Corona und E-Commerce : Wie Covid-19 das Online-Kaufverhalten beeinflusst und was das für Logistiker bedeutet

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Während sich die meisten Lieferdienste derzeit über Zugewinne im B2C-Segment freuen, droht der Bereich des B2B-E-Commerce auf globaler Ebene einzubrechen. „Wir sehen bereits, dass der B2B-Versand deutlich weniger wird. Bei manchen Kunden beobachten wir einen Mengenrückgang von bis zu 50 Prozent.“, so Rainer Schwarz, Geschäftsführer von DPD Austria. Auch Daniel Pohl, Sprecher des deutschen Paket- und Brief-Expressdienstes DHL registriert im B2B-Bereich deutliche Einbußen durch die Schließung von Produktionsstätten in der Automobilindustrie sowie im Bereich der Dienstleistungen, die für Fluggesellschaften im Bereich der Kabinenreinigung und dem Bodenabfertigungsdienst angeboten werden. Andererseits bemerken bestimmte B2B-Segmente laut Pohl auch deutliche Zugewinne: „In Großbritannien zum Beispiel verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg des Auftragsvolumens in unserer Geschäftseinheit, die Supermärkte und Drogerieketten beliefert. Wir registrieren auch verstärkte Nachfrage nach

Dienstleistungen, die wir Baumärkten und Gartenzentren anbieten.“, so Pohl. Die österreichische Post sieht in der derzeitigen Auftragsentwicklung ein Nullsummenspiel: Die negative Bilanz aus dem B2B-Segment ist derzeit nur mit dem massiven Anstieg der B2C-Lieferungen kompensieren.

„Corona als Katalysator“

Unternehmen, die bislang wenig in ihr eigenes Online-Geschäft investiert haben, werden es laut E-Commerce Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein sehr schwer haben, die Krise wohlbehalten zu überstehen: „Die Coronavirus-Krise wird wie ein Katalysator wirken und das Ende vieler kleiner lokaler Händler ohne Internet-Standbein beschleunigen“, so Heinemann. Diejenigen Unternehmen allerdings, die bereits einige Zeit vor der Coronakrise in Digitalisierungsprozesse, insbesondere im Bereich des E-Commerce, investiert haben, könnten von der Krise profitieren. Diese Prognose gilt allerdings vor allem für den B2B-Bereich. Aber auch im Bereich der B2C-Unternehmen gibt es nicht nur Gewinner der Covid-19-Krise.

Sind Online-Händler die Gewinner der Corona-Krise?

Wenig überraschend profitieren im Bereich des E-Commerce vor allem Anbieter von Fast Moving Consumer Goods (FMCG) und Medizinprodukten von einem deutlichen Anstieg der Bestellungen durch die Konsumenten, die derzeit immer seltener das eigene Haus verlassen können. Hierbei sind es nicht nur die bekannten Online-Riesen, sondern auch regionale heimische Produzenten, die ihre Produkte durch Online-Plattformen einer großen Zahl an potentiellen Kunden zur Verfügung stellen können. Hier konnten Anbieter ihre Umsätze seit dem Ausbruch der Krise vermehrt steigern: „Durch diese Krise ist es bei uns so, dass wir ganz einen deutlichen Anstieg im Bereich E-Commerce merken, konkret sogar eine Verzehnfachung des Bestellvolumens.“, sagt Rainer Neuwirth, Gründer der Online-Plattform myproduct.at, die regionale Lebensmittel- und Hygieneartikelbestellungen für Privatkunden, aber auch im B2B-Bereich für die Gastronomie und Supermärkte anbietet. Besonders begehrt seien laut Neuwirth hier derzeit Mehl, Brotbackmischungen Gemüse und Getränke. Wie auch in anderen Segmenten leidet bei myproduct.at der Bereich des B2B-E-Commerce, weil mit der Belieferung der Gastronomie ein bedeutsamer Teil des Vertriebs momentan nahezu wegfällt.

Profitieren die Online-Riesen?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des deutschen Bundesverbandes für E-Commerce und Versandhandel zeigt, dass 41 Prozent der befragten Unternehmen bereits Nachfragerückgänge verzeichnen, mehr als sechs von zehn erwarten diese im Jahresverlauf. Dazu kommen Probleme wie Ausfälle ganzer Lieferungen oder Verzögerungen. Erste Hinweise auf einen Rückgang der Nachfrage in den von Corona betroffenen Gebieten gibt es ebenfalls. Der deutsche Online-Riese Zalando spürt erst seit den restriktiven Maßnahmen einzelner Regierungen eine Auswirkung auf das Geschäft: „Bis zu den Ausgangssperren in mehreren Ländern haben wir keine größeren Auswirkungen auf das Geschäft verzeichnet. Seit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens stellen wir negative Auswirkungen in Form von geringerer Nachfrage in den betroffenen Gebieten fest.“, so Catherine Westphal, Unternehmenssprecherin des Online-Versandhändlers Zalando.

Auch Amazon bekommt die Krise zu spüren, wenn auch in geringerem Ausmaß als andere, da der Online-Versandhändler auf ein extrem breites Sortiment zurückgreifen kann. So verzeichnet der Online-Riese einen deutlichen Anstieg der Nachfrage für Hygieneartikel oder etwa Medizinprodukte. Amazon will sogar 100.000 Mitarbeiter für Lager und Auslieferung in den USA einstellen, um den Anstieg der Online-Bestellungen wegen der Coronavirus-Epidemie zu bewältigen. In einem Blogeintrag kündigte Amazon an, insgesamt 350 Millionen Dollar zu investieren, um die Stundenlöhne der Beschäftigten in den USA um zwei Dollar und in Europa um etwa zwei Euro zu erhöhen. Auch auf dem virtuellen Marktplatz von Amazon muss zwischen in der Krise profitablen und nicht-profitablen Produktkategorien unterschieden werden: Neben FMCG- und Medizinprodukten verkaufen sich gerade Videospiele, Bücher und Elektronik besonders gut. Sitzen bleibt der Online-Riese dagegen auf Outdoor-Ausrüstung und Einrichtungsgegenständen. Obwohl Amazon positiv in die Zukunft blickt und sogar einen Run auf Sportartikel im Zuge der nach der Krise wieder geöffneten Fitness-Center kommen wird, besteht dennoch die Gefahr einer schweren Rezession. Diese würde nicht nur im Bereich des stationären Handels zu einem Rückgang des Konsums führen, auch Online-Händler wären davon betroffen – und ihre Logistik-Dienstleister.