Behälterübergabestation angebracht ist. Bei der Versandmanufaktur stehen auf dem Display aktuell sechs Ziele für die dort eingesetzten sechs Stationen zur Auswahl. Jedes Ziel wird mit einem eigenen Symbol dargestellt. Leo Locative fährt mit der Ware den vom Anwender selbst aufgeklebten Parcours bis zur Haltestation entlang.
Halt und somit Ziel sind wiederum über entsprechende Marker am Boden definiert. Das Fahrerlose Transportsystem hält am gespeicherten Ziel an, gibt den Behälter mit der Ware an der Station ab und fährt dann entlang der Farbspur weiter.
Viele Kilometer gespart
Leo-Transporter und -Stationen entzerren nun die Strukturen im Materialfluss bei der Versandmanufaktur. Gerade im Bereich der Konfektionierung und der Montage der Produkte ist die Komplexität dort sehr hoch. Es ist dem Online-Handel-Dienstleister wichtig, die Standards aufrecht zu erhalten, besonders, da das Umfeld und der Bereich E-Commerce wenig homogen sind. Frank Hammermeister: „Wir brauchen nun keinen übergeordneten Materialfluss-Rechner. Ein Tablet zur Zielsteuerung ist alles, was wir zur IT-Infrastruktur benötigen. Mit dem Leo Locative sparen wir viele Kilometer an Laufleistung und erreichen damit auch seitens der Wirtschaftlichkeit einen Amortisationsgrad, der weit unter einem halben Jahr liegt.“
Zurzeit wird Leo Locative bei der Versandmanufaktur zu 80 Prozent im Versand und zu 20 Prozent für Wareneinlagerung eingesetzt. Im nächsten Schritt soll die Anwendung auch in diesem Bereich stärker ausgebaut und der fahrerlose Behältertransporter dort stärker zum Einsatz kommen.
Auftraggeber
Die Versandmanufaktur (Witten, D) bietet Fulfillment-Leistungen für Online-Händler, darunter Kommissionierung, Konfektionierung, Lagerung, Versand, Retourenmanagement, Verpackungskonzepte, Webshop oder auch Controlling und Onlinemarketing.
Auftragnehmer
Das Familienunternehmen Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH (Meisenheim, D) entwickelt, fertigt und vermarktet Regal-, Behälter-, Kommissionier- und Transportsysteme für alle Branchen. Das 1845 gegründete Unternehmen beschäftigt heute über 900 Mitarbeiter.