Pakete : Wie gehen die KEP-Dienste mit Weihnachten um?

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© Alexander Raths - stock.adobe.com

Stress zu Weihnachten ist vielen bekannt, doch am meisten verspüren den derzeit die Logistiker und KEP-Dienste. In den Wochen vor dem Heiligabend steigen die Paketfluten zu einem Vielfachen der normalen Mengen an. Hauptfaktor ist hier natürlich der zunehmende Onlinehandel, wobei Amazon den größten Anteil am diesjährigen E-Commerce zu Weihnachten haben dürfte. Der Onlinehändler steigert seinen Kundenkontakt derzeit durch täglich neue Spezialangebote, auf die per E-Mail aufmerksam gemacht wird. Laut dem Standortberater Regioplan macht Amazon allein in Österreich und allein im Dezember einen zusätzlichen Umsatz von bis zu 70 Millionen Euro – von den insgesamt 2,05 prognostizierten Milliarden Weihnachtsumsatz, die einer Steigerung von 2,5 Prozent gegenüber 2017 entsprechen, bei einer Inflation von zwei Prozent. Amazon macht hier sogar mehr Umsatz als die größte Einkaufsstraße Österreichs, die Wiener Mariahilfer Straße. Am meisten Gewinn dürften mit 390 Millionen Euro aber hierzulande die Weihnachtsmärkte machen.

Verlagerung in den Onlinehandel

Die stellen dann aber doch einen Ausnahme-Boom im stationären Handel da, fallen in Österreich nämlich mindestens 18 Prozent der Weihnachtsausgaben auf den Onlinehandel, so die Analyse von Regioplan. Ob diese Zahl zu niedrig gefasst ist oder nicht, ist der Geschenkekauf im Netz in Deutschland noch viel mehr ausgeprägt. So ergab eine Studie des Digitalverbandes Bitkom bereits vor drei Jahren, dass 62 Prozent der Internetnutzer ihre Geschenke online kaufen, 24 Prozent sogar ausschließlich. Als Gründe für diese Verlagerung nannten die User in erster Linie die Möglichkeit zum Preisvergleich, die Lieferung direkt nach Hause und die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten.

Genau das, was den Vorweihnachtsstress also vielen Menschen nimmt – die Bequemlichkeit, alles an die Haustüre gebracht zu bekommen –, steigert die Herausforderungen für die Logistik und Paketdienste. Schon seit Ende Oktober bemerkt die österreichische Post Paketzuwächse. „Für uns ist die Vorweihnachtszeit bestimmt die stärkste Zeit im Jahr“, sagt Post-Sprecher David Weichselbaum. Die Regulierungsbehörde RTR, die auch für die Postregulierung zuständig ist, prognostiziert mehr als 60 Millionen Pakete für die letzten drei Monate des Jahres 2018. Am Montag, dem 17. Dezember, wurde jetzt sogar ein neuer Allzeitrekord der österreichischen Post aufgestellt – der Cyber-Monday mit 605.000 Paketen wurde mit 672.000 Paketen an einem einzigen Tag noch einmal übertroffen. Auch die deutsche Post rechnet für 2018 einmal mehr mit einem Rekord – über elf Millionen Paketsendungen täglich direkt vor Weihnachten, so Thomas Schneider, Betriebschef Post und Paket Deutschland. 2017 waren es noch um eine Million weniger. An normalen Tagen wickelt die deutsche Post 4,6 Millionen Pakete pro Tag ab.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Wie sich die Paketmassen auf den Umsatz der Post auswirken und wie an Lösungen gearbeitet wird!

Jingle Bells für die Post?

Der Zuwachs bringt bei weitem nicht nur Freude. Erstens klingeln die Umsatzglöckchen deswegen nicht so hell wie vermutet werden könnte, da auch die Kosten in der Branche zuletzt stark stiegen. So brach der operative Ertrag im Paketsektor in Deutschland um 60 Prozent im ersten Halbjahr 2018 ein.

Zweitens bedeuten die plötzlichen Mengensteigerungen einen Mehraufwand für die Post und andere Dienstleister, der nur mit Mühe zu bewältigen ist. Die deutsche Post setzt in der Weihnachtszeit landesweit auf 10.000 zusätzliche Arbeitskräfte und 12.000 zusätzliche Fahrzeuge – zum Teil werden diese extra angemietet. Hermes spricht von 6.300 zusätzlichen Aushilfen in Deutschland, Fedex von 55.000, UPS sogar von 100.000. Letztgenannter hat damit seine Vorjahresbemühungen um fünf Prozent gesteigert. Hermes ist mit diesem Jahr auch der erste Paketdienstleister, der von seinen Geschäftskunden einen Weihnachtszuschlag verlangt – wie viel, ist nicht bekannt – um damit seine insgesamt 13.000 Zusteller in den Monaten November und Dezember zu finanzieren. Außerdem kann Hermes die großen Paketaufkommen auf drei Logistikzentren verteilen, die letztes Jahr noch nicht da waren.

Stau durch Konkurrent Amazon

Auch ein anderes Verteilzentrum war letztes Jahr noch nicht da – das von Amazon in Österreich, das der Post bei der Auslieferung Konkurrenz macht. Aber noch ein ganz anderes Problem entsteht durch die neue Sendungszentrale in Großebersdorf in Niederösterreich – ganz in der Nähe haben nämlich auch die Post und DHL Stationen und das Verkehrsaufkommen könnte speziell für diese Region enorm gesteigert werden. Im Allgemeinen wird – vor allem in Ballungsräumen und bei weitem nicht nur in Österreich – durch die gesteigerten Paketmengen mit mehr Staus und damit auch höherer Luftverschmutzung gerechnet. Die österreichische Post sieht dafür aber keinen Grund. „Natürlich ist es im Moment ein heiß diskutiertes Thema, allerdings gibt es noch zu wenige Studien, um das richtig beurteilen zu können“, so Post-Sprecher Weichselbaum. Fakt sei einfach nur, dass die Lieferfahrzeuge voller sind. Das deutsche Handelsblatt warnte kürzlich aber sehr wohl vor einem Verkehrskollaps.

https://youtu.be/mz46byQ8PLA

Drohnen und eine Hamburger Lösung

Wegen solcher Befürchtungen, aber auch einfach, um die Zustellung auf der letzten Meile zu optimieren, gibt es hier und dort Lösungsansätze, von denen sich noch nichts wirklich durchgesetzt hat. Die meiste Zeit würde der Bote durch Warterei verlieren, da mehr als die Hälfte der Kunden nicht zu Hause seien, meint etwa der DHL-Mitarbeiter Björn König. Wären dann nicht Drohnen oder Roboter eine Lösung, wenn es ohnehin schon an Fahrern mangelt und es in den Städten staut? Weichselbaum hält Drohnen für eine Möglichkeit am Land, in der Stadt aber eher nicht. „Würde man das in Wien machen, wäre es den ganzen Tag finster.“ Und kleine Roboter seien derzeit einfach noch zu langsam und unsere Gehsteige nicht wirklich für sie konzipiert. Dann gibt es noch den Lösungsansatz der autonomen Zustellfahrzeuge – weniger Staus gäbe es dadurch aber auch nicht.

Bei diesem Problem setzt schon eher der neue Multi-Label-Paketshop in Hamburg an, der als eine Paketstation für alle fungiert, also für konkurrierende Anbieter. Hermes, UPS, DPD und GLS sind nach der einjährigen Pilotphase schon mit an Bord. Kunden können in dem Shop in einem Einkaufszentrum Pakete abgeben oder abholen – damit sollen Kurierfahrten reduziert werden. Derzeit werden 1.500 Pakete monatlich hier abgewickelt, was natürlich nur einem Tropfen auf dem heißen Weihnachtsstein entspricht. Die Kapazität wäre aber um einiges größer, sagen die Betreiber – und DHL ist noch nicht dabei.

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