E-Commerce : Wie wird die letzte Meile in Zukunft gelöst?

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Das Problem der letzten Meile wächst zusammen mit dem Onlinehandel. Verschiedene neue Lösungen setzen bei diesem kritischen Punkt der Endzustellung an – schließlich bedeutet eine erfolgreiche, zeitgerechte Zustellung die Zufriedenheit des Kunden mit Händler und Lieferunternehmen. Andere Ansätze konzentrieren sich auf die Verstopfung der Straßen in Ballungsräumen durch Lkw.

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Da die Kundenzufriedenheit wahrscheinlich der größte Faktor für erfolgreichen Onlinehandel ist, und schnelle Lieferung bis an die Haustür wohl den größten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit hat, setzen viele aktuelle Ideen an diesem Punkt an. Lösungen, wie der Kunde auf jeden Fall sein Paket bekommt und es nicht vom Nachbarn oder einem Pickup-Point abholen muss, konzentrieren sich zwar auf den letzten Meter der letzten Meile; bedeuten sie aber, dass der Bote mit seiner Route schneller und effizienter fertig wird, haben sie auch einen positiven Einfluss auf die hohe Verkehrsbelastung.

Viele Start-ups und eine ähnliche Idee

Zu solchen Lösungen zählen intelligente Schließfächer und smarte Türschlösser. Die Schließfächer sollen es dem Endkunden ermöglichen, zu einem selbst gewählten Zeitpunkt die hinterlegte Bestellung abzuholen. Solche Lockers gibt es mittlerweile schon von vielen Anbietern und auch in Europa – wie etwa vom Start-up Facility Lockers aus Belgien, von Neopost aus Frankreich und Inpost aus Polen. Meist sind die Schließfächer in Einkaufszentren, manchmal auch in U-Bahn-Stationen vorzufinden. Das Jungunternehmen Facility Lockers setzt auch auf temperaturgeregelte Fächer, damit Lebensmittel darin abgelegt werden können.

Was alle diese Anbieter gemeinsam haben, ist die Überzeugung, dass Kunden mit der bisherigen Endzustellung nicht zufrieden sind – funktioniert diese aber nahezu einwandfrei, könnten es Schließfächer in Zukunft schwer haben. Denn die Lieferung an die Haustür ist immer noch komfortabler als der Weg zum Spind.

Solche Hinterlegungsstellen könnten daher künftig ein Zusatz zum bisherigen Liefersystem sein, ein Ersatz zeichnet sich derzeit aber nicht ab. DHL hat in Deutschland bereits über 28.000 Annahme- und Abgabestellen installiert, zu denen der Endkunde seine Bestellung umleiten kann, wenn er nicht zu Hause ist, bei denen er aber auch selbst Pakete einwerfen kann. Allerdings kommt nicht jede Sendung per DHL. Amazon-Kunden werden, sofern sie an solch einer Alternative interessiert sind, eher auf die Amazon Locker selbst setzen. Diese Wunschadressen, die Kunden bei der Bestellung auswählen können, haben allerdings auch in vielen Fällen nur begrenzte Öffnungszeiten, können große Pakete nicht annehmen und schicken die Sendung nach drei Tagen wieder zurück.

Schlüssel statt Schließfach

Vom Online-Riesen kommt daher auch die Idee des Key by Amazon. Den smarten Schlüssel gibt es derzeit nur in den USA. Das Smart Lock öffnet sich für den Boten nur dann, wenn er die korrekte Sendung scannt, und schließt sich sofort wieder. Der Lieferprozess ist für den Kunden live über die Cloud Cam oder auch später über die entsprechende App verfolgbar. Smart Lock und Cloud Cam kosten zusammen 249 Dollar – der Kunde zahlt also für die einfachere Erfüllung Amazons Lieferversprechen. Anklang findet die Lösung allerdings, denn sie wird in 37 Teststädten derzeit auf Key for Garage und Key for Business ausgeweitet. Die genau wie Key for Home funktionierenden Konzepte erreichen dann wohl auch jene Kunden, die das mit der eigenen Haustüre doch etwas zu gruselig finden. In Deutschland ist laut einer aktuellen YouGov-Umfrage jeder Fünfte zur In-Home-Zustellung bereit.

Manche Ideen benötigen gar keine neuen Schlösser und smarte Funktionen, sondern waren die ganze Zeit in Sichtweite – wie etwa Straßenbahnen. In Frankfurt testet die Verkehrsgesellschaft seit gut einem halben Jahr die Güterlieferung mit der Tram. Als Partner fungiert Hermes, der die Mikrodepots in den Bahnen per E-Transporter beliefert – derzeit nur zwei Boxen je Tram-Fahrt. Die Boxen werden zu bestimmten Abholstationen in der Stadt gefahren – die Infrastruktur muss sich für die Ausladung eignen – und von hier übernehmen Lastenräder. Die letzte Meile teilt sich also auf bereits vorhandene Schienennetzwerke und umweltfreundliche Räder auf, die weit weniger Platz brauchen als Lieferwagen und auch entsprechend wendiger sind. Michael Rüffer, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt, sieht in der Zukunft auch Potential im Gütertransport per U-Bahn. Über die Produktivität der laufenden Pilotphase wird derzeit aber noch keine Auskunft erteilt. „Es wird eventuell nicht das komplette Gebiet der Innenstadt abgedeckt, aber in schwierig zugänglichen Gebieten wie Fußgängerzonen oder dem Bereich um den Bahnhof könnte die Zustellung ein enormer Gewinn sein“, meint Marco Seibert, Depotmanager bei Hermes.

Die Idee ist nicht ganz neu, hatte man sie in Frankfurt doch schon vor zehn Jahren. Damals schien sie nicht ertragreich genug, doch im letzten Jahrzehnt stieg der Onlinehandel und damit das Lieferaufkommen, sodass eine Rückbesinnung heute attraktiver denn je erscheint.

„Enormer Gewinn“

In Wien wurde ein ähnlicher Versuch 2004 ins Leben gerufen und 2005 gestartet. Finanziert durch das BMVIT übernahmen Straßenbahnen kleine Lieferungen, so wie zuletzt vor 50 Jahren. Der Versuch wurde allerdings bald eingestellt. Zum einen sollen Kunden wenig Interesse an der Alternative gezeigt haben; zum anderen war die Technik ein Problem. „Die Herausforderungen waren weniger die Gleisinfrastruktur, sondern bei den Entladestationen zu finden, da an den Haltestellen nicht überall Ladekräne installiert werden können“, sagt Angelika Winkler von der Magistratsabteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung.

Seither sind aber einige Jahre vergangen. 2018 stiegen laut einer E-Commerce-Studie durch den Handelsverband die Ausgaben im Internet-Einzelhandel auf die Rekordhöhe von 7,2 Milliarden Euro. Nicht nur kauften bereits bestehende Shopper mehr ein, auch kamen zwei Prozent neue Einkäufer dazu. Der Mobile Commerce wuchs sogar um 20 Prozent. Das bedeutet Volumen und Herausforderungen an die Logistik der letzten Meile, dass das einst mangelnde Interesse an der Tram-Alternative heute ganz anders aussehen könnte.

Tram und Treter in Kooperation

In Deutschland spricht man ebenso von einem Boom im Onlinehandel. Zwischen 2010 und 2017 kamen für die fünf größten Paketdienstleister 570 Millionen zusätzliche Sendungen hinzu. Der Logistik-Professor Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt University of Applied Sciences spricht von zehn Prozent Wachstum bei Privatbestellungen jedes Jahr. Dazu kommen steigende Forderungen – in US-Städten wollen zwei Prozent der Besteller ihre Sendungen noch am selben Tag erhalten. Dieses Verlangen macht sich vor allem unter Millennials bemerkbar, weshalb eher mit einem Anstieg der Ansprüche zu rechnen ist. Auch wegen Same-Day-Versprechen macht die letzte Meile bereits 28 Prozent der Gesamtkosten bei einer Lieferung aus.

Dass Lösungen hermüssen, setzt sich nicht nur bei den gestressten Logistikbetrieben oder Umweltschützern durch – sondern auch bei Produzenten. Von VW kommt daher noch dieses Jahr ein neues Cargo-E-Bike auf den Markt. Das Pedelec unterstützt den Fahrer mit einem Mittelmotor bis zu 25 km/h, die Reichweite beträgt 100 Kilometer. Was bei dem neuen Produkt von Volkswagen Nutzfahrzeuge aber wirklich neu sein soll, ist die Neigetechnik. Dank dieser wird laut Herstellerangaben das Transportgut ausbalanciert, wenn sich der Fahrer in die Kurve legt, und bleibt waagerecht. Wenn sich die Straßenbahn-Methode durchsetzt, könnten solche Cargo-Bikes womöglich die letzte Meile der letzten Meilen übernehmen.

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